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Gottes neue Wirklichkeit

Emanuel Hunziker Emanuel Hunziker

Die Wahrheit ist das, was wahr bleibt, auch wenn ich gestorben bin. Demut gründet darin, dass ich mich so einschätze, wie es der Wahrheit entspricht.

Wir leben in einer bewegten Zeit. Die Welt liegt im Wandel. Wer weiss schon, wie es weitergeht? Wir Menschen würden es gerne wissen. Einer weiss es bestimmt: Gott, Schöpfer des Universums. Er ist Herr über Geschichte, Raum und Zeit! Der Mensch denkt. Gott lenkt. Gott ist am Werk und baut sein unerschütterliches Reich inmitten einer gefallenen Welt.

Gottes Ansage:
Mein Friedensreich bleibt für immer bestehen.

Mit dem Auftrag, diese neue Wirklichkeit Gottes auf der Erde zu verbreiten, kam Jesus in die Welt. Was für ein Auftrag. Was für ein Anspruch! Kein Wunder triggerte das viele Kontroversen und tut es bis heute. Oder hast du dich noch nie gefragt, wo und wie die neue Wirklichkeit Gottes sichtbar wird?

»Die neue Wirklichkeit Gottes kommt nicht so, dass man es genau beobachten kann. Man kann auch nicht sagen: ›Schau genau hierhin oder dorthin!‹ Denn in Wirklichkeit ist die gute Herrschaft Gottes in euch, ja, sie ist mitten unter euch wirksam!« (Lukas 17,21)

Die neue Wirklichkeit – die gute Herrschaft Gottes – wirkt immer zuerst im Menschen selbst. Jesus trug die himmlische Wirklichkeit in sich und multiplizierte sie in alle, die an ihn glaubten. Jesus bastelte nicht krampfhaft verbissen an einer selbstherrlichen Influenzer- oder Weltherrscher-Karriere. Im Gegenteil, er lebte und starb, um dadurch die neue Wirklichkeit Gottes für alle Menschen zugänglich zu machen. Dieses selbstlose Verhalten ist uns Menschen fremd. Wir denken von Natur aus zuerst an uns selbst.

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Demut als dritte Option

Der Zeitgeist sagt:
Ich, mich, meiner, mir – Lieber Gott, segne uns vier!
(Björn Schäfer)

Eine Welt voller selbstverliebter Narzissten und ängstlich um sich selbst kreisender Neurotiker. Die Philosophien und Religionen erkennen dieses Problem und verordnen mehrheitlich asketische Übungen um Gegengewicht zu geben. Jesus hingegen lebte eine dritte Option! Er drehte sich weder selbstverliebt oder ängstlich um sich selbst, noch versuchte er sich durch Entsagung und Askese zu einem besseren Menschen zu quälen. Er lebte aus der Kaft und nach dem Muster der neuen Wirklichkeit Gottes. Seine Sicherheit lag im Bewusstsein und der Gewissheit, dass sein himmlischer Vater ihn liebt. Das genügte ihm. Das setzte ihn frei.

Der Vater liebt mich, weil ich bereit bin, mein Leben zu opfern, um es aufs Neue zu erhalten. Niemand kann mir das Leben nehmen. Ich gebe es aus freiem Entschluss. Es steht in meiner Macht, es zu geben, und auch in meiner Macht, es wieder an mich zu nehmen. Damit erfülle ich den Auftrag meines Vaters. (Johannes 10,17f)

Jesus bietet uns das Kostbarste und Beste an, was er zu bieten hat: sein eigenes Leben! Ein Leben, frei von Ichhaftigkeit. Ich werde frei, mich für etwas zu opfern, das grösser und höher ist, als ich selbst. Frei vom Drang, höher von mir zu denken, als es der Wahrheit entspricht. Frei von Minderwert.

Wahre Demut bedeutet nicht, gering von sich selbst zu denken, sondern weniger an sich selbst zu denken. (C.S.Lewis)

Weniger an sich selbst denken, wie geht das? Indem wir uns einer Aufgabe hingeben, die höher ist als wir selbst. Jesus lebte ganz für seinen Gott und Vater im Himmel. Er führte Gottes Auftrag bis zum Ende aus. Diesen Lebensstil bietet er allen an, die an ihn glauben. Ein Leben als Gotteskind.

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Wie lautet das Ziel?

Die erste Frage im kleinen Westminster Katechismus aus dem Jahr 1647 lautet:

> Was ist das höchste Ziel des Menschen?

Die Antwort:

> Das höchste Ziel des Menschen ist, Gott zu verherrlichen und sich für immer an ihm zu erfreuen.

Schon mit der ersten Frage machten die Reformatoren klar, dass der Mensch sein Glück niemals in sich selbst finden kann. Der Mensch findet nur zu sich selbst, indem er von sich wegblickt und seinen Schöpfer verherrlicht und sich an ihm erfreut. So funktioniert's. Das sollen wir tun.

Tu, was du sollst, und sei ganz in dem, was du tust. (Raphael Bonelli)

Ganz bei dem sein, was wir tun, ist eine sehr befriedigende Sache, wenn wir wissen, dass wir das Richtige tun. Was dazu kommt: Das Richtige auf die richtige Art und Weise tun. Eingebettet in ein gesundes Muster von Arbeit und Erholung. Wo gesunde Beziehungen gedeihen können und Gott Raum hat. Wir sind dazu erschaffen, uns einer Sache ganz und gar hinzugeben und uns dabei ein Stück weit zu vergessen. Nicht mehr an uns selbst zu haften. Uns loslassen und uns der Freude an Gott hingeben. So lebte Jesus. Dieses Leben bietet er dir und mir an.

Ich denke nicht geringer von mir, weil ich keinen Selbstwert habe, sondern ich denke weniger über mich nach, weil mein Selbstwert in Jesus maximiert wurde. (Antonio Weil)

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Mutig dienen

Jesus beschreibt sein eigenes Wesen mit sanftmütig und von Herzen demütig. Im deutschen Sprachgebrauch kommt der Ausdruck Demut vom althochdeutschen Wort diomuoti, bestehend aus „dienen“ (dionōn) und „Mut“ (muot). Mutig dienen. Einer höheren, guten Sache dienen. Wenn die neue Wirklichkeit Gottes unser Herz erfüllen darf, werden wir wie Jesus frei, unser Leben für Gottes Auftrag zu opfern, um es aufs Neue zu erhalten.

Das Gegenteil von Hochmut ist nicht Demut, sondern Kleinmut. Demut ist die dritte, bessere Option.

Der Mensch schwankt durch die Trennung von Gott zwischen Überheblichkeit und Verzagtheit. Wenn Dinge gut laufen, sind wir stolz auf unsere Leistung und überheben uns über die, welche versagen. Wenn wir versagen, zweifeln wir an uns selbst und fühlen uns minderwertig. Narzissten sehen an sich nur die guten Seiten und verdrängen ihre Fehlerhaftigkeit und Durchschnittlichkeit. Mit solchen Menschen hält es keiner lange aus. Neurotiker drehen sich ängstlich um sich selbst und versuchen sich Anerkennung und Wertschätzung durch Leistung zu erarbeiten. Solche Menschen sind sehr anstrengend, mit ihrer "fishing for compliments" Attitüde.

Jesus sagt unmissverständlich: Allein die neue Wirklichkeit Gottes kann die Menschheit von dieser zwiespältigen Zerrissenheit befreien, indem sie unser Herz mit Gottes lebendigem Geist erfüllt, der unseren menschlichen Geist zum Leben erweckt, indem er ihn vertrauensvoll auf den himmlischen Vater ausrichtet.

Weil ihr nun also seine Söhne und Töchter seid, hat Gott den Geist seines Sohnes in eure Herzen gesandt, den Geist, der ´in uns betet und` »Abba, Vater!« ruft. Galater 4,6

Gott schenkt uns seine neue Wirklichkeit zwar ganz individuell, aber wir brauchen andere Menschen um uns herum, die auch mit Gott auf dem Weg sind. Geschwister kann man nicht auswählen. Freunde muss man bewusst wählen. Freundschaften müssen gebaut und gepflegt werden.

Die richtigen Freunde können dir helfen, Gottes Perspektive einzunehmen und aus schwersten Umständen den grössten Sieg zu machen. (Linus Trillitzsch)

Demut bedeutet darum auch, sich in eine Gemeinschaft einbinden zu lassen um zu einer offenen und verlässlichen Person heranzureifen. Mitmenschen, deren Herz auch auf Gott den Vater ausgerichtet ist, geben mir eine liebevolle, aber ehrliche Aussenansicht.

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Die Wahrheit in Person

Demut gründet darin, dass der Mensch sich so einschätzt, wie es der Wahrheit entspricht. Josef Pieper

Die Wahrheit ist das, was wahr bleibt, auch wenn ich gestorben bin. Wer sich so einschätzt, wie es der Wahrheit entspricht, findet wortwörtlich mit der Wahrheit das ewige Leben. Denn die Wahrheit ist keine abstrakte Idee, sondern eine Person: Jesus Christus.

Jesus sagte: "Ich selbst bin die Wahrheit. Ich selbst bin der Weg. Ich selbst bin das Leben. Nur durch mich findet ein Mensch zum Vater." Johannes 14,6

Ich wiederhole nochmals meine anfänglichen Worte: Wir leben in einer bewegten Zeit. Die Welt liegt im Wandel. Wer weiss schon, wie es weitergeht? Gott weiss es. Der beste Weg, sich auf das unbekannte Morgen vorzubereiten, ist Demut. Jesus ist Demut in Person. Nah bei ihm sein und leben ist der Schlüssel für jeden neuen Tag. Für jede neue Woche. Für jede Zeitepoche.

Jesus formuliert es so:

Macht es zu eurem obersten Ziel, dass sich Gottes gute Herrschaft in eurem Leben und überall ausbreitet! Setzt euch dafür ein, dass endlich die Gerechtigkeit Gottes diese Welt bestimmen kann und dass ihr selbst auch so lebt, wie es gut und richtig ist. Dann wird Gott euch alles andere schenken. Also zersorgt euch nicht mit Gedanken über die Zukunft! Denn jeder neue Tag bringt sowieso schon ausreichend Schwierigkeiten mit sich. (Matthäus 6,33)

Diese Lebenseinstellung gründet in der Wahrheit. Sie hält uns nah an Jesus. Nah an der Wahrheit und Demut in Person. Sie verbindet die Erde mit dem Himmel, die Endlichkeit mit der Ewigkeit, die Menschen mit Gott.

Demut bewirkt Freimut und befreit von Schwermut! (Emanuel Hunziker)

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