Mein Zuhause mit jedem teilen? Nein. Mein Gast sein, ja, aber mit mir zusammenwohnen? Da müssen wir schon Gleichgesinnte sein, ansonsten fühle ich mich nicht mehr wohl. In diesem Artikel erfährst du, warum das nicht nur meine, sondern auch Gottes Meinung ist, und was das für uns bedeutet.
Herr, wer darf sich aufhalten in deinem Heiligtum, wer darf wohnen auf deinem heiligen Berg? Jeder, der aufrichtig seinen Weg geht, der Gerechtigkeit übt und von ganzem Herzen die Wahrheit sagt, der nicht andere verleumdet, der seinen Mitmenschen kein Unrecht tut und sie nicht in Verruf bringt. Psalm 15,1-3
Als Mitbewohner einer achtköpfigen Wohngemeinschaft weiss ich, dass Aufnahmekriterien wichtig sind, um das erfolgreiche Zusammenleben aufrechtzuerhalten. Auch Gott scheint seine Kriterien für die Aufnahme in sein Haus zu haben.
David fragt Gott danach - wollte er sich für einen Platz in der WG Gottes bewerben? Die Antwort von Gott: Du musst perfekt sein. Das muss David sehr getroffen haben. Schliesslich hat er im Psalm vorher gerade noch den Zustand der Menschheit analysiert:
Der Herr schaut vom Himmel herab auf die Menschen. Er möchte sehen, ob es einen unter ihnen gibt, der verständig ist, einen, der nach Gott fragt. Doch alle sind ´vom richtigen Weg` abgewichen, sie sind durch und durch verdorben. Keiner handelt so, wie es gut wäre, nicht ein Einziger. Psalm 14, 2-3
Wenn David zum Schluss kommt, dass kein einziger Mensch gut handelt, muss er sich selber dazugezählt haben. Demzufolge kann kein Mensch in Gottes Haus wohnen. Die Geschichte wäre hier zu Ende (und in den meisten Philosophien und Lebensstilen der Erde ist sie auch hier zu Ende), wenn David in einem berühmten Psalm etwas später nicht folgende Aussage gemacht hätte:
Nur Güte und Gnade werden mich umgeben alle Tage meines Lebens, und ich werde wohnen im Haus des Herrn für alle Zeit. Psalm 23,6
Ich fasse nochmals zusammen. Um in Gottes Haus zu wohnen, müssen wir perfekt sein. David sagt jedoch, dass kein Mensch gut ist. Wie zum Geier hat er es dann geschafft, dass er für immer in Gottes WG wohnen darf?
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Ein sonderbares Selbstzeugnis
Eigentlich gibt es nur zwei Möglichkeiten:
A) Gott hat seine Aufnahmebedingungen geändert.
B) David hatte es geschafft, gut zu leben.
Zu A): Na ja, Gott ist nicht bekannt für grosse Änderungen. Er steht zu seinem Wort. Was er einmal gesagt hat, das macht er nicht rückgängig. Das hat vor allem mit seiner Person zu tun, die sich nie verändert. Unsere WG-Aufnahmebedingungen ändern sich auch nur, weil wir uns verändern.
Dann bleibt nur noch B übrig. David hatte es wirklich geschafft, gut zu leben. Das bezeugt er auch mehrmals in seinem Leben:
Weil meine Hände rein waren von aller Schuld, hat er mir Gutes vergolten. Denn ich achtete auf die Wege des Herrn und hielt mich an sie; ich habe mich nicht von meinem Gott losgesagt. Alle seine Rechtsbestimmungen standen mir vor Augen, seine Vorschriften habe ich nicht verworfen. Ich hielt mich mit ungeteiltem Herzen an ihn, ich hütete mich davor, schuldig zu werden. Psalm 18, 21b-24
Doch Moment mal... gemäss dem biblischen Bericht hat er viele Dinge getan, die seinem Selbstzeugnis über seinem Leben widersprechen. Er hat Ehebruch begangen mit Batseba, hat dafür ihren Mann ermorden lassen und hat aus selbstsüchtigen Gründen eine Volkszählung initiiert. Leidet David unter Gedächtnisverlust?
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Der Handwerker am Werk
Nach seinem Ehebruch mit Batseba betet David folgendes Gebet:
Schau nicht weiter auf die Sünden, die ich begangen habe, sondern lösche meine ganze Schuld aus! Erschaffe in mir ein reines Herz, o Gott, und gib mir einen neuen, gefestigten Geist. Psalm 51, 11-12
Das hebräische Verb für «erschaffen» kann auch mit «herstellen» oder «erneuern» übersetzt werden. Dieses Handwerkerverb verwendet David, weil er daran glaubt, dass Gott ihn von innen her verändern kann.
Weil David aufgrund der Aufnahmebedingungen in Gottes WG nicht reinkommt, hat er Gott gebeten, seinen inneren Menschen so neu zu schaffen, dass er die Bedingungen erfüllt. David hat also nicht gut gelebt, Gott hat ihn neu geschaffen.
David hat somit eine tiefe Realität verstanden, die heute für dein Leben gilt: Wenn du Gott darum bittest, dir ein neues Leben zu schenken, wenn du wirklich umkehrst und ihm das Bestimmungsrecht gibst, erschafft dich Gott neu.
Er denkt nicht mehr an deine Schuld, du darfst so vergesslich sein, wie es David in Psalm 18 scheinbar ist. Er sieht dich durch eine andere Brille, weil er dich neu gemacht hat. Dann darfst du für immer mit Gott in seiner WG wohnen. Und wenn es dazu kommt, dass du dich wieder von Zuhause entfernst, darfst du Gott jederzeit fragen, dass er dein Herz erneuert - der Zugang in die WG ist immer offen. Welcome home!
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Hast du die Psalmen bereits für dich entdeckt? Sie sind Lieder von Menschen, die Gottes Nähe erfahren haben. Dieser Artikel ist aus meinem persönlichen Psalmstudium entstanden. Die Psalmen sind eine gute Möglichkeit dafür, dass ich ein Gebet bereit habe, wenn mir die Worte zum Beten fehlen.