Die Kaleo Jugi besuchte am Auffahrts-Wochenende die landeskirchliche Gemeinschaft Jahu in Biel und hat gelernt, was es bedeutet, mittendrin zu sein statt nur dabei.
Samstagnachmittag, die Frühlingswärme ist mit blauem Himmel und duftenden Blumen besonders gut spürbar. Die Jungs der Kaleo Jugi baden im Bielersee bei stattlichen 13 Grad Wassertemperatur. Alle aus der Jugi? Nein, ein Leiter sitzt auf der Wiese des Strandbades auf seinem Strandtuch und schaut dem lustigen Treiben zu, während er sich die Worte für einen Blogeintrag überlegt. Er möchte auch ins Wasser, denn er liebt das Wasser, doch mehrere Dinge halten ihn davon ab: Erstens hat er seine Badehose bewusst zuhause liegengelassen, zweitens ist das Wasser ja schon sehr kalt, und drittens möchte er sich nicht den Blicken anderer aussetzen.
Die Jungs der Jugi kümmern solche Einwände wenig. Der eine hat ebenfalls seine Badehose nicht dabei – er badet einfach in seiner Unterhose. Ein weiterer taucht in den See ein, kommt zurück und jammert darüber, wie kalt es sei, um sogleich wieder ins Wasser zu springen. Und ein Dritter stolziert mit seinem Bauch umher, als ob dieser nicht existiere.
Der Grund für diese Episode: Die Kaleo Jugi besuchte die landeskirchliche Gemeinschaft Jahu auf der Auffahrtskonferenz «Ufbruch» derer Jüngerschaftsschule «Master's Commission». Die Konferenzleitung hatte die spontane Idee, sie könnten die Predigt vom Freitagmorgen mit einem Bad im Bielersee gleich in die Tat umsetzen. Autsch, da hat sich das Predigtthema an diesem Samstagnachmittag in seiner ganzen Vielfalt ausgewirkt...
«Kommt mit, dann werdet ihr es sehen»
In der besagten Predigt hatte der Pastor der New Life Bern, David Wöhrle, über das Eintauchen gesprochen. Man könne alles wissen über Gewässer (er hatte das Beispiel der Aare genommen), dessen topografische Beschaffenheit, deren hydrologischen Eigenschaften oder die Effekte des Badens auf Körper, Seele und Geist. Es könne dennoch bei Wissen bleiben, ohne das Wasser erlebt zu haben. Erst wer ins Wasser eintauche, erlebe das Wasser – zuschauen bringe kein Leben.
Das gelte auch für unser geistliches Leben: Wir könnten nur dabei zuschauen, was andere mit Jesus erleben, und unseren Kopf mit Wissen über Gott füllen, anstatt selbst mit Jesus zu sein – dabei, anstatt mittendrin. Die Bibeltextstelle zur Predigt ist Johannes 1,35-39, wo Jesus seine ersten Jünger beruft:
Am nächsten Tag stand Johannes wieder am gleichen Ort; zwei seiner Jünger waren bei ihm. Da ging Jesus vorüber. Johannes blickte ihn an und sagte: »Seht, dieser ist das Opferlamm Gottes!« Als die beiden Jünger das hörten, folgten sie Jesus. Jesus wandte sich um und sah, dass sie ihm folgten. »Was sucht ihr?«, fragte er. »Rabbi«, erwiderten sie, »wo wohnst du?« (Rabbi bedeutet »Meister«.) Jesus antwortete: »Kommt mit, dann werdet ihr es sehen.« Da gingen die beiden mit ihm; es war etwa vier Uhr nachmittags. Sie sahen, wo er wohnte, und blieben für den Rest des Tages bei ihm.
Jesus lud sie ein, zu sich nach Hause zu kommen. Da durften sie bleiben. So wussten sie nicht nur von ihm, sie erlebten ihn an dem Ort, wo er zuhause war.
Photo by yara machado / Unsplash
Lernen von den Jugendlichen
So sitzt nun der Jugileiter da, am Strandbad, und die Botschaft trifft ihn nochmals in ihrer ganzen Bedeutsamkeit. Was hält ihn davon ab, Jesus zu begegnen, ihm nachzufolgen in sein Haus? Und was könnte ihn dabei unterstützen?
- Er sabotiert vielleicht günstige Gelegenheiten zur Begegnung mit Jesus durch seine vielen Beschäftigungen, ähnlich wie mit der Badehose, die er zuhause gelassen hat. Er sollte seine Kreativität nutzen, um Raum und Zeit für eine Begegnung zu schaffen, wie der Jugendliche, der in der Unterhose badet.
- Ahnt er, dass Jesus Themen in ihm bewegen könnte, die unangenehm sind wie die Wassertemperatur eines Schweizer Sees im Mai? Er sollte sich vor Augen halten, dass solche Momente aber lebendig und mutig machen, mutig wie der Jugendliche, der sich voll Energie erneut ins Wasser stützt.
- Oder fürchtet er sich davor, was andere von ihm halten können, wenn er Jesus konsequent nachfolgt? Er sollte sich auf die Begegnung mit Jesus konzentrieren und auf ihn schauen wie der Junge, der seinen Bauch vergisst in der Freude auf das Wasser.
Was den Jugileiter in jenem Moment bewegt hatte, ist unbekannt. Doch eines ist sicher: Das Eintauchen in die Beziehung mit Jesus verändert alles: Es schafft in der Realität Leben, löst Ängste und ändert die Perspektive.
Richtig erfrischend.