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Begegnung & Innehalten

Sara Schneiter Sara Schneiter

Ohne dass wir uns auf einander zu bewegen, begegnen wir uns kaum. Für eine Begegnung braucht's Bewegung. Doch ohne, dass wir unsere Bewegung unterbrechen, werden wir aneinander vorbeigehen und uns ebenfalls nicht begegnen. Für eine Begegnung braucht es auch ein Innehalten. Und darüber möchte ich in diesem zweiten Teil schreiben.

Ich glaube dieses Phänomen kennen wir alle: Viele Menschen an einem Ort, z.B. im Zug, in einer Stadt, an einem Anlass und doch fühlst du dich allein. Einsam. Mag sein, dass du äusserlich nicht allein bist, du bist von Menschen umgeben, vielleicht sogar in Gespräche verwickelt, aber die Worte kommen nicht an, sie berühren dein Herz nicht, sie plätschern an dir herunter. Oder du kannst das, was dich wirklich bewegt, nicht teilen.

Lebe jetzt

Für eine Begegnung müssen wir ganz im Hier und Jetzt sein, denn Begegnungen können nur in der Gegenwart stattfinden. Bin ich körperlich da, aber gedanklich oder emotional woanders, geht so vieles an mir vorbei. Ein Beispiel: Mein Sohn erzählt mir, was er erlebt hat und ich überlege gleichzeitig, was ich noch auf meine Einkaufsliste muss. Wie schnell passiert mir das... Und wie schnell ist der Moment, in dem mein Sohn mir etwas erzählen möchte, wieder vorbei und kann so oft nicht mehr nachgeholt werden.
"Fenster", die auf- und auch wieder zugehen, nannten sie diese Momente in einem Elternkurs. Auch bei uns Erwachsenen gibt es diese "Fenster", ich nenne sie mal "Herzens-Momente". Momente, in denen unser Herz offen ist, tiefe Begegnung und Berührung stattfinden kann, es intim (im Sinne von sehr persönlich) werden darf. Es gilt also diese offenen Fenster zu nutzen, nicht vorbei gehen zu lassen. Doch dazu muss ich mich unterbrechen lassen. Überhaupt wahrnehmen, dass das Fenster offen ist.


Photo by John-Mark Smith / Unsplash

In unserer Beziehung zu Gott ist es ebenso: Gott ist da, immer und überall. Selbst an "gottverlassenen Orten" lässt er sich finden. Er lebt im Hier und Jetzt und wartet auch in der Zukunft bereits auf uns. Sein "Fenster" ist offen. Und er ist willig. Er möchte uns begegnen.

Gott fragte Adam im Garten: "Adam, wo bist du?" Ich glaube, er fragt auch mich und dich immer wieder: "Wo bist du?" Nicht verurteilend, sondern voller Liebe. Voller Leidenschaft. Er möchte uns helfen, uns vom Müll - wie es Ramon Baumann treffend in seinem Blogpost definiert hat -, der uns zudeckt zu befreien. Er will uns lehren uns aufs Wesentliche zu konzentrieren. Im Auge des Sturms zu leben: im Hier und Jetzt. In der Ruhe bei Ihm. Da lenken uns die Sorgen und Freuden des Alltags nicht mehr ab. Denn seine Nähe sättigt jeden Hunger und Durst in uns. Seine Nähe hilft uns bei uns selbst zu sein und somit offen für andere.

Glaube Gott

In Jesus Christus dürfen wir sehen, schmecken und erfahren, was echte Liebe bedeutet. Denn er hat den ultimativen Liebesbeweis bereits erbracht: Sein eigenes Leben hat er für dich und mich hingegeben. Grössere Liebe gab es nie, gibt es nicht und wird es nie geben! Du wirst nie mehr geliebt sein, als du es jetzt schon bist. Von deinem Vater im Himmel.

Kannst du glauben, dass dies für dich zutrifft? Dass du so sehr geliebt bist, dass Jesus bereit war sein Fest im Himmel - die überwältigende Schönheit der Gegenwart Gottes - zu unterbrechen, um dir zu begegnen?

Denk darüber nach und mach dein Herz auf. Nimm diese Liebe an, sie wird dich freimachen.

Liebe andere

Liebe hat immer mit der Hinwendung vom Ich zum Du zu tun. Als Menschen neigen wir dazu, um uns selbst zu kreisen. Im Gebet öffnen wir uns für das göttliche Du - und werden dadurch liebensfähiger, denn auch in Beziehungen zu Menschen brauchen wir die Fähigkeit, uns tatsächlich dem Gegenüber zuzuwenden und nicht nur auf unsere eigenen Wünsche und Meinung fixiert zu bleiben.
Dr. Johannes Hartl

Jesus hatte ein Leben des Gebets. Des sich immer wieder Hinwendens zu Gott, dem Vater. Er hat am Herzen des Vaters gelebt und war dadurch fähig, Menschen zu begegnen. Wahrzunehmen, wo sie stehen und sie dort abzuholen. Er hat Menschen in ihren ganzen Unzulänglichkeiten ausgehalten. Er hat sich selbst zurückgestellt, nicht für seine Vorteile gekämpft und nicht seine eigenen Ziele verfolgt. Er war Gott gehorsam. Er gab sein ganzes Leben für andere und kam dabei nicht zu kurz. Was für ein Vorbild!

Homem orando no bosque em Cachoeira, Bahia, Brasil.
Photo by Naassom Azevedo / Unsplash

Diese Liebe ist in dieser Welt rar geworden. Und in der Kirche? In meinem Leben stelle ich fest, wie schnell ich voll von meinen eigenen Dingen bin. Wie schnell ich das Gegenüber verpasse.

Der Weg hin oder zurück zu dieser Liebe ist das Gebet. Lasst uns Raum schaffen für persönliches Gebet, für Zeit in Gottes Gegenwart. Da kann er seine Liebe in unsere Herzen ausgiessen. Und der Rest kommt von selbst: Wir werden fähig sein Menschen zu lieben, die sich selbst nicht als liebenswürdig sehen. Und die Auswirkung davon ist genial.

Denn Jesus verspricht uns:

An eurer Liebe zueinander werden alle erkennen, dass ihr meine Jünger seid.

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