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Auf Reisen

Joanna Hunziker-Merk Joanna Hunziker-Merk

Das Leben ist eine Reise. Wir haben verschiedene Stationen, die wir durchlaufen. Wohin geht die Reise eigentlich? Wer ist dein Reiseleiter?

Ich bin sehr gerne unterwegs, liebe die Atmosphäre am Flughafen, die vielen Menschen mit verschiedenen Destinationen aus ganz unterschiedlichsten Gründen. Start und Landung ist eine coole Sache. Auch der gefährlichste Moment eines Fluges. Sich an die Sicherheitsvorschriften halten, lohnt sich auf jeden Fall. Auch wenn kaum mehr einer zuhört, wenn die Abläufe erklärt werden. Ich habe während meiner Zeit als "Flight Nurse" bei der Rega einiges von den erfahrenen Piloten gelernt. Immer die Schuhe anbehalten während Start und Landung. Sitzreihen zählen bis zum nächsten Notausgang, kontrollieren, ob die Schwimmweste unter dem Sitz ist. Kleinigkeiten, die dir das Leben retten können. Auf die Anweisungen des Flugpersonals hören. Es ist ja definitiv ein Wunder, wenn wir lesen, wie schnell ein Flugzeug im Notfall evakuiert werden konnte. Alles dank gut ausgebildetem Personal und Passagieren, die auf die Anweisungen hören. Und kein Handgepäck mitnehmen! Alles zurücklassen und nichts wie raus. Radikal.

Botschaft der Orientierung

An der Credo Lead Konferenz, die wir mit einer Gruppe aus unserer Kirche besuchen durften, hörten wir wertvolle Inputs. Einer war, dass die entscheidenden Fragen des Lebens wohl diese sind und bleiben:

Woher kommen wir?
Wer sind wir?
Wohin gehen wir?

Was würdest du antworten?

Ich habe vom Hauptreferent Stefan Vatter gelernt, dass das Evangelium, also die Botschaft der Bibel über Jesus und warum er auf die Welt kam und was es möglicherweise mit mir zu tun hat und meinem Leben, eine Botschaft der Orientierung ist.

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Photo by Karen Grigorean / Unsplash

Wie würdest du die Zeit beschreiben, in der wir gerade leben? Als orientierungslose Gesellschaft wie so einige andere? Unruhige und verunsicherte Menschen? Wertezerfall, Rechtsrutsch, Machtgefüge. Systembrüche. Und wer steht über dem System? Ausserhalb? Gott. Das ist die gute Nachricht! Und doch ist er auch mittendrin, ganz nah, wenn wir seine Nähe suchen. Er ist ein Gebet entfernt. Er möchte uns durch sein Wort Orientierung geben. Sicherheit in seiner Gegenwart, Frieden in unseren Gedanken.

Jesus als mein Reisebegleiter, aber nicht nur mein Begleiter, damit ich nicht so alleine bin. Er möchte mein Reiseführer sein. Mich an eine Destination bringen, mich auf eine spannende und auch immer wieder abenteuerreiche und herausfordernde Reise mitnehmen. Turbulenzen gehören zum Fliegen dazu. Das Wetter können wir studieren, beeinflussen können wir es nicht. Gewitterzellen umfliegen, Route und Flughöhe anpassen. Stets angeschnallt bleiben, auch in ruhigen Zeiten. Augen schliessen, dösen und dem Piloten und der Crew vertrauen.

Speak up

Gott stellt uns auch im Leben eine Crew zur Seite, auf die wir uns verlassen können, die uns zur Seite steht, mithilft, Anweisungen gibt. Die Kirche. Nur, wo ist die Kirche in der aktuellen Zeit? Kaum hörbar, nicht gefragt, vielleicht auch eingeschüchtert oder lieber in der christlichen Bubble. Eine traurige Realität, die so nicht gedacht war. Und sich ändern kann. Und darf. Soll, muss. Zum Guten für die Gesellschaft, Orientierung und Anker sein, anstatt verstaubt und stumm. "Speak up" wird es in der Fliegerei und nun auch in der Medizin genannt. Der Kapitän ist Autorität an Board und alle Crewmitglieder werden ermutigt, sich zu äussern, wenn ihnen etwas auffällt, das nicht gut läuft. Ein Geruch im Galley, möglicherweise Eis auf den Tragflächen, whatever. "Götter in weiss" in der Medizin, der Chefarzt hat das Wort, keiner widerspricht. Im Flugzeug stürzen alle ab, wenn Fehler passieren, im Spital nimmt "nur" der Patient Schaden. Die einen lernen nun von den andern und jeder ist ermutigt, sich zu äussern. Es geht um Sicherheit. Und Sicherheit brauchen wir alle. Jeder von uns. Gott ist ein Gott, der spricht. Gott fordert uns auf, unsere Stimme hörbar zu machen als Kirche, Antworten zu geben auf Fragen, die gestellt werden.

Aus dem Flugzeugfenster schauen, der Sonne entgegen, hoch über den Wolken. Egal wie das Wetter ist, die Sonne sehe ich aus dem Flugzeug, wenn ich tagsüber unterwegs bin! Wie gut ist es, mal abzuheben, aus dem Grau des Alltags. Perspektivenwechsel ist überlebenswichtig! Jemand reagierte auf meine Instagram Story und schrieb, wohin ich denn schon wieder unterwegs sei, ich würde einfach mein Leben leben, das fand er gut. Eine Arbeitskollegin fragte mich, ob ich wieder mal unterwegs sei nach London, meiner Herzensstadt. Leider nein, war meine Antwort. Gerne bald wieder. Unser Leben leben wir, lebe ich, nicht immer geht es an die Destination, die ich mir wünsche, weil es nicht nur um mich geht. Da ist jemand, der mich ans Ziel bringen möchte und da gibt es Stationen, die mir helfen, mich zurüsten, mich befähigen. Orte, die mir gefallen und ich Neues erlebe oder das Altbekannte geniesse, Heimat. Wir brauchen beides.

Gottvertrauen

Gott möchte uns immer wieder herausfordern, unseren Blick auf ihn zu richten, auf seine Möglichkeiten, seine Anweisungen. Die Anweisung der Cabincrew rettet dein Leben. Das ist recht radikal und nicht sehr zeitkonform. Es rettet. Er rettet. Er ist der Erretter. Radikal. Voller Liebe. Gott möchte mit dir und mit mir durchs Leben gehen, unterwegs sein. Happy Landing ist garantiert! Turbulenzen inklusive. Angeschnallt sitzen bleiben empfohlen. Die Angst fliegt mit, die Hoffnung auch. Gottvertrauen.

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Photo by Pascal Meier / Unsplash

Meine nächste Reise steht bald an, eine weite Reise nach Sambia. In ein Land, das ich nur vom Hörensagen kenne. Mit der Rega war ich bereits zweimal in Kenia, um verletzte Schweizer nach Hause zu fliegen. Ich darf mit einer super und vertrauenswürdigen Crew (und meinem "best travel friend") unserer Kirche unterwegs sein und Gott ist mittendrin. Das Leben ist und bleibt spannend und Gott ist und bleibt vertrauenswürdig, auch in den Stürmen und Turbulenzen. Das Flugzeugt hält dem Stand, mein Leben soll dies auch. Challenge accepted, ready for takeoff.

Auf Reisen
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