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Im Rhythmus der Gnade

Sara Schneiter Sara Schneiter

Ich hab mir immer ein Gebetsleben gewünscht, war fasziniert von Menschen, die viel Zeit im Gebet verbringen und viel mit Gott erleben und hab vergeblich darauf gewartet, bis das in meinem Leben vom Himmel fällt.

Es gab Zeiten in meinem Leben, da war ich sehr hungrig nach Gott. Zeit spielte in der Gemeinschaft mit Gott keine Rolle. Oft sass ich allein in meinem Zimmer am Klavier und schüttete ihm mein Herz aus. Oder ich redete mit Jesus, wie mit einem Freund, beim Fahrrad fahren. Dann gab es Zeiten, da versuchte ich ein krasser Christ zu sein, der viel betet. Kann mich noch gut erinnern, wie ich mich in einer 24h-Gebetsliste nachts um 01:00 Uhr für eine Stunde Gebet eingetragen habe. Ausser dass ich gegen den Schlaf ankämpfte, kann ich mich an nichts mehr erinnern. Von der Opferbereitschaft, die ich damals hatte, bin ich dennoch irgendwie beeindruckt, wenn ich auch am Ziel vorbeigeschossen hab. Dann gab es eine ziemlich lange Phase, in der ich dachte "Stille Zeit" und geplante Gebetszeiten sind für religiöse Christen. Und religiös wollte ich auf keinen Fall sein. Das Ergebnis: Ich hatte das Gefühl, dass ich das nicht brauchte, betete praktisch nur noch in der Kirche und vernachlässigte die 1:1 Zeiten mit Gott mehr und mehr. Schleichend wurde anderes wichtiger. Der Hunger nach Gott hat sich damit auch davongeschlichen, so quasi verdünnisiert. Wenn ich sagte, dass ich für eine Situation bete, habe ich oft einfach daran gedacht, aber gebetet? Naja...

Neuland

Im Moment erlebe ich eine neue Phase. Wie es dazu kam, ist eine lange Geschichte, ist es ja oft Verschiedenes, das uns prägt und Veränderung herbeiführt. Die regelmässige "Stille Zeit", die in den vergangenen zwei Jahren wieder fester Bestandteil meines Lebens wurde, hat sicher dazu beigetragen - eine Tür geöffnet - dass ich nun die jetzige Phase erleben darf.

Sand of a Beach! #3
Photo by Mehdi MeSSrro / Unsplash

Immer wieder - über Jahre hinweg - kam der Impuls vom Heiligen Geist, meine Zeit dafür zu nutzen, für gewisse Anliegen im Gebet einzustehen. Ich war dann jeweils total entschlossen und voller Freude. Aber passiert ist nichts. Es hat sich nichts verändert. Ich habe weiterhin nicht dafür gebetet und hab es sogar wieder aus den Augen verloren und schlicht vergessen. Dann hab ich mir kürzlich diese Predigt von Tobias Teichen angehört. Er sprach über die Wichtigkeit von Gebet. Beim Zuhören brannte mein Herz wieder und ich wurde total überführt. Es tat mir aufrichtig leid, dass bisher keine Taten gefolgt sind, auf Gottes Reden. Ich schrieb grad den Blogbeitrag Retrospektive und so forderten mich meine eigenen Worte heraus, nun endlich Nägel mit Köpfen zu machen. Also Busse tun, umkehren und das Gebet in meinen Kalender eintragen.

Und dann kniete ich da auf dem Boden in meinem Zimmer und dachte, was um alles in der Welt mach ich hier? Was soll ich überhaupt beten? Hilfe!? Doch, ich wollte es versuchen. Und so startete mein Gebet ungefähr so: "Herr, du hast mich gerufen, ich bin hier. Aber jetzt musst du mir helfen. Ich weiss nicht, was und wie ich beten soll." Und dann ist etwas geschehen, was mir neu war: Ich fing an zu beten und der Heilige Geist erinnerte mich an einen Bibelvers. Und so betete ich einfach mit diesem Vers. Der Rest ergab sich von selbst.

Sein Rhythmus ist Gnade

Das würde ich den Rhythmus seiner Gnade nennen. Er ruft, ich komme. Ich bete, er gibt mir die Worte. Hin und her, ein Hand in Hand Wirken. Das ist Neuland für mich. Meinen Teil tun, aber nicht alles alleine tun wollen. Zu realisieren, ich bin so limitiert, dass ich gar nicht erst anfangen will. Doch wenn ich im Glauben auf sein Reden reagiere, stellt er sich zu mir und befähigt mich. (Sogar nachdem ich so lange damit gewartet habe). Ich kann mich nicht rühmen, denn das Entscheidende tut er, doch er will eben mit mir zusammenarbeiten. Er will, dass ich von ihm lerne und deshalb braucht es auch meine Schritte.

White wavy texture
Photo by Sumner Mahaffey / Unsplash

So mache ich mich immer wieder auf. Mal fühlt es sich toll an, mal trocken. Wie es auch sonst im Leben ist. Und ich fühle mich, wie eine Schülerin, eine Lehrtochter. Ich möchte lernen vom Meister und freue mich an all den kleinen und grossen Erlebnissen mit ihm, an den Gebetserhörungen, an den Bibelworten, die er mir gibt. Da gibt es noch sehr viel zu lernen. Und das ist gut so. Denn das Ziel ist nicht, dass ich perfekt bin, sondern dass ich mit Jesus unterwegs bin.

Ich weiss nicht, ob du auch solche Punkte in deinem Leben hast, wo du wüsstest, was zu tun ist, du es aber bisher nicht tust. Aus welchem Grund auch immer. Falls du das kennst, möchte ich dir Mut machen, darauf zu reagieren. Denn es gibt nicht nur den Weg der Leistung und den Weg des Wartens bis es vom Himmel fällt. Da ist ein dritter Weg: Der Weg der Gnade. Er ist schwieriger zu finden, denn er entspricht nicht unserer Natur. Doch auf diesem Weg ist Leichtigkeit und Freude. Da wirst du dein Leben zurückgewinnen. Da wirst du aufblühen.

Jesus ruft dich:

Bist du müde? Ausgelaugt? Ausgebrannt durch Religion?
Komm zu mir.
Lass uns zusammen von hier verschwinden und du wirst dein Leben zurückgewinnen.

Ich zeige dir wie man richtig zur Ruhe kommt.
Folge mir und arbeite mit mir – lerne von mir wie ich es mache.
Erlerne die ungezwungenen Rhythmen der Gnade.
Ich werde dir nichts Schweres oder Unpassendes auferlegen.
Leiste mir Gesellschaft und du wirst lernen, wie man frei und leicht lebt.
Matthäus 11,28 (The Message – Übersetzung E.H.)

Fuerteventura plant in sand
Photo by Jill Heyer / Unsplash

Im Rhythmus der Gnade
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