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Retrospektive

Sara Schneiter Sara Schneiter

Was passiert, wenn du dein Leben vom Ende her betrachtest.

Vor wenigen Wochen haben wir meine Grossmutter beerdigt. Eine Abdankung - der Moment, in dem man auf ein vergangenes Leben zurückschaut und in dem offenbar wird, was bleibt. Ein Moment, in dem man auch sein eigenes Leben aus einer anderen Perspektive anschaut. Irgendwann erfolgt der Ruf für jeden von uns, dem können wir uns nicht entziehen, meinte die Pfarrerin. Eindrücklich formuliert: Ich werde von meinem Schöpfer, meinem Herrn und Meister, gerufen in die Ewigkeit hinüber zu treten. Wann das sein wird, weiss ich nicht. Doch ich kann und darf mitgestalten, wie ich mein Leben bis zu diesem Moment lebe.

Realitäts-Check

Ich erinnere mich, als wär's gestern gewesen, an einen Workshop, den ich vor vier Jahren an der Credo Lead - einer Leiterkonferenz - besucht habe. Da musste ich nämlich eine schockierende Übung machen, die zu einem Game-Changer in meinem Leben wurde. Bist du neugierig? Ok, ich verrat's dir: Wir wurden aufgefordert drei Grabreden zu schreiben, die in unserer Idealvorstellung an unserer eigenen Beerdigung gehalten werden würden. Eine aus der Sicht eines Familienmitgliedes. Eine aus der Sicht eines Freundes. Und eine aus der Sicht eines Mitgliedes der Kirche. Was würde ich mir wünschen, dass diese Leute über mich sagen? Was für ein Mensch möchte ich gewesen sein?


Photo by Caroline Attwood / Unsplash

Der zweite Schritt war dann, sein eigenes Leben, insbesondere meine Routinen und Zeitplanung, zu reflektieren und sich der Realität zu stellen: Haben diese Dinge, die ich gerade in meiner Grabrede erwähnt habe, ihren Platz in meinem Leben? Sieht man in meinem Terminkalender, dass sie mir wichtig sind?
Sehr wahrscheinlich wird am Ende seines Lebens kaum jemand bereuen, nicht mehr Filme geschaut zu haben, etwas in den sozialen Medien verpasst zu haben oder nie einen Porsche gefahren zu sein. Viel eher werden wir bedauern, nicht mehr Zeit mit unseren Liebsten verbracht zu haben, auf dem eigenen Recht beharrt zu haben oder uns nicht mehr für eine richtig wichtige Sache eingesetzt zu haben.

Was für ein Mensch möchtest du gerne einmal gewesen sein?

Gnade für Umkehr

Meine Bilanz dieser Übung war ernüchternd. Doch es war heilsam, mich dieser Diskrepanz zu stellen und hinzusehen, wo ich Ideale habe, die ich aber nie umsetzen werde, wenn ich so weiterlebe. Die reines Wunschdenken sind. Es ist Gnade das zu erkennen, denn nun kann ich etwas ändern. Ich kann zwar nicht mein ganzes Leben von heute auf morgen umkrempeln, aber ich kann mal mit der wichtigsten Priorität - meiner Beziehung zu Jesus - anfangen. Ich kann mich auf den Weg machen. Ihm nachfolgen. Dann wird auch alles andere - meine Familie, meine Beziehungen, meine Arbeit, meine Freizeit - Schritt für Schritt an den richtigen Platz rücken.

Wir können uns nicht selbst verändern, in die Person, die wir gerne wären. So schnell fallen wir in alte Muster zurück und so schnell sind Vorsätze wieder fallen gelassen. Selbst mit viel Disziplin kann ich kein liebevollerer Mensch werden.


Photo by Caroline Attwood / Unsplash

Aber was du und ich tun können, ist bei Jesus sein. Raum schaffen in unserer Agenda um einfach unverzweckt bei ihm zu sein. Ohne Gebetslisten und Programm. Warte nicht, bis es automatisch passiert. Warte nicht, bis du dich danach sehnst. Plane es ein. Beginne klein, aber regelmässig. Tag für Tag. Vielleicht fühlt es sich unbedeutend an. Vielleicht fühlst du gar nichts. Aber tu es trotzdem. Verschwende deine Zeit in seiner Gegenwart. Schaffe eine heilige Gewohnheit mit deinem Gott zusammen zu sein. Finde deinen geheimen, einsamen Ort, an dem du mit Jesus bist. Und du wirst sehen, das Feuer in deinem Herzen wird neu entflammt, wo es erkaltet ist. Es wird wieder brennen.

Das Leben ist zu kurz, um ohne Feuer zu leben. Das Herz des Menschen ist dafür gemacht, von Gott fasziniert zu sein. Und das christliche Leben besteht darin, Jesus zu kennen und ihn zu lieben.
Johannes Hartl

Wie soll das gehen? Es gibt viele Möglichkeiten. Finde deinen Weg. Wenn du keine Zeit hast, lass etwas anderes weg. Mir hilft Bewegung, anderen ein ruhiges Zimmer mit einer Tasse Kaffee, Jesus selbst zog sich auf einen Berg oder in einen Garten zurück, frühmorgens oder in der Nacht, weil er dann ungestört war. Geheim und einsam, das scheint wichtig zu sein, denn Jesus sagt:

Wenn du also beten willst, geh in eine Abstellkammer in deinem Haus und schliess dann die Tür hinter dir zu. Dort kannst du mit deinem Vater im Gebet sprechen. Denn er ist schliesslich auch im Verborgenen anzutreffen!

Matthäus 6.6 (Das Buch)

Veränderung wird folgen

Wenn du dann anfängst seine Stimme zu hören, hör zu. Wenn du Ideen und Eindrücke bekommst, tu es. Geh im Tempo des Heiligen Geistes, im Rhythmus seiner Gnade, Schritt für Schritt. Setze Prioritäten neu. Entdecke, wozu du hier auf dieser Welt bist. Und beginne nein zu sagen, zu allem, was dagegen läuft. Gewisse Dinge werden an Bedeutung gewinnen, andere werden verblassen. Es kann sein, dass Süchte zu einem Ende kommen und Begierden ihre Anziehungskraft verlieren, gegen die du bisher vergeblich angekämpft hast. Sie verlieren ihren Halt bei dir, weil du Jesus Raum gibst in deinem Leben.

Ganz wichtig auf diesem Weg der Nachfolge bist du nicht allein. Da ist eine Kirche voller Menschen, die den gleichen Weg gewählt haben. Die vom gleichen Ruf ereilt wurden. Tausche dich mit anderen Jesus-Nachfolgern aus. Lass dich inspirieren von Brüdern und Schwestern. Betet für einander und stärkt euch gegenseitig, darin liegt grosse Kraft.


Photo by Caroline Attwood / Unsplash

To "remind yourself that you are going to die" is to remind yourself to live for your eulogy (what others talk about when we die - namely, the people we were, the fabric that made up our character, and the relationships that defined our sojourn on this earth). It's to not waste your precious, fleeting time here but to focus on what matters in the grand scheme of eternity - becoming a person of love through union with Jesus.

Sich zu daran zu erinnern, dass man sterben wird, heisst man erinnert sich an seine Grabrede (was andere über uns sagen, wenn wir sterben - nämlich, was für Menschen wir waren, wie wir gestrickt waren, und welche Beziehungen unseren Aufenthalt auf dieser Erde bestimmten). Es bedeutet seine wertvolle, flüchtige Zeit hier nicht zu verschwenden, sondern sich auf das zu fokussieren, was Ewigkeitswert hat - eine liebende Person zu werden, durch die Verbindung zu Jesus.

John Mark Comer, frei übersetzt aus Practicing the Way

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