Wer viel liebt macht sich verletzlich. Und wenn es aus eigener Kraft geschieht, geht irgendwann die Kraft aus.
Da musste ich gleich leer schlucken, letzten Sonntag als ich den Titel der Predigt hörte: Sündenbekenntnis. Wow. Was für ein Wort in unserer Zeit. Dass in der Bibel Menschen und vor allem Frauen als Sünderinnen bekannt waren und so benannt wurden, das ist mir klar. Aber heute? Hier und jetzt und in meiner Kirche? Hm. Oder ist das nur ein Wort für die Kirche? Das hab ich mich gefragt. Haben Menschen, die nicht mit Gott unterwegs sind ein Bewusstsein für Sünde und Schuld? Wenn ihnen dies fehlt, haben sie dann auch automatisch keine Schuld und Sünde Gott gegenüber?
Wir hatten Besuch von Master's Commission aus Biel. Junge Menschen und ihr Leiter kamen in die Kaleo Kirche und haben von der Jüngerschaftsschule erzählt, die sie besuchen. Wie sie Gott und sich selbst besser kennen lernen, wie sie auf ihr Handy verzichten (!) um mehr Zeit zu haben für die Gemeinschaft.
Die Geschichte aus Lukas war die Grundlage für die Predigt. Der Pharisäer Simon hat Jesus in sein Haus eingeladen, dann kam eine Sünderin und wusch Jesus mit ihren Tränen die Füsse, trocknete diese mit ihren Haaren, salbte sie mit teurem Öl. Simon im Gegenzug hatte die ganz normalen Begrüssungsrituale weggelassen! Heute denken wir, es gibt gar keine, bei jedem ist es anders und jeder macht es so, wie es für ihn stimmt. Mein Haus, meine Regeln. Mein Leben, meine Entscheidung. Damals war das anders. Jesus sagt dann zur Sünderin: Wer viel liebt, dem wird viel vergeben.
Das klingt nach bei mir. Die letzten Wochen war schwierig und herausfordernd, immer wieder kam ich in Situationen, in denen mir von anderen Menschen meine Fehltaten aufgezeigt wurden. Das ist schmerzhaft. Ich hatte es nur gut gemeint! Es fühlte sich an, als ob ich hinke und dann kommt einer und tritt mich ins Bein. Das ist unschön. Bereits nicht voll bei Kräften und dann eins obendrauf. Vielleicht hat mich deshalb diese Predigt so getriggert. Der Zusammenhang ist nicht offensichtlich, und doch merkte ich, wie der Heilige Geist da den Finger drauflegt. Auf mein verletztes Herz. Auf meine angeschlagene Seele, die es gut meint und viel lieben möchte. Wer viel liebt, macht sich verletzlich. Und wenn es aus eigener Kraft geschieht, geht irgendwann die Kraft aus.
Auftanken ist dann nötig. Nur wie? Und wo? Stecker an den Strom und gut ist. So wie beim Handy und beim Auto. Wohin mit meinen Gefühlen und meiner Scham? Meiner Wut über die Ungerechtigkeit? Meiner Verletzlichkeit? Hin zu Jesus.
Im Mittwochmorgengebet sprach der Heilige Geist gleich nochmals, obwohl ich gar nicht recht hinhören konnte, denn ich war auf dem Weg zur Arbeit. Das ist Gott, er spricht und ist gnädig, in Momenten, in denen ich es nicht erwarte. Wo Schmerz und Schwere ist, ist seine Gnade grösser.
Setze dein Vertrauen auf den HERRN und tue Gutes, nimm deinen Platz im Land ein und lass die Treue sich bei dir entfalten! Finde deine Lebensfreude im HERRN und er wird dir das geben, wonach dein Herz sich sehnt. Vertrau deinen Weg dem HERRN an, setz dein Vertrauen auf ihn und er wird handeln! Dann lässt er deine Gerechtigkeit aufstrahlen wie das Licht und dein Recht wie die Mittagssonne. Werde still vor dem HERRN und hoffe auf ihn! Ps 37: 3-7
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Gott ist ein Gott, dem wir vertrauen lernen dürfen. Ein Gott, der spricht, zu dir anders als zu mir. Hör dir die Predigt an, Gott wird zu dir sprechen, vielleicht ganz anders als zu mir. Das ist Gott, er kennt dein Herz und deine Kämpfe und möchte dir mit Gnade und Vergebung begegnen.