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Zuhause der nächsten Generation

Sara Schneiter Sara Schneiter

Jeder Mensch sehnt sich nach einem Ort der Geborgenheit, wo man bedingungslos geliebt wird und sein Potential entfalten kann. Nach einem Zuhause. So auch die nächste Generation.

Die Zeiten haben sich geändert, das spüren wir wohl alle. Es gibt immer wieder Umbrüche und Veränderungen, doch wir leben an einer markanten Schwelle der Zeit, in der sich so Vieles grundlegend verändert hat und sich am Verändern ist. Und mittendrin wächst eine nächste Generation heran. Sie kennen nichts anderes als unsere multioptionale Gesellschaft, in der praktisch alles möglich ist, in der sie eine fast endlose Anzahl an Optionen zur Wahl haben. Angefangen bei der Ernährung, über die Wahl der Hobbys, gibt es später dank unserem durchlässigen System auch in der Berufswahl viele Wege, die zum gleichen Ziel führen und nicht zu vergessen zig Möglichkeiten sich danach umzuschulen und weiterzubilden. Und der Zeitgeist der Multioptionalität macht auch vor der freien Wahl des eigenen Geschlechts und der eigenen Identität nicht halt.

So wunderbar es auch ist, mehrere Möglichkeiten zu haben, die Stress- und Überlastungssymptome der nächsten Generation zeigen, dass es das Leben nicht einfacher macht. Man kann sich in all den Optionen leicht verlieren oder gar überfordert fühlen. Ich kann es echt nachvollziehen, wenn das Stress auslöst und vielleicht sogar handlungsunfähig macht, bin ich ja selber eine Person, die sich schwer tut mit Entscheidungen und sich lieber alle Optionen offen lässt. Doch was nun? Sich nach den früheren Zeiten zurücksehnen, in denen es noch Konventionen und klare Rollenbilder gab? Erstens gibt es kein Zurück und zweitens ist das keine Lösung. Wir leben heute und müssen unseren Weg gehen. Die Frage ist: Wie finden wir unseren Weg? Wie finden wir den Mut, ihn zu wählen und die Kraft, ihn zu gehen?

Autumn reflections 23
Photo by Ricardo Gomez Angel / Unsplash

Ich glaube, eine Antwort ist, dass wir ein Zuhause brauchen. Denn, wer sein Zuhause gefunden hat, muss nicht länger in all den Optionen suchen. Wer weiss, wohin er gehört, wo er geliebt und angenommen ist, muss nicht länger alles Mögliche ausprobieren und sich in verschiedenen Disziplinen beweisen. Wer herausgefunden hat, wer er ist, muss nicht länger seine eigene Identität zimmern oder aufmotzen. Wer sein Zuhause kennt, kommt zur Ruhe. Er kann voller Vertrauen eine Option wählen und alle anderen links liegen lassen. Er geht seinen Weg, auch wenn er alleine gehen muss. Denn er hat einen Ort, wo all seine tiefsten Bedürfnisse gestillt werden.

Mir brennt dieses Thema nicht nur für mich selbst, sondern vor allem für die nächste Generation auf dem Herzen. Was brauchen sie, damit sie ihren Weg finden und gehen können? Was müssen wir ihnen mitgeben, damit sie bestehen können in dieser Zeit?

Als ich kürzlich im Wald spazieren ging und ich die Bäume um mich herum betrachtete, wurden sie mir zur Metapher: Ein Baum wächst langsam und kaum merklich. Er macht keine grossen Sprünge, er bleibt sein Leben lang an seinem Platz. Man könnte sagen, er führt ein langweiliges, unspektakuläres Leben. Andererseits ist er immer da, egal zu welcher Tageszeit man vorbeikommt. Er spendet Schatten, wenn es heiss ist, er bietet den Vögeln und anderen Tieren Lebensraum und Schutz, er produziert Sauerstoff und trägt damit zu einer gesunden, guten Atmosphäre bei. Er ist stark verwurzelt, mit dem Wasser - seiner Lebensquelle - verbunden und sein Blick ist stetig auf den Himmel ausgerichtet. Dieses Bild hat zu mir persönlich gesprochen und ich teile es hier, weil es mich auch in Bezug auf die nächste Generation inspiriert. Können wir als Eltern, Mitmenschen und als Kirche für sie sein wie diese Bäume? Ein verlässlicher Orientierungspunkt, ein Zufluchtsort, ein Ort der Geborgenheit und des Schutzes, an den man immer wieder zurückkehren kann. Ein Ort, der lebensspendend ist und die Atmosphäre zum Guten prägt. Ein Ort, an dem man nichts beweisen muss, um geliebt zu sein. Ein Ort, wo man gefördert wird und sich entfalten kann. Und ein Ort, der auf unser wahres Zuhause - den Himmel - hinweist.

Auch die Bibel spricht an verschiedenen Stellen vom Bild der Bäume:

Gesegnet ist der Mann, der auf den HERRN vertraut und dessen Zuversicht der HERR geworden ist! Denn er wird sein wie ein Baum, der am Wasser gepflanzt ist und seine Wurzeln am Bach ausstreckt, der die Hitze nicht fürchtet, wenn sie kommt, sondern seine Blätter bleiben grün; auch in einem dürren Jahr braucht er sich nicht zu sorgen, und er hört nicht auf, Frucht zu bringen.
Jeremia 17.8

Taking a walk and took an awesome shot to share with all of you.
Photo by Fred Russo / Unsplash

Dann zeigte er mir einen Strom von Lebenswasser, klar wie Kristall, der herausquoll aus dem Thron Gottes und des Gotteslammes. In der Mitte ihres Platzes und auf beiden Seiten des Stroms standen Bäume, die zwölf Mal Früchte tragen. Jeder Monat brachte seine eigene Frucht hervor, und die Blätter des Baumes dienten zur Heilung der Völker.
Offenbarung 22.2

Wir - alle vorhergehenden Generationen - sind gefragt. Gott ruft uns und nimmt uns in die Verantwortung, inspirierende Vorbilder zu sein. Finde deinen Platz am Ufer des Stromes, der aus Gottes Gegenwart quillt. Grabe deine Wurzeln tiefer und tiefer. Schaffe Raum in deinem Alltag, um aus dieser Ruhe zu leben. Das gibt dir eine neue Präsenz und es gibt dir Raum, die nächste Generation wahrzunehmen. Verbunden mit dem Lebensstrom können wir sie annehmen und lieben, wie Jesus sie liebt.

Es ist mein Gebet, dass die nächste Generation ihr Zuhause in Gott findet. Möge Gott uns als Kirche Gnade schenken, ihnen den Zugang zu diesem Zuhause zu erleichtern. Ich glaube das passiert nicht durch cooles Programm und tausend Optionen - es geschieht durch ein Leben aus der Ruhe, durch Präsenz und echte Liebe.

Und es geschieht durch Gebet. Denn Worte haben Kraft. Bist du dabei die nächste Generation in dein Gebet einzuschliessen?

Zuhause der nächsten Generation
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