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Im Verborgenen

Sara Schneiter Sara Schneiter

Was wäre, wenn du nicht mehr dafür leben müsstest, Menschen zu gefallen? Der Weg dahin führt über Begegnungen im Verborgenen.

"In der Kunst sieht man meist nur die gelungenen, vollendeten Werke eines Künstlers", las ich in einem Magazin über Kunst im Raum Kreuzlingen/Konstanz. "Der ganze Entstehungsprozess eines Kunstwerks, von der ersten Idee bis zur ausgereiften Version mit allen enthaltenen Kämpfen und Freuden, bleibt der Öffentlichkeit meist verborgen. So wie all die misslungenen Werke und Fehlversuche." Was ich da oberflächlich las, während ich auf meinen Friseurtermin wartete, hängte sich irgendwie in meinem Herzen fest und bewegt mich noch immer.

Ist es nicht im Leben auch oft so?

Im Leben von Jesus war es zumindest ähnlich: Über die ersten 30 Jahre seines Lebens berichtet die Bibel nur ein paar Eckpunkte. Die vier Evangelien erzählen praktisch nur aus den 3 Jahren seines öffentlichen Auftretens. Was ist wohl in den ersten 30 Jahren im Verborgenen geschehen, dass er zu dem Menschen wurde, der er war? Wie hat Jesus seine Tage gestaltet? Das würde mich interessieren! Aber es bleibt ein Geheimnis und das ist gut so.

Einmal überspringen bitte!

Als ich das Handlettering für mich als kreativen Ausgleich zum Alltag entdeckte, teilte ich praktisch alles, was mir gelungen schien in den sozialen Medien. Ich checkte regelmässig die "Likes" und es freute und animierte mich weiterzumachen, je mehr Herzchen ich bekam. Das kann's doch nicht sein, denkst du jetzt vielleicht. Tja, ich weiss noch genau, wie ich zu meiner Schwester sagte: "Eigentlich will ich einfach berühmt sein, viele Fans und Follower haben, die mich bestätigen." Sie war entsetzt und meinte, ich würde es doch für mich tun. Doch ich realisierte: Äh, nö, eigentlich nicht. Und den Weg gehen, bis man so gut oder so erfolgreich ist, will ich auch nicht wirklich. Einmal Abkürzung bitte! Direkt zu den vollendeten Kunstwerken, keine Misserfolge, Fehlversuche oder mühsames Suchen nach Inspiration. Kennst du solche Gedanken auch?
Meine Motivation kreativ zu sein war die Bestätigung anderer, die ich dadurch erhielt.

a humpback whale breaches unexpectedly // summer 2016
Photo by Amy Humphries / Unsplash

Was nun? Ich bekam den Impuls, mir selbst Rückzug in die Verborgenheit zu verordnen, eine Selbstschutzmassnahme, die ich schon in anderen Bereichen meines Lebens als wirksam erlebt hatte. Konkret: Ich entschied mich vorerst mal nichts mehr zu teilen. Einfach kreativ zu sein, weil es mir Freude macht. Hab ich weniger gestaltet? Die ersten Monate ja, definitiv. Doch dann hab ich langsam zurückgefunden zur intrinsischen Motivation und das Handlettering wurde mehr und mehr zu einem kreativen Ausdruck von dem, was mich innerlich bewegte.

Das Geheimnis der Verborgenheit

Im Verborgenen liegt ein Geheimnis verborgen, das es zu entdecken gilt. Ich bin überzeugt, Gott selbst liebt es im Verborgenen etwas zu schaffen. Aus purer Freude. Aus Liebe. Um seiner selbst willen. Ich denke dabei an all die atemberaubenden Sonnenaufgänge, die unbeachtet bleiben, weil wir sie gerade verschlafen. An jedes Baby, das, im Bauch der Mutter verborgen, heranwächst. An all die Wunder der Natur, die existieren ohne, dass wir sie wahrnehmen oder verstehen.

South Jetty Road
Photo by Greg Becker / Unsplash

Und ich spüre immer wieder Gottes Ruf, seine Einladung, mit ihm im Verborgenen zu sein. Mich zurück zu ziehen von den Blicken der Menschen und mich seinem Blick auszusetzen.
Diese Einladung gilt auch dir. Gottes Blick auf dir ist immer voller Liebe. Sein Herz sucht immer nach dir. Weit bevor du nach ihm fragst. Bevor du an ihn denkst.

Und wenn ihr betet, sollt ihr nicht sein wie die Heuchler, die gern in den Synagogen und an den Strassenecken stehen und beten, um sich vor den Leuten zu zeigen. Wahrlich, ich sage euch: Sie haben ihren Lohn schon gehabt.
Wenn du aber betest, so geh in dein Kämmerlein und schliess die Tür zu und bete zu deinem Vater, der im Verborgenen ist; und dein Vater, der in das Verborgene sieht, wird dir’s vergelten.
Matthäus 6.5-6

Gott ruft dich in die Begegnung im Verborgenen. Und er wird dich belohnen dafür, mit einem Lohn der weit länger anhält, als der Applaus der Menschen. Voller Freude wird er dich ansehen und du wirst mehr und mehr frei werden von dem Bedürfnis nach Bestätigung von anderen Menschen. Was wäre das für ein Leben, wenn du nicht mehr Menschen gefallen müsstest? Wenn die Bewertungen der Menschen nicht mehr an dir haften würden? Wenn du einfach tun könntest, was richtig ist? Was wäre, wenn Gott dieses Leben für dich bereit hätte und du Schritt für Schritt hineinwachsen dürftest? Kein Druck, dass du morgen frei sein musst, sondern ein stetiges, ehrliches Vorangehen und entdecken, wie sich Dinge in deinem Innern verändern.


Photo by Talia Cohen / Unsplash

Im Verborgenen wirst du geformt.
Im Verborgenen investierst du in deine Zukunft.
Im Verborgenen hast du keine äussere Stimulierung.
Im Verborgenen gibt es keinen menschlichen Lohn.
Im Verborgenen bist du nicht unbeachtet.
Im Verborgenen sieht dich der, der dir das Leben geschenkt hat.
Was du im Verborgenen Gutes tust, ist nicht umsonst.

Probier es aus in irgendeinem Bereich deines Lebens. Tu es erstmal im Verborgenen. Und stell dir den Vater im Himmel vor, der ins Verborgene sieht, wie er dich ansieht und sich freut.

Coral reef
Photo by Francesco Ungaro / Unsplash

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