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Wahrhaftige Grösse

Josua Hunziker Josua Hunziker

Wahre Grösse zeigt sich darin, trotz aller Grossartigkeit nahbar zu werden. Der Grösste aller Grossen hat es uns vorgemacht.

Nun ist er abgetreten. Roger Federer. Legende, Ikone, oder schlicht "Der Maestro". Kaum jemand, der ihn nicht gemocht hätte. Weltstar ohne Star-Allüren. Viel wurde über ihn geschrieben in den vergangenen Wochen. Und eine Beobachtung zu "King Roger" zieht sich durch: Roger Federer war ein Grosser, doch auch unvergleichlich nahbar. Beobachter schreiben, er habe immer und überall den Menschen um sich herum Achtung und Wertschätzung entgegengebracht - dem Ballmädchen, dem Security-Guard, dem Putzmann und natürlich auch seinen unzähligen Fans. Ich glaube, es ist diese Eigenschaft, welche ihn aus vielen Sport-Grössen so herausscheinen lässt.

Wir alle sind fasziniert von grossartigen Leistungen. Wir verehren Menschen, die Grosses vollbringen. Wir verehren unsere Stars, bewundern sie, himmeln sie vielleicht an. Doch wir lieben Grösse, die nahbar wird. Wir sind geradezu verzückt, wenn ein Grosser uns wahrnimmt und uns somit selbst das Gefühl gibt, irgendwie grossartig zu sein.

Timothy Keller sagte einmal in einer Predigt:

Erst wenn jemand, den du achtest, dir Achtung entgegenbringt, wirst du Achtung vor dir selbst haben können.

Oder anders formuliert: Erst wenn ein Grosser zu dir kommt und dir sagt, du seist grossartig, wirst du dich selbst als grossartig, ja, als überhaupt nur ein kleines Bisschen bedeutend sehen können. Erst wenn ein Grosser dich wahrnimmt, in dir mehr sieht als ein unbedeutender Niemand, wirst du der nagenden Unsicherheit in deinem Herzen selbstsicher in die Augen schauen können.

Und nun kommt der Clou: Selbst ein Lächeln und ein Handschlag von Roger Federer wird in dir und mir keine nachhaltige Selbst-Achtung hervorbringen können. Solche Begegnungen sind zwar beflügelnd, doch hält die Wirkung meist nicht lange an. Was wir brauchen, um selbstbewusst und selbst-wertschätzend durchs Leben zu gehen ist eine andauernde, lebendige Beziehung mit einem Grossen. Oder, noch besser: Mit dem Grössten überhaupt.


Photo by Jack Hamilton / Unsplash

Vorhang auf für das Evangelium, die gute, lebensverändernde Nachricht des christlichen Glaubens:

Jesus nannte sein Leben und seine Botschaft "Gute Nachricht". Warum? Weil der Gott, den Jesus uns zeigte, gross genug ist um mit einem einzigen Wort seiner Lippen die Sterne an den Himmel zu malen und doch persönlich genug für ein entspanntes Gespräch mit einem einzelnen Menschen. Der unbegreifliche Schöpfer des Kosmos ist auch sanft, liebevoll und persönlich.

Er ist gross genug um einen Sturm zu stillen und doch persönlich genug um geduldig, aufmerksam und mit Mitgefühl in den Augen den Unsicherheiten und Ängsten eines einzelnen Menschen zuzuhören. Er ist mächtig genug um Kranke zu heilen und doch persönlich genug um mit den Trauernden zu weinen. Er ist mächtig genug die Nationen zu ernähren und doch persönlich genug um die Brote am gemeinsamen Tisch zu verteilen.

Seine Erlösung ist grösser als jede menschliche Macht und so persönlich, dass sie jeden einzelnen von uns mit einschliesst. [...] Die Botschaft von Jesus ist eine gute Nachricht, weil es die einzige Geschichte ist, die gross genug ist für die Komplexität dieser Welt und doch persönlich genug für dich und mich um sie zu ergreifen und daran teilzuhaben.

Tyler Staton in seinem Buch "Searching for Enough" (eigene Übersetzung)

The hand of David from Michelangelo's David
Photo by Taylor Smith / Unsplash

Wir sind so berührt, so verliebt in Grösse, die sich nahbar macht, weil wir zutiefst in unserem Inneren spüren, dass nur ein Grosser, der uns persönlich nahekommt, uns aus unserer Misere von Gebrochenheit und Unsicherheit retten kann. Der Grösste aller Grossen hat es vorgemacht. Der Grösste aller Grossen hat sich nahbar gemacht. Der Grösste aller Grossen begegnet uns nicht nur kurz mit einem Handschlag, sondern lädt uns ein auf eine Reise; eine dauerhafte, verlässliche, persönliche Beziehung mit ihm. Eine Beziehung, in welcher unser Herz heilen und unsere Seele aufblühen kann.

Sein Name ist Jesus Christus. Immanuel. Gott ist mit uns.

Ein Schelm, wer in diesen Gedanken bereits einen Funken an Weihnachts-Vorfreude aufglühen sieht...

Wahrhaftige Grösse
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