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Komm, folge mir!

Emanuel Hunziker Emanuel Hunziker

Gibt es jemanden, von dem du denkst: Ich möchte so werden wie er oder sie? Eine vielschichtige Frage. Egal wie du sie beantwortest, es sagt etwas über dich aus.

Das Schweinchen Babe wusste nicht recht, wo es hingehört auf dem Bauernhof und kam auf die Idee, Schäferhund zu werden. Alle Tiere sagten ihm, dass das nicht gehe. Ein Schwein ist dazu bestimmt, geschlachtet zu werden. Doch am Ende des Films gewinnt der Bauer mit dem Schweinchen einen Schafhund-Wettbewerb.

Die Auseinandersetzung damit, wer wir sind und wer wir sein könnten, ist so alt wie die Menschheit. Je nach Epoche wird diese Auseinandersetzung anders bewertet und beantwortet. Jedes Volk und jede Kultur haben ihre Helden, an denen sie sich orientieren. Heute gilt im Westen das Dogma:

Sei einfach dich selbst. Versuche niemand anderes sein zu wollen. Lebe authentisch. Es muss am Ende für dich selbst stimmen.

Diese Haltung kommt nicht aus heiterem Himmel, sondern kam als Antwort auf die diktatorischen Regimes des Nationalsozialismus und Kommunismus, in denen das "wahre Leben" von der Regierung definiert wurde. Wer nicht ins Schema passte, wurde gefangen genommen, in Arbeits- und Straflager gesteckt oder gefoltert und getötet.

Darum denken wir heute, dass wir nur dann frei sein können, wenn niemand uns vorschreibt, wie wir zu leben haben. Eine schöne Definition. Leider stellt sie eine Scheinwelt dar. Denn als soziale Wesen können wir gar nicht anders, als uns nach Vorbildern und Lebensmustern richten, die von aussen an uns herangetragen werden.

Wem folgst du?

Jeder folgt einem Vorbild oder einer Idee. Die Frage ist nicht ob du nachfolgst oder nicht, sondern wem du nachfolgst! Wer oder was immer es ist, es ist dein Gott und bestimmt dein Leben. Schon Bob Dylan sang:

You're gonna have to serve somebody!
Du wirst jemandem dienen müssen!

Als «Christen» folgen wir Christus. Zumindest wollen wir das. Als FCTchurch wollen wir TOTAL FÜR CHRISTUS leben. Doch wissen wir eigentlich, wovon wir sprechen? Was bedeutet es, Jesus nachzufolgen?

«Jesus nachfolgen» ist ein Lebensstil, der auf drei Ziele ausgerichtet ist:

1. Bei Jesus sein
2. Wie Jesus werden
3. Tun, was Jesus tat

Warum sollten wir über diese drei Ziele Bescheid wissen? Weil der Glaube an Jesus keinen Sinn macht und kraftlos bleibt, wenn wir diese drei Ziele nicht verfolgen. Aus reiner Gnade sind wir von Jesus erlöst worden von allem, was uns davon abhält, diese drei Ziele zu verfolgen. Das Evangelium beinhaltet nicht nur, WARUM wir Erlösung brauchen und WIE diese funktioniert, sondern auch WOZU wir erlöst wurden!

Als Jesus am See von Galiläa entlangging, sah er zwei Fischer, die auf dem See ihre Netze auswarfen, Simon und seinen Bruder Andreas. Jesus sagte zu ihnen: »Kommt, folgt mir nach! Ich will euch zu Menschenfischern machen.« Sofort ließen sie ihre Netze liegen und folgten ihm. (Markus 1,16f)

Jesus trat nicht auf den Marktplatz und sagte: «Hallo zusammen. Glaubt an mich, dann werdet ihr in den Himmel kommen, wenn ihr sterbt.» Der Ruf von Jesus war sehr direkt: «Komm und folge mir nach!» Eine andere Übersetzung wäre: «Komm und sei mein Jünger!» oder: «Komm und sei mein Schüler!»

Jesus, der Rabbi

Wenn wir im 1. Jh nach Christus gelebt hätten, wären wir Jesus als Rabbi begegnet. Von den ca. 90 Gesprächen, die uns in den 4 Evangelien überliefert sind, wird Jesus in ca. 60 dieser Gespräche mit Rabbi oder Lehrer angesprochen.

Ein Rabbi war ein Lehrer, der von Ort zu Ort reiste mit seinem "Joch" (Mt 11,28), einem Ausdruck für seine Lehre, wie er die jüdische Bibel (AT) auslegte.

Jemandem folgen ist hier nicht zu verwechseln mit «Ich folge dir auf Instagram, Jesus! Ich like jedes Foto, das du postest!» Auch nicht ein Student an der Uni, der im Lehrsaal oder via Zoom Notizen macht, wenn ein Professor eine Vorlesung hält.

Einem Rabbi nachfolgen bedeutete, bei einem Rabbi in die Lehre zu gehen, alles von ihm zu lernen, als Lehrling von einem Lehrmeister, um möglicherweise, vielleicht eines Tages selbst ein Rabbi zu werden.

Jesus stieg auf einen Berg und rief die zu sich, die er bei sich haben wollte. Sie traten zu ihm, und er bestimmte zwölf, die er Apostel nannte. Sie sollten ständig bei ihm sein, und er wollte sie aussenden, damit sie seine Botschaft verkündeten und in seiner Vollmacht die Dämonen austrieben. (Markus 3,13f)

Wer einem Rabbi nachfolgen durfte, verfolgte 3 Ziele:

1. Mit deinem Rabbi zusammen sein

(»Sie sollten ständig bei ihm sein...« Markus 3,14). Das bedeutete 24 Stunden am Tag und 7 Tage die Woche. Nicht 8-17 Uhr und dann Feierabend und am Wochenende frei. Nein. Alles gemeinsam. Zusammen essen, reisen, übernachten, usw.

2. Wie dein Rabbi werden

(»Kommt, folgt mir nach! Ich will euch zu Menschenfischern machen.« Markus 1,17). Wir denken heute, Jesus hätte hier ein kleines Wortspiel gemacht um die Fischer humorvoll in seine Nachfolge zu locken. Weit gefehlt. Menschenfischer war ein bekanntes Idiom für einen Lehrer. Ein grosser «Rockstar»-Rabbi wurde «Menschenfischer» genannt, weil er dein Denken und deine Vorstellung erobern konnte. Jesus sagte also zu Simon Petrus und seinem Bruder Andreas: Ich werde euch zu grossartigen Lehrern machen. Ich bin ein grosser Rabbi und ich werde auch zu grossen Rabbis machen. Das war das Herz und die Seele einer Ausbildung unter einem Rabbi.

Wir leben in einer Zeit, in der wir v.a. darüber sprechen: «Sei dir selbst treu» – «Du bist so einzigartig wie eine Schneeflocke, es gibt niemanden wir dich im Universum» – «Du bist herausragend und so ganz anders als alle anderen».
Doch zur Zeit von Jesus war das überhaupt nicht der Fall. Da war es dein absolutes Lebensziel so zu werden wie dein Rabbi. Du folgst ihm überall hin, ahmst seine Bewegungen nach, imitierst den Ton seiner Stimme, seine Gepflogenheiten, seine Kleidung... du wolltest genauso sein wie Er.

3. Tun, was der Rabbi tut

(«Er wollte sie aussenden, damit sie seine Botschaft verkündeten und in seiner Vollmacht die Dämonen austrieben.» Markus 3,13f) Eines Tages würde der Rabbi zu dir sagen: «Jetzt bist du reif genug es selbst zu tun.» Das war das Ziel der gesamten Ausbildung. Das war deine Hoffnung als Jünger, dass dein Rabbi dir nach ein paar Jahren sagte: «Ich glaube, du hast, was es braucht. Ich glaube an Dich. Geh, und mach deine eigenen Jünger!»

Ich glaube, es ist an der Zeit, dass wir unsere Leben überdenken. Warum? Weil wir offensichtlich vom Kern der Nachfolge abgewichen sind und andere Prioritäten höher stellen. Wenn wir die Energie, die wir in Streitereien und Rechthaberei zu Covid vergeuden, stattdessen in diese drei Ziele investieren, dann werden wir stärker aus dieser Zeit hervorgehen, als wir hinein gingen. Die Chance besteht aber sehr real, dass wir Christen schwächer, zerstrittener, und gespaltener aus dieser Zeit hervorgehen, als wir hinein gingen.

Fragen zum Schluss

Wenn du willst, dass sich etwas ändert, dann musst du etwas ändern. Fange bei deiner Wirklichkeit an und fange an, von Möglichkeiten zu träumen. Dann bewege dich in die richtige Richtung. Jede Wegstrecke, egal wie lange, beginnt immer mit dem ersten Schritt.

1. WIRKLICHKEIT (ist): Wo stehst du heute?

  • Was sind deine 3 grössten Highlights darin?
  • Was sind deine 3 grössten Herausforderungen?

2. MÖGLICHKEIT (soll): Wo möchtest du in Zukunft sein?

  • Was sind deine 3 wichtigsten Erkenntnisse heute?
  • Wie sieht dein Ideal-Zustand aus?
  • Was sind die 3 wertvollsten Elemente dieses Ideal-Zustandes?

3. AKTION (handeln): Wie sehen deine nächsten Schritte aus?

  • Was gibt es für mögliche Aktionen und Strategien? (Brainstorming)
  • Welche davon erzielen mit wenig Aufwand einen grossen Unterschied?
  • Was sind deine 3 stärksten Aktionen & Strategien?
Komm, folge mir!
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