Wie kommt es, dass ein Mensch total für Christus leben will? Die Antwort handelt von Zerbruch und Neuanfang, von Versagen und Gnade, von Tod und Auferstehung.
Wo ist mein Zuhause?
Ein zerstreuter Professor ist mit seiner Familie in ein anderes Stadtquartier umgezogen. Er wohnt nicht mehr an der Birkengasse 2, sondern an der Gartenallee 43. Damit der zerstreute Professor sein neues Zuhause findet, schrieb ihm seine Frau einen Zettel: Steige an der Uni in die Buslinie 2 und verlasse den Bus bei der 5. Haltestelle, dann stehst du direkt vor unserem neuen Haus. Wie das so ist, vergisst der zerstreute Professor den Zettel zu Hause. Als er nach der Vorlesung die Uni verlässt und in Gedanken an irgendeinem philosophischen Problem herumsinniert, vergisst er wieder einmal, dass er umgezogen ist und zieht los in Richtung seiner alten Adresse. Als er bei seinem ehemaligen Haus ankommt, kommt ihm in den Sinn, dass er ja umgezogen ist, doch er weiss nicht mehr wohin. Da sieht er einen Jungen auf der Treppe sitzen und fragt ihn: Hier wohnte doch ein Professor mit seiner Familie. Weißt du nicht zufällig, wo der hingezogen ist? Der Junge antwortet: Papi, lass uns nach Hause gehen, Mutter wartet schon mit dem Mittagessen auf uns!
Vielleicht geht es dir manchmal auch so, wie dem zerstreuten Professor, der so sehr nach Lösungen auf Fragen des Lebens sucht, dass er vergisst, wo sein Zuhause ist. Der Junge hingegen weiss noch sehr wenig vom Leben, aber er weiss, wo sein Daheim ist und wie er dorthin kommt! Unsere Welt ist voller Menschen, welche die Orientierung verloren haben, die nicht wissen, wo sie zu Hause sind oder wie sie nach Hause finden können.
Ich bin nicht allwissend und habe nicht auf alle Fragen eine Antwort. Ich sehe mich eher bescheiden wie der Junge aus der Geschichte. Ich weiss, wo unser Zuhause ist: bei unserem Vater im Himmel, bei Gott. Und ich weiss, wie der Weg heisst, der zum Vater führt. Der Weg heisst Jesus Christus, der von sich sagte:
Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben. Niemand kommt zum Vater als nur durch mich. Johannes 14,6
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Viele Fragen
Wir leben in einer sehr bewegten Zeit, die ganz viele Fragen aufwirft, auf die es keine, noch keine oder keine klare Antwort gibt. Vieles werden wir erst in ein paar Jahren einigermassen sicher beurteilen können. Eine Strategie, die von Christen in jeder unsicheren Zeit angewendet wurde und bis heute wird, ist der Fokus auf die Dinge, die unveränderlich sind und bleiben: Der Fokus auf Gott und sein lebendiges Wort.
Jesus sprach: »Wenn ihr in meinem Wort bleibt, seid ihr wirklich meine Jünger, und ihr werdet die Wahrheit erkennen, und die Wahrheit wird euch frei machen.« Johannes 8,31f
Es gibt nebst den gesellschaftlichen Unsicherheiten auch Fragen, die uns als Gemeinde Jesu betreffen, als Kirche in der Deutschschweiz des 21. Jahrhunderts. Und es gibt Fragen, die ganz konkret FCTchurch betreffen. Fragen die deinen Standort hier betreffen. Was sind die nächsten Schritte? Wie geht es weiter? Wo setzen wir Prioritäten? Wie führen wir Gottes Auftrag ganz praktisch aus?
Gott hat FCT über die vergangenen 25 Jahre gebaut, geformt und geprägt. Die FCT Bewegung „For Christ Totally“ begann mit zerbrochenen Herzen, die Gnade fanden bei Gott und die er mit seinem Feuer in Brand steckte für seinen Plan und seine Absichten. Allen voran die FCT Gründer Heiner & Chris Merk, die einen existenziellen Zerbruch durchliefen und darin von Gott berufen wurden, eine neue Bewegung des Heiligen Geistes anzuführen. Viele sind ihrem Beispiel gefolgt und fanden eine geistliche Heimat in der FCT Gemeinschaft. So auch ich.
Ein existenzieller Hunger nach Gott und seinem Wort, sowie dem Wirken des Heiligen Geistes prägt FCT bis heute. Jesus nachfolgen und immer mehr werden wie er, ein Leben total für Christus, darum geht es. Das Motto lautet: Gottes Auftrag ausführen und seinen ganzen Willen tun. Daraus ist viel entstanden. Die FCT Bewegung umfasst heute rund 400 Menschen, verteilt auf 5 Gemeinde-Standorte in der Nordost-Schweiz und 2 Missionsfelder mit Gemeinden in Bulgarien und Sambia.
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For Christ Totally - Ein Lebensstil
Gott hat uns als FCTchurch reich beschenkt und gesegnet in den vergangenen Jahren. Mir scheint es, dass es da und dort zu einer Selbstverständlichkeit geworden ist. Es läuft einfach so weiter. Doch das tut es eben gerade nicht. FCTchurch ist kein Selbstläufer. FCT besteht aus Menschen. Wir sind FCT. Du bist FCT.
FCT bedeutet For Christ Totally = Für Christus total.
FCT ist ein Lebensstil!
- Ein Lebensstil der Anbetung und Verehrung Gottes
- Ein Lebensstil, der Gott im Zentrum hat, nicht den Menschen
- Ein Lebensstil, der auf die göttliche Bestimmung ausgerichtet ist
- Ein Lebensstil, bei dem Gott gross herauskommt, nicht ich
- Ein Lebensstil, der mit Gottes Eingreifen rechnet
- Ein Lebensstil, der zur menschlichen Verletzlichkeit steht
- Ein Lebensstil, der sich Gottes Gnade gewiss ist
- Ein Lebensstil, der mit dem Feuer des Heiligen Geistes brennt
- Ein Lebensstil, der auf Gottes Plan und Absichten fokussiert ist
- Ein Lebensstil, der Gott und sein Reich an die 1. Stelle setzt
- Ein Lebensstil, der zu Gott sagt: Dein Wille geschehe, nicht meiner
Wie kommt ein Mensch dazu, einen solchen Lebensstil zu leben?
Ist das nicht Eliten-Christentum? Ist das nicht ein wenig extrem? Nur etwas für Superfromme und Profichristen?
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Kapitulation
Niemand lebt einen solchen Lebensstil, nur aus dem Entschluss heraus, möglichst fromm leben zu wollen. Ein solches Vorhaben endet unweigerlich im hartherzigen und verbitterten Moralismus, wie der ältere Bruder im Gleichnis von den zwei verlorenen Söhnen in Lukas 15.
Ein Mensch kommt erst dann dazu, einen solchen Lebensstil zu leben, wenn er am Ende seiner Selbst angekommen ist. Wenn er an seiner Rebellion gegen Gott zerbricht und zur Besinnung kommt. Das ist ein Moment der Gnade. Auch ein Moment der Kapitulation. Ein Moment des Aufgebens. Ein Moment der Besinnung.
Als Rettungsschwimmer lernst du, einen Ertrinkenden, der um sein Leben kämpft, nicht zu früh zu retten, weil er dich sonst in seiner Todespanik mit sich in die Tiefe ziehen wird, wodurch du mit ihm ertrinkst. Du lernst zu warten, bis der Ertrinkende aufhört zu kämpfen. Erst dann kannst du ihn retten.
So hat es der Vater in Lukas 15 mit seinem jüngeren Sohn gemacht. Er liess ihn ziehen und sein ganz eigenes Ding machen und hat gewartet, bis dieser zur Besinnung kommt. Dieser Moment kam erst, als der Sohn alles verloren hatte, am tiefsten Punkt seines Lebens angelangt war und sich im Dreck wiederfand.
Es heisst über diesen Moment: Er kam aber zu sich selbst. Lk 15,17
Er sagte sich: Ich will mich aufmachen und zu meinem Vater gehen. Lk 15,18
König David schrieb: Ein Opfer, das Gott gefällt, ist tiefe Reue; ein zerbrochenes und verzweifeltes Herz wirst du, o Gott, nicht zurückweisen. Psalm 51,19
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Von den Anonymen Alkoholikern lernen
Bei den Anonymen Alkoholikern lauten die ersten 5 ihrer 12 Schritte zur Überwindung ihrer Alkohol-Sucht:
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Schritt 1: Wir geben zu, dass wir dem Alkohol gegenüber machtlos sind und unser Leben nicht mehr meistern können.
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Schritt 2: Wir kamen zu dem Glauben, dass eine Macht, größer als wir selbst, uns unsere geistige Gesundheit wiedergeben kann.
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Schritt 3: Wir fassten den Entschluss, unseren Willen und unser Leben der Sorge Gottes anzuvertrauen.
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Schritt 4: Wir machten eine gründliche und furchtlose Inventur in unserem Inneren.
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Schritt 5: Wir gaben Gott, uns selbst und einem anderen Menschen gegenüber unverhüllt unsere Fehler zu.
Diese Schritte folgen aus dem biblischen Prinzip der Reue und Umkehr zu Gott.
Das Hauptproblem der Menschheit
Das Hauptproblem der Menschheit ist nicht etwa Covid-19. Es ist auch nicht die Schere zwischen Arm und Reich. Nicht die Umweltverschmutzung. Auch nicht Kriege und Hungersnöte, so schrecklich diese auch sind. Paulus beschreibt das Hauptproblem der Menschheit im Römerbrief:
21 Trotz allem, was die Menschen von Gott wussten, ehrten sie ihn aber nicht als Gott und brachten ihm auch keinerlei Dank. Stattdessen verloren sich ihre Gedanken ins Nichts, und in ihrem uneinsichtigen Herzen wurde es finster. 22 Sie hielten sich für Weise und wurden zu Narren. Römer 1,21-22
Paulus macht deutlich, dass das Hauptproblem der Menschheit darin besteht, dass die Menschen Gott nicht als Gott ehren und ihm keinerlei Dank entgegenbringen. Anders ausgedrückt: Das Hauptproblem des Menschen ist: Er macht sich selbst zu Gott.
Der Mensch wurde von Gott als sein Ebenbild erschaffen: So schuf Gott die Menschen nach seinem Bilde. 1. Mose 1,27
Doch der Mensch wollte nicht nur Ebenbild Gottes sein, sondern Gott ebenbürtig!
Der im 19. Jh lebende Philosoph und Anthropologe Ludwig Feuerbach drehte die Aussage um, als er schrieb: «Der Mensch schuf Gott in seinem Bilde.» Er sah Gott nur als ein Hirngespinst des Menschen, eine Krücke für alle, die nicht fähig sind, selber zu denken. Damit bestätigt Feuerbach die Analyse von Paulus, der weiter schreibt:
Und da die Menschen es nach ihrem eigenen Urteil nicht nötig hatten, Gott anzuerkennen, hat Gott sie ihrem Verstand preisgegeben, der zu keinem vernünftigen Urteil mehr fähig ist, sodass sie Dinge tun, die sie nie tun dürften. Römer 1,28
Der moderne Mensch war sich so sicher, dass er keinen Gott mehr braucht. Es folgten im 20. Jahrhundert zwei schreckliche Weltkriege und grausame kommunistische Regimes, bei denen Millionen von Menschen ums Leben kamen. Eine weitere, traurige Bestätigung von Paulus Analyse.
Deshalb bist du nicht zu entschuldigen, lieber Mensch, wer immer du auch bist und dich zum Richter machst... Wir wissen aber, dass Gott alle, die so handeln, zu Recht verurteilen wird. 3 Meinst du denn, du könntest dem Gericht Gottes entgehen...? Römer 2,1-3
Das ist das Hauptproblem der Menschheit: Der Mensch macht sich selbst zum obersten Richter!
- Der Mensch denkt, er brauche keinen Gott als Richter
- Der Mensch denkt, er könne es schon selber «richten»
- Das Resultat sehen wir im weltweiten Unrecht.
Ein Theologe, der den Krieg im ehemaligen Jugoslawien erlebte, sagte einmal: "Nur das anerkennen von Gott als Richter über alle Menschen kann der Blutrache ein Ende setzen." Blutrache ist ein Prinzip zur Sühnung von Verbrechen, bei dem Tötungen oder andere Ehrverletzungen durch Tötungen gerächt werden.
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Wie lautet die Lösung?
Das Hauptproblem haben wir mit Paulus definiert. Doch wie kann dieser Missstand behoben werden? Wie lautet die Lösung? Die Lösung heisst: Jesus Christus! Gott wurde Mensch und hat als Mensch die Selbstsucht der Menschen und ihre Folgen mit seinem stellvertretenden Tod ein- und für allemal besiegt.
Aber was sich keiner verdienen kann, schenkt Gott in seiner Güte: Er nimmt uns an, weil Jesus Christus uns erlöst hat. 25 Um unsere Schuld zu sühnen, hat Gott seinen Sohn am Kreuz vor aller Welt sterben lassen. Jesus hat sein Blut für uns vergossen und mit diesem Opfer die Vergebung für alle erwirkt, die daran glauben. Römer 3,24
Jesus lebte für eine Sache: Gott als Gott zu verehren und ihm den ihm zustehenden Dank zu geben. Sogar am Kreuz schrie er unter qualvollen Schmerzen im Angesicht des Todes und der Trennung von seinem himmlischen Vater:
"Eloi, Eloi, lema sabachthani?" Das heißt: "Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?" Markus 15,34
Jesus ehrte Gott bis in seinen qualvollen Tod als seinen Gott: «MEIN GOTT!»
Auch Jesus erlebte Zerbruch. Nicht nur sein Herz wurde in diesem Moment gebrochen, nein, sein ganzer Leib wurde gebrochen.
Und obwohl er, Jesus, der einzigartige Sohn war, hat er doch selbst Gehorsam gelernt durch das Leiden, das er auf sich genommen hat. Hebräer 5,8
Wenn wir auf Jesus schauen, finden wir neue Hoffnung darauf, dass unsere Leben zurückfinden können in unsere ursprüngliche Bestimmung. Wir finden Hoffnung auf Befreiung von unserer Selbstsucht.
Bei den Alkoholikern ist es die Alkoholsucht, bei den Spielern ist es die Spielsucht. Aber bei allen Menschen ist es die Selbstsucht, von der wir alleine nicht frei werden können. Wenn wir uns selber von unserer Selbstsucht erlösen könnten, wäre die Welt ganz schön und wir bräuchten keinen Erlöser. Doch wir stehen unserer Selbstsucht machtlos gegenüber.
Erst durch die Erlösung von unserer Selbstsucht, werden wir zu einem Leben befreit, bei dem Gott wieder im Zentrum ist und bei dem wir Gott als Gott ehren und ihm den ihm gebührenden Dank geben.
- Darum ist Anbetung viel mehr als Liedersingen. Anbetung ist ein Lebensstil, der Gott als Gott ehrt und sich selbst aus dem Zentrum nimmt.
- Gott danken ist nicht nur ein Tischgebet. Gott danken macht die Relationen zwischen Schöpfer und Geschöpf klar. Gott ist der Geber alles Guten. Wir Menschen empfangen alles aus Gottes gütiger Hand.
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Die Liebe des Anfangs
Ich empfinde, dass uns Gott wieder zurückführt zu unseren Anfängen, zur ersten Liebe, zu den ersten Werken. Jesus spricht durch den Apostel Johannes zur Gemeinde in Ephesus:
2 Ich kenne dein Tun, deinen unermüdlichen Einsatz und deine Ausdauer. Ich weiß auch, dass du niemand ertragen kannst, der Böses tut... 3 Du hast geduldig für mich gelitten und nicht aufgegeben. 4 Doch den einen Vorwurf muss ich dir machen: Du hast deine Anfangsliebe vernachlässigt! 5 Denk einmal darüber nach, wie weit du davon abgekommen bist! Ändere deine Einstellung und handle so wie am Anfang! Offenbarung 2,2-5
Ich glaube dieses Wort von Jesus an die Gemeinde in Ephesus spricht auch in die Situation, in der sich FCTchurch befindet. Gott ruft uns zurück zu den Anfängen. Gott ruft jeden Einzelnen von uns. Gott ruft Dich!