Das Fest gehörte einst ganz den Vögeln: Der Ostervogel brachte die Ostereier. Erst ab 1700 kam der Hase ins Spiel. Doch kümmert das noch irgendeinen Vogel?
#repost: Dieser Artikel wurde am 18. April 2019 erstmals veröffentlicht.
Schliesslich ist ja alles Schokolade – ob nun als Ei, Vogel oder Hasen gestaltet. Und die entfaltet ihre Wirkung auch vor und nach dem Osterfest hervorragend. Was soll also das Getümmel um die Tiersymbole? Was kann Ostern für uns noch bedeuten? Die Vögel passen zumindest zur Jahreszeit des Osterfests. Der Frühling beginnt für viele dann, wenn sie am Morgen die ersten Vögel zwitschern hören. Nicht nur der Frühling, sondern auch der Morgen ist ja ein Neuanfang. Und so verkünden die Vögel auf doppelte Art und Weise einen Neustart.
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Sie singen im Atomschutzbunker
Einen Neustart ist das, was sich viele Menschen wünschen. Für das persönliche Leben. Nochmals jung zu sein. Dinge anders zu machen, als man sie gemacht hat. Ausser natürlich, bei Fielmann die Brille zu kaufen. Fehler wieder gut zu machen, oder gar nicht erst zu machen. Doch auch die Gesellschaft soll wieder erneuert werden. In den Schulen laufen in der grossen Pause Klimademos für eine saubere Welt. Die Zukunft, ihre Zukunft, steht auf dem Spiel. Das Titellied, das im Hintergrund läuft, stammt von K.I.Z.:
Und wir singen im Atomschutzbunker: „Hurra, diese Welt geht unter!“„Hurra, diese Welt geht unter!“ Auf den Trümmern das Paradies!
In diesem Lied träumt die junge Generation von einer neuen Welt, die frei ist von allen Problemen, mit denen man täglich im persönlichen Alltag und über die Medien zugeschüttet wird. Im Lied ist einerseits Hoffnung auf einen paradisischen Neuanfang zu hören, andererseits zeigt es auch grosse Hoffnungslosigkeit. Denn sie singen im Atomschutzbunker. Diese Generation glaubt, dass die Welt nicht mehr zu retten ist. Zu viele schlechte Kräfte haben auf komplizierte Weise miteinander die bestehende Weltlage geschaffen. Nur eine totale Zerstörung des Bestehenden wird alles neu machen. Diese Idee ist nicht neu.
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Ein Feuer, das läutert
Schon vor dem 1. Weltkrieg haben viele gesagt, ein Krieg würde wiedereinmal gut tun, würde den überspannten Weltlauf beruhigen und einen Neuanfang bringen. Quasi ein Feuer, das das Gold läutert. Immer wieder taucht dieses Motiv in der Menschheitsgeschichte auf. Auch die Hexen brennen auf dem Scheiterhaufen, damit ihre Seele gewägt werden. Doch schon in vorchristlichen Zeiten steht das Wandeln im Feuer für die Prüfung des Guten. Zwei Schlüsse kann man aus diesen Ansichten ziehen, was es für einen Neuanfang braucht:
- Das Böse, Schlechte und Falsche, das zu der alten Situation geführt hat und sie am Leben hält, muss gerichtet werden und zu einem Ende kommen.
- Was nach einem solchen 'Gericht' übrig bleibt, ist gut und lebenswert.
Doch wir müssen nicht in der Weltgeschichte grübeln, um die Wichtigkeit dieses Prinzips zu bestätigen. Jeder von uns zündet heisse Feuer an, um das von sich wegzubrennen, was ihn an sich selber stört. Wir zerschlagen unsere Schwäche mit grossen Erfolgen, überdecken unsere Angst mit der Anerkennung von Menschen, überhäufen unsere Unsicherheit mit allerlei Versicherungen und trösten uns rauschartig, weil ein grosser Druck auf uns lastet.
Ostern hingegen vertritt eine klar andere Meinung hierzu, was ein Neuanfang ist. Und an dieser Stelle zeigt sich, wieso die Vögel an Ostern einen solchen Stellenwert haben.
Die brennende Henne
Eine kurze Ostergeschichte: Als das Feuer auf dem Bauernhof lodert, legt sich die Mutterhenne auf ihre Küken und breitet ihre Flügel aus. Sie verbrennt und stirbt unter Qualen, doch ihre Küken bleiben dadurch am Leben. Anders als bei der Idee des 'reinigenden Feuers' ist hier das Feuer etwas, was die Küken bedroht. Die Henne muss die Küken vor dem Feuer schützen. Ostern sagt also im übertragenen Sinn, dass die Versuche, sich besser zu machen, nur ins Gegenteil verkehren und einen Menschen ganz zerstören.
Doch es gibt Rettung. Die Mutterhenne schützt die Küken aus ihrer Liebe für die Küken. So ist es auch bei den Menschen: Jemand anders ist durchs Feuer gegangen, um den Menschen zu retten. Deswegen feiern die Christen Karfreitag. Sie glauben, dass der Sohn Gottes, Jesus, in einem solchen 'reinigenden Feuer' gestorben ist, damit wir leben können.
Gottes Liebe zeigt sich darin, dass Jesus sein Leben für uns hingegeben hat. Zur rechten Zeit, als wir noch in der Gewalt der Sünde waren, ist er für uns gottlose Menschen gestorben.
Die Bibel, Römer 5,6
All das Böse, das Nicht-Paradisische, wird in der Bibel Sünde genannt. Die Bibel sagt, dass wir Menschen in der Gewalt dieser Sünde stehen, wie die Küken dem Feuer ausgeliefert waren. Doch wie die Mutterhenne für ihre Küken, hat sich Gottes einziger, geliebter Sohn selber dem Gericht über dem Bösen stellvertretend für uns hingegeben, damit wir darin nicht verbrennen. Jesus hat diese Rettung das Leben gekostet.
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Der Vogel aus der Asche
Der Phönix ist ein Vogel, der am Ende seines Lebens verbrennt, doch dann aus seiner Asche wieder zu neuem Leben aufsteigt. Auch er ist ein Symbol für Ostern. Die Christen glauben, dass Jesus nicht nur für unsere Fehler und Schwächen mit seinem Leben hingehalten hat, sondern dass er wieder von den Toten auferstanden ist. Wie der Phönix ist Jesus zu neuem Leben erwacht. Viele Augenzeugen haben davon berichtet.
Der Engel sagte zu den Frauen: »Ihr braucht keine Angst zu haben! Ich weiß, ihr sucht Jesus, der ans Kreuz genagelt wurde. Er ist nicht hier, er ist auferweckt worden, so wie er es angekündigt hat. Kommt her und seht die Stelle, wo er gelegen hat! […] Da stand plötzlich Jesus selbst vor ihnen und sagte: »Seid gegrüßt!« Die Frauen warfen sich vor ihm nieder und umfassten seine Füße.
Die Bibel, Matthäus 28, 5-6,9
Das Unheimliche daran: Diese Geschichte ist nicht erfunden. Der auffälligste Merkmal, das die Echtheit von Jesu Auferstehung bezeugt, ist das Zeugnis durch Frauen. Es waren Frauen, welche zuerst Jesus nach seiner Auferstehung gesehen haben. Wäre es eine erfundene Geschichte, die man hätte verbreiten wollen, würde man nicht Frauen als erste Zeugen aufführen, deren Stimme in der antiken Welt überhaupt kein Gewicht hatte.
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Jesus ist also wirklich auferstanden. Er ist wirklich Gottes Sohn und trägt die Macht, neues Leben zu schenken. Dafür steht auch das Osterei. Das Ei ist ein Zeichen für ein neues Leben. Während die Menschen auf ein Gericht hoffen, dass das Böse besiegt, behaupten die Christen, dass schon jemand gekommen ist, der für das Böse gerichtet wurde und es mit in den Tod gezogen hat. Jeder, der an Jesus glaubt, muss nicht mehr versuchen, seine Fehler und Bosheiten herauszubrennen. Er darf in Jesus ein neues Leben empfangen. Im Glauben an dieses wunderbare Geschenk besteht die Freude von Ostern.
Wann schlüpfst du aus dem Ei? Lass dir von Jesus ein neues Leben schenken. Er ist die Mutterhenne, die dich als Küken vor dem Feuer von Selbstverdammnis und innerer Gefangenschaft befreit.
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