Wir stehen am Ende eines der verrücktesten Jahre am Ende der zweiten Dekade eines immer noch jungen 3. Jahrtausends... Wobei der Begriff «stehen» wohl fehl am Platz ist — fühlen wir uns nicht eher wie Getriebene? Und wenn ja: Wer bestimmt eigentlich, wie schnell und wohin wir uns bewegen sollen?
«The shortest distance between A and B is — always under construction.»
(In etwa: «Auf einer Abkürzung wird immer gebaut.»)
Die Enttäuschung vorneweg: Dies wird keine der üblichen Betrachtungen über Weihnachten werden. Wir werden uns zwar schon noch nach Bethlehem aufrappeln und einige Betrachtungen darüber verlieren, wie zur damaligen Zeit alle wegen Quirinius bereits emsig mobil waren, und da war noch eine Gruppe von Magoi aus dem Osten unterwegs… Aber alles schön der Reihe nach.
Die grosse Revolution
Denn leider komme ich nicht umhin, erneut diese vermaledeite, umherfliegende Proteinhülle zu erwähnen, die uns ungefragt ihre RNA unterzujubeln versucht und so den Alltag eines gesamten Planeten auf den Kopf stellt. Wisst ihr noch? Die ersten Nennungen darüber tauchten in den Medien vor etwa einem Jahr auf… Muss ich es noch vorstellen? SARS-Cov-2 alias Covid-19 alias Coronavirus, der sich aktuell zum Jahresende gedacht hat, er könnte mal zur Abwechslung in The UK und Südafrika eine Mutation einlegen. Schöne Bescherung!
Was dies mit dem Unterwegssein zu tun hat? Nun — während sich die Weltgemeinschaft in dieser Zeitspanne mit der Seuche herumschlug, legte unsere Erde (samt Mond) auf ihrer Bahn um die Sonne mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von rund 30 km pro Sekunde ca. 940 Millionen Kilometer zurück… Und ich weise nur beiläufig darauf hin, dass, während diese Revolution sich innerhalb unseres Sonnensystems vollzog, dieses in einem Seitenarm der Milchstrasse im grossen Reigen der Galaxien mittanzte und sich samt dem ganzen Haufen — laut Urknalltheoretikern — Richtung Rand unseres Universums fortbewegte (der laut Katie Melua 12 Milliarden Lichtjahre von uns entfernt sein soll — «just a guess…»). Tönt das nach gewaltigen Dimensionen? Na klar! Doch sei mir die subjektive Feststellung erlaubt, dass wir es als Menschheit trotzdem noch nicht sehr weit geschafft haben.
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Die ??? (Lies: Die Drei Fragezeichen)
Nun ist es so, dass von alters her — natürlich unter vielen anderen — drei prominente Fragen nach dem Sinn von-was-auch-immer die Hirne von Philosophen landauf, landab zermarterten: Die berühmten «Woher kommen wir? Was sind wir? Wohin gehen wir?». («Und können wir auch fahren?» fügte ein Scherzkeks zur dritten Frage hinzu.)
Je nach Schule, Religion, Theologie oder Stammtisch haben sich im Laufe der Geschichte unterschiedlich vernünftige bis gar keine Antworten darauf ergeben.
Dabei lautet die Antwort auf die Frage nach unserer Herkunft aus irdischer Sicht und konfessionsübergreifend simpel und einfach (trotz Fortpflanzungstechnologie!): Aus unseren Müttern. Naturgegeben lässt sich daraus dann alles andere ableiten: Was wir sind? Menschen. Wohin wir gehen? Allesamt dem Tod entgegen.
Damit hätten wir schon einiges geklärt, z.B. die Definition der Strecke: Wir alle sind unterwegs zwischen Wiege und Grab. (Bitte jetzt keine Spitzfindigkeiten! Abtreibungsgegner*innen würden behaupten, dass es einige nicht mal ganz durch den Geburtskanal schaffen, und Hindus werden nicht beerdigt, sondern verbrannt.)
Als Folge aus obiger Erkenntnis drängt sich die nächste Frage auf: Was passiert dazwischen? Wie bildet sich das, was das Griechische so schön Biographie nennt? Nehmen wir aus adventlichem Anlass die schönste aller Biografien, das Leben Jesu, als praktisches Beispiel, müsste die Frage folgerichtig lauten: «Was geschieht zwischen Krippe und Kreuz?» (Falls du die Antwort nicht kennen solltest — was keine Schande ist! — dann hole deine verstaubte Bibel aus deinem Billy-Regal hervor, schlage die hintere Hälfte auf und lies im Neuen Testament die vier Evangelien durch — wie immer sich dein Lockdown-Setting gestaltet: Ich garantiere dir kurzweilige Feiertage, und du wirst im Nu ins nächste Jahr katapultiert!)
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Teleologie für Anfänger (nicht zu verwechseln mit Theologie!)
Ich glaube fest, dass das Unterwegssein aus biblischer Sicht in unsere Gene eingepflanzt wurde. Und zwar mit Absicht. Zum Einstieg in diesen Gedankengang nachfolgend ein paar Verse aus der Feder Heinrich Heines, einer meiner Lieblingslyriker, aus seiner «Kritik des teleologischen Denkens» — nicht gerade aus der Heiligen Schrift, aber nichtsdestoweniger einen guten Einblick in die Thematik gewährend:
Beine hat uns zwei gegeben
Gott der Herr, um fortzustreben,
Wollte nicht, dass an der Scholle
Unsre Menschheit kleben solle.
Um ein Stillstandsknecht zu sein,
Gnügte uns ein einzges Bein.
[…]
«Was will uns der Dichter sagen?», pflegen Lehrer dann jeweils in einem Anfall von Déformation professionelle jede Lyrik pseudopädagogisch zu zerstampfen, obwohl es alle schon gecheckt haben…
Das Schlüsselwort ist natürlich «fortzustreben» — wollen wir doch wieder einmal den Duden bemühen, der «streben» so definiert: «sich energisch, zielbewusst, unbeirrt, zügig irgendwohin, zu einem bestimmten Ziel bewegen».
Es gibt kein Unterwegssein ohne höheres Ziel — wer zur Arbeit pendelt, ist nicht unterwegs. Wer zum Einkaufen fährt, zum Friseur geht, auf irgendwelchen Bergen den gelben Wegweisern folgt usw., ist nicht unterwegs, sondern einfach nur mobil. Es gibt kein Unterwegssein ohne Bestimmung.
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Die Aktivierung des GPS (= God’s Positioning System)
Bereits vor Ewigkeiten hatte Gott der Allmächtige den Ratschluss gefasst, ein für alle Mal der unsäglichen Vielgötterei, die unter den Völkern der Erde grassierte, ein Ende zu setzen, indem Er sich ab dem elften Kapitel der Bibel im grossen Zweistromland aus der Stadt Ur in Chaldäa genau einem Mann namens Abram als der Eine zu erkennen gab: So kam der Monotheismus sphärenerschütternd in die Welt, und der Mann wurde zum Stammvater dreier abrahamitischer Weltreligionen, welche die Geschichte der Menschheit nachhaltig prägen sollten… Doch dazu musste der Mann zuerst in Gang gesetzt werden. Davon mehr im nächsten Artikel.
Tanz der Himmelskörper: Der Stern von Bethlehem
Um es kurz zu machen (nennt sich auf neudeutsch «Abstract»): Nach einem kurzen Zwischenstopp in Haran machte sich dann Abraham endgültig mit seiner Sippe Richtung Kanaan auf und startete die Biografie des Volk Gottes, aus dem jener hervorkommen sollte, der vor gut zweitausend Jahren an Weihnachten im Uterus Mariens als König der Juden in besagtem Bethlehem zu Seinem Rendez-vous mit dem berühmtesten Futtertrog der Welt unterwegs war — und der sich später dann sogar Der Weg nennen würde.
Und wie sattsam aus unzähligen Krippenspielen (und aus Matthäus 2) bekannt, waren die Sterndeuter aus dem Morgenland rechtzeitig von ihrer Zikkurat heruntergestiegen — was für ein Timing! —, weil die Geburt des Königs der Juden unter einer bestimmten astronomischen Konstellation sogar im fernen Mesopotamien am Nachthimmel zu sehen war.
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Zeichen am Himmel? Würde uns diese Pandemhysterie (Eigenkreation!) nicht derart alle Sinne zudröhnen, hätten wir wahrgenommen, dass das Universum sich wieder einmal zu Wort gemeldet hatte: Am 14. Dezember dieses Jahres (letzte Woche!) konnte man vom Südpazifik über Chile und Argentinien bis zum Südatlantik eine totale Sonnenfinsternis bewundern. Und was ist zu sehen, wenn der Mond die Sonne komplett verdeckt? Bingo! Die Corona. (Soll noch jemand behaupten, Gott hätte keinen Humor…)
Und hätte nicht der adventliche Lichtsmog aus zigtausenden von Glühhirschen & LED-Girlanden und der mehr als leidige Hochnebel unsere Netzhäute abstumpfen lassen, so wären wir in Ehrfurcht erstarrt und in die Knie gesunken:
In eine der dunkelsten Zeiten seit dem Ende des letzten Weltkriegs lässt der Schöpfer den Stern des Königs der Juden, der Stern von Bethlehem, erneut erstrahlen (unbedingt den YouTube-Clip anschauen!)
Seit 20 Jahren waren Jupiter und Saturn wieder einmal unterwegs, um just zum kürzesten Tag dieses Jahres am 21. Dezember 2020 das Himmelsschauspiel von damals zu zelebrieren.
Na, wenn das kein Omen ist…
Hebe deine Augen auf! Mehr Weihnachten kriegst du nicht.