Was muss ich tun, wenn ich mich in böse Machenschaften verstrickt habe und keinen Ausweg mehr finde? König David teilt seine Erfahrungen mit uns.
Dieser Artikel ist der 1. Teil einer fortlaufenden Serie mit Gedanken zum Psalm 51.
- Teil: Wenn Böses ans Licht kommt (Psalm 51,1-3)
- Teil: Sauber und rein gewaschen (Psalm 51,4-6)
- Teil: Wurzelbehandlung (Psalm 51,7-8)
- Teil: Echt und Aufrichtig (Psalm 51,8-11)
- Teil: Ein reines Herz (Psalm 51,12)
- Teil: Nah bei Gott leben (Psalm 51,13-14)
- Teil: Ein Hirte für Sünder (Psalm 51,15-17)
- Teil: Ein zerbrochenes Herz (Psalm 51,18-21)
Zurechtlegen und Schönreden
Die einleitenden Worte in Psalm 51 lauten: Ein Lied von David. Er schrieb es, nachdem der Prophet Nathan ihn wegen seines Ehebruchs mit Batseba zurechtgewiesen hatte. In anderen Übersetzungen heisst es im ersten Vers: Für den Chormeister. Ein Psalm Davids.
Ein Hinweis darauf, dass David dieses Lied nicht nur für sich privat schrieb, um im Geheimen vor Gott für seine Schuld um Vergebung zu bitten: Ehebruch mit Batseba und ein Auftrag zum Mord an ihrem Ehemann Uria, um den Ehebruch zu vertuschen. Niemand hätte davon erfahren, wenn Batseba nicht von David schwanger geworden wäre. Nach Urias Tod heiratete David Batseba und holte sie an seinen Palast. Äusserlich schien es, als hätte David alles «im Griff». Doch er hätte es besser wissen müssen.
Wir haben diese Fähigkeit, uns die Dinge zurecht zu legen und schön zu reden.
Kennst du das? Gibt es Dinge, von denen genau du weißt, dass sie eigentlich falsch sind, aber du tust trotzdem alles dafür, deinen «Grind dure z’stiere» um das zu tun oder jenes zu bekommen, was du unbedingt willst und zwar so, dass niemand es mitkriegt, weil es eigentlich ein «no-go» ist? Wir Menschen haben diese starke Tendenz in uns, dass wir uns die Dinge so zurechtlegen, dass sie für unsere begrenzte Sicht und Auffassung aufgehen. Wir haben diese Fähigkeit, uns die Dinge so zurecht zu legen und schön zu reden, dass wir am Ende glauben, wir seien im Recht und es sei nicht nur ok, sondern eigentlich ganz gut so.
Doch was dachte Gott über Davids Vorgehen?
In den Augen des HERRN aber war die Sache böse, die David getan hatte.
Gott sandte David einen Propheten, der ihn mit einer Geschichte von seiner Schuld überführte. Als David durch die Botschaft des Propheten Nathan realisierte, in welch schwere Schuld er sich vor Gott gestürzt hatte, traf es ihn wie ein Blitz aus heiterem Himmel. All das «sich die Dinge schön zurechtlegen» half nichts mehr. David realisierte, dass er mit seinen bösen Taten alles aufs Spiel gesetzt hatte. Er realisierte, dass alles, was er ist und hat, von Gott kommt, und dass Gott ihm ebenso auch alles wieder wegnehmen kann.
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Zurück ins Licht
Darum setzte David zur Flucht nach vorne an. Er schrieb ein Lied darüber und liess es öffentlich singen. Alle sollten erfahren, was er getan hatte. Es wurde sozusagen ins allgemeine Liedgut des Volkes aufgenommen und vom Chor im Gottesdienst vorgetragen.
Warum machte er sowas? Ich glaube, David wollte seiner Heimlichtuerei in Bezug auf sein Verhalten ein radikales Ende setzen. Er wollte kein heuchlerischer König sein. Es sollte kein Geheimnis bleiben, sondern alle sollten es erfahren. Er wollte echt und transparent sein.
Das war völlig unüblich in der Antike. Normalerweise haben die Könige ihre Geschichtsschreiber dazu angewiesen, nur die schönen und noblen Taten aufzuzeichnen und alles Unschöne einfach wegzulassen. Doch nicht David. Er tat genau das Gegenteil. Die Transparenz geht sogar soweit, dass Matthäus zu Beginn seines Evangeliums diese Begebenheit im Stammbaum von Jesus erwähnt.
Dieser radikale Umgang mit dem Bösen, das ans Licht gebracht und nicht beschönigt wird, ist ein entscheidendes Merkmal Davids und der Bibel in ihrer Gesamtaussage. Wir lernen, dass das Böse nur besiegt werden kann, wenn es ans Licht kommt und wir offen und transparent damit umgehen.
Die Bibel ist ein sehr ehrliches, kantiges, ungehobeltes Buch.
Die Geschichtsschreibung vom Volk Israel unterscheidet sich komplett von allen anderen Völkern zu jener Zeit. Die Bibel ist ein sehr ehrliches, kantiges, ungehobeltes Buch. Das Böse wird nicht beschönigt, sondern beim Namen genannt. Darum ist die Bibel immer wieder auch sehr unbequem und kann als lästig und bedrohlich empfunden werden. Denn wir Menschen heben lieber nur unsere Heldentaten hervor und vertuschen gerne mal unsere unschönen Seiten und unser Versagen. Typisch Mensch.
Rehabilitierte Landesverräter
Ein Beispiel aus unserer Landesgeschichte zur Veranschaulichung. Die Schweiz hat sich selbst lange für ihre neutrale Rolle im 2. Weltkrieg gelobt, bis in den 90ern in der Affäre um Christoph Meili herauskam, wieviel Gold wir den Nazis abgekauft hatten, das von enteigneten Juden stammte und wieviel Konten auf Schweizer Banken existieren, auf die jüdische Nachkommen ein Anrecht haben, was sie aber nicht beweisen können, da ihre Eltern und Grosseltern in Konzentrationslagern umkamen. Denn Göbbels stellte offensichtlich keine Todesurkunden aus. Auch das Abweisen von Juden an der Schweizer Grenze unter dem Banner der Neutralität wird heute aus einem anderen Licht betrachtet. Und Schweizer wie Paul Ernst Grüninger oder Carl Lutz, die damals Juden gegen die Bestimmungen des Staates zur Flucht verhalfen, werden heute rehabilitiert, nachdem man sie früher als Landesverräter diskriminierte.
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Hat die Schweiz jetzt deswegen alles falsch gemacht im 2. Weltkrieg? Nein. Aber ganz wichtige Dinge eben schon. Sich dem zu stellen, statt es zu beschönigen, ist enorm wichtig für unsere Nation. Hat David als König alles falsch gemacht? Nein. Er hat sehr vieles sehr richtig gemacht. Aber mit dieser einen Tat hat er alles Gute aufs Spiel gesetzt – seine Beziehung zu Gott, sein Amt als König, das Vertrauen seiner Familie, der Respekt vor sich selbst. Sein Spiel mit dem Bösen hat das Potential, alle seine guten Taten in den Dreck zu ziehen.
Die Macht des Bösen
Das lehrt uns etwas über die Macht des Bösen. Wenn wir dem Bösen Raum geben in unserem Leben, wird es alles Gute zerstören und schlecht machen. Das ist die DNA des Bösen. Der Feind Gottes, der Feind des Guten – der Teufel, wie ihn die Bibel nennt –, hat kein anderes Ziel, als das Gute schlecht zu machen, das Schöne zu verwüsten, das sorgfältig Aufgebaute herunterzureissen, das Reine zu verunreinigen, das Gesunde zu kränken, das Vertrauen zu zerstören, das Leben zu töten.
Wenn wir dem Bann des Bösen verfallen sind, gibt es nur eine Lösung: Zurück ins Licht!
Es gibt also nur einen Weg, wie wir mit dem Bösen richtig umgehen können. Wenn wir dem Bann des Bösen verfallen sind, gibt es nur eine Lösung: Zurück ins Licht!. Jeder Dämon scheut das Licht. Jeder Teufel hasst das Licht. Jede noch so verlockende Versuchung des Bösen entpuppt sich im Licht des Guten als Strohfeuer mit tödlichem Rauch.
Der Psalm 51 ist einer dieser «Ich kehre um» - Psalmen. Ein «ich bringe alles ans Licht» - Psalm. Ein «ich bin bereit alles loszulassen, wenn ich nur Dich nicht verliere» - Psalm. Ein Lied, bei dem die elementaren Aspekte von Reue und Umkehr beschrieben werden.
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Reue und Umkehr
Bei echter Umkehr, so wie sie die Bibel beschreibt, bereut man nicht nur, was man als Böse erkennt, sondern man kehrt um. Man wendet sich eindeutig und radikal vom Falschen ab, von der falschen Richtung, vom falschen «Gott», vom Götzen, den man angebetet hat.
Doch mit dem Abwenden alleine ist es noch nicht getan. Auf das Abwenden vom Falschen muss ein aktives Zuwenden folgen, ein Zuwenden zum Guten, zum Wahren, zum Echten, zum Licht: Eine Zuwendung zu Gott selbst, die Quelle von allem, was gut ist.
Es ist sehr inspirierend und lehrreich, die Stufen der Umkehr genau zu betrachten, die David durchläuft. Sie können uns helfen für unser persönliches Leben, als siegreiche Waffe gegen das Böse, das uns, unser Leben, unsere Familie, unser Haben und Sein zerstören und vernichten will.
Hier mal der allererste Schritt: David wendet sich Gott zu und spricht ihn direkt mit einer Bitte an. Er betet als erstes:
Du barmherziger Gott, sei mir gnädig! Lösche meine Vergehen aus, denn du bist voll Erbarmen!
An dieser mutigen Bitte, die David aufgrund seiner auswegslosen Verstrickung mit dem Bösen an Gott richtet, erkennen wir sofort: David lebte in einer Beziehung mit Gott. Er kennt diesen Gott. Er kommt nicht und winselt aus der Ferne irgendwelche Worte wie «ich weiss, ich bin ein Nichts und ein Niemand und du musst mir ja nicht zuhören, aber vielleicht hörst du ja doch und vielleicht hast du ja Erbarmen... hörst du mich überhaupt?» Nein! Er steigt direkt ein mit «Du barmherziger Gott». Darf er das? Wenn ja, warum?
Jetzt kann mich nur noch einer retten: Mein Gott.
Wir erkennen, welches Bild David von Gott hatte. Er kannte Gott nur als barmherzigen Gott in seinem Leben. Sein ganzes bisheriges Leben war geprägt von der Güte und Gnade Gottes. Und er weiss: Jetzt kann mich nur noch einer retten und mich aus dem Bann des Bösen befreien: Mein Gott.
Schluss-Fragen:
- Kennst Du Gott?
- Lebst du in einer Beziehung mit diesem barmherzigen Gott?
- Wenn nicht, dann ist heute der beste Zeitpunkt, um damit anzufangen!
- Wie betest du zu Gott? Wie sprichst du ihn an?
- Armselig wie ein Bettler oder vertrauensvoll wie ein Kind?
David setzte seine ganze Hoffnung auf Gottes Barmherzigkeit und bittet ihn um Gnade. Wer um Gnade bittet, gibt zu, dass er im Unrecht ist und Schuld auf sich geladen hat.
Auch wir dürfen vertrauensvoll beten: Du barmherziger Gott, sei mir gnädig!
David bittet um einen Schuldenschnitt. Er getraut sich diese Bitte, weil er weiss, dass Gott voller Erbarmen ist. Gott erbarmt sich dem Sünder, der sich mit dem Bösen eingelassen hat und nicht mehr davon loskommt. Es ist Gottes Mission, die er sich selbst gegeben hat: Die Menschen von der Macht des Bösen zu befreien! Darauf setzt David seine Hoffnung. Darauf dürfen auch wir unsere Hoffnung setzen und vertrauensvoll zu Gott beten: Du barmherziger Gott, sei mir gnädig!
- Teil: Wenn Böses ans Licht kommt (Psalm 51,1-3)
- Teil: Sauber und rein gewaschen (Psalm 51,4-6)
- Teil: Wurzelbehandlung (Psalm 51,7-8)
- Teil: Echt und Aufrichtig (Psalm 51,8-11)
- Teil: Ein reines Herz (Psalm 51,12)
- Teil: Nah bei Gott leben (Psalm 51,13-14)
- Teil: Ein Hirte für Sünder (Psalm 51,15-17)
- Teil: Ein zerbrochenes Herz (Psalm 51,18-21)