Wann hast du das letzte Mal etwas Neues gelernt? Wann hast du das letzte Mal etwas zum ersten Mal gemacht? Heute? Oder schon lange her?
Was für ein Kind normal ist – jeden Tag gibt es so viel zu entdecken, zu lernen, auszuprobieren – kommt uns Erwachsenen gerne mal abhanden. Wir wissen schon so viel, haben bereits viele Erfahrungen gemacht, stehen mitten im Leben. Eine gewisse Routine hat sich in unserem Alltag eingenistet: Schönes und auch notwendige Übel. Wir haben unsere Komfortzone gefunden und ganz ehrlich: Ich verlasse sie nur ungern.
Zu meinem Geburtstag habe ich mir nun ein Tablet und einen Stift gewünscht, um in Zukunft auch digital zeichnen zu können. Diesen Schritt habe ich lange vor mich hergeschoben. Es geht ja auch analog. Muss denn alles digital sein? Ausserdem ist es sowieso zu teuer... Tausend Gründe, warum ich mich nicht bewegen sollte. Warum ich besser alles beim Alten lassen sollte. Das ist jetzt ein simples Beispiel, aber ist es im Leben mit Gott nicht auch so? Da ist diese Stimme, die uns tausend Gründe einflüstert, warum wir nichts ändern sollten. Warum wir es uns gemütlich in unserer Komfortzone einrichten sollten.
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Nun hab ich es gewagt und ich bin überwältigt: Je mehr ich mich mit dem Zeichnungs-Programm vertraut mache, desto deutlicher wird mir bewusst: Das ist eine völlig neue Welt. Da gibt es so unglaublich viel zu lernen. Wenn ich die Möglichkeiten ausschöpfen will, bin ich wohl noch Jahre damit beschäftigt. Es scheint, als ob nichts mehr unmöglich ist.
Mit Gott bin ich nun seit mehr als 20 Jahren unterwegs. Ich durfte vieles lernen, durch Höhen und Tiefen gehen, Fehler machen, umfallen und aufstehen, reifer werden. Immer wieder stehe ich in der Gefahr zu denken, ich sei schon weit gekommen. Ich hätte schon einiges verstanden. Doch wenn ich mal wieder den Sternenhimmel betrachte und realisiere, wie klein ich bin, im Vergleich zum Universum und im Vergleich zu meinem Schöpfer, erwacht das Kind in mir. Es staunt über all das Unentdeckte und Unerforschte, über all die ungelösten Geheimnisse und über das weite Land, das sich vor mir öffnet.
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Wie heisst es so treffend? Man hat nie ausgelernt. Je länger je mehr realisiere ich, dass ich noch total am Anfang stehe. Momentan sind es Autoren wie John Mark Comer, John Ortberg oder Dallas Willard, die über verschiedene geistliche Übungen schreiben, wie z.B. Stille, Einsamkeit, Fasten, Gebet, Gemeinschaft, Bibel, Sabbat, Beichte/Rechenschaft, Verschwiegenheit…, die mir ein weites unentdecktes Land eröffnen. Ich habe erst einmal drei Tage am Stück gefastet, und nie so recht verstanden, wozu das gut ist. Beichte hatte für mich einen komischen Beigeschmack, habe ich lange belächelt. Viele dieser Übungen sind nicht regelmässiger Bestandteil meines Lebens mit Gott. Was ich als religiöse Pflichten sah, die ich nicht nötig habe, weil ich ja nicht religiös sein wollte, zeigt sich mir in neuem Licht: Eine einfache Handlung oder Tugend, die mich in eine Begegnung mit Gott hineinführt. Die mir hilft, Neues zu entdecken. Die mich herausfordert und das Gift in meinem Herzen an die Oberfläche bringt. Die mir hilft Raum zu schaffen für den, der das Universum in seiner Hand hält.
Erstaunlicherweise frustriert es mich nicht, dass ich noch total am Anfang stehe. Es gibt mir vielmehr ein hoffnungsvolles-in-die-Zukunft-Blicken. Ein freudiges Aufbrechen in ein unerforschtes Gebiet. Wie ein motivierter Student oder Lehrling am Anfang seiner Ausbildung. Wie ein Jünger, der vom Meister persönlich lernen darf.
Lass uns Jesus nachfolgen und von ihm lernen.