Tische haben Bedeutung. Ein Möbel verbindet Menschen. Essen und Trinken als einfachster Nenner der Begegnung. Am Tisch fängt Kirche erst richtig an.
Kirchengebäude
Kirche als Gebäude kennen wir. Es gibt hierzulande in jedem Dorf eine, oft mehrere. Man geht zur Kirche. Die Kirchgemeinde versammelt sich zum Gottesdienst, zur Messe. Es wird getauft, gefirmt, getraut, gesegnet, gesalbt und am Ende abgedankt. Die Kirchenglocken läuten für Hochzeiten und Beerdigungen. Sakrale Räume, erdacht und erbaut zur Gottesbegegnung. Orte der Stille und des Gebets. Orte des Gesangs und der Festfreude. Orte des Segensprechens und Sendens: Gehet hin in alle Welt!
Jesus ging auch zur Kirche. In die Synagoge, besser gesagt. Oder in den Tempel, wenn er in Jerusalem war. An jedem Sabbat. Wir lesen nirgends, dass er es nicht tat. Hätte er es unterlassen, hätten es ihm die religiösen Führer totsicher vorgeworfen. Jesus lehrte in den Synagogen. Er predigte und prophezeite. Er heilte Kranke. Er las aus der Thora, der jüdischen Bibel.
Jesus, der Partygänger
Und was machte er sonst noch so, wenn er sich nicht gerade zurückzog, um alleine Zeit mit seinem himmlischen Vater im Gebet zu verbringen? Wenn er nicht von A nach B unterwegs war? Etwas, das die jüdischen Führer besonders nervte, waren seine Partys mit Sündern: Den Zöllnern, Prostituierten und anderen "unreinen" und ungern gesehenen Mitbürgern. Wir lesen in Matthäus 9,9-13:
Als Jesus von der Stelle wegging, wo das geschehen war, fiel sein Blick auf einen Mann, der an der Zollstation sass. Sein Name war Matthäus. Jesus sprach ihn an und sagte: »Folge mir nach!« Da stand Matthäus auf und schloss sich Jesus an.
Direkt danach geschah Folgendes: Jesus war ins Haus von Matthäus gekommen und hatte sich dort bequem an der Tafel niedergelassen. Nach und nach kamen viele Steuereintreiber und andere Leute, die Schuld auf sich geladen hatten. Sie alle liessen sich im Raum nieder und umringten Jesus und seine Schüler, die auch dabei waren.
Als die Pharisäer das sahen, sprachen sie einige Schüler von Jesus an mit der Frage: »Warum nimmt euer Lehrer an einem Festessen teil, wo es nur so von Steuereintreibern und anderen schlechten Menschen wimmelt?«
Als Jesus von diesen kritischen Anfragen hörte, sagte er: »Es ist so: Die, die gesund sind, brauchen keinen Arzt, sondern die, die krank sind! Denkt doch einmal ernsthaft darüber nach, was in Gottes Buch steht: ›Religiöse Opferhandlungen interessieren mich nicht! Ich will stattdessen, dass ihr wirklich barmherzig zu anderen seid!‹ Ja, ich bin nicht gekommen, um die Menschen zu mir zu rufen, die schon immer alles richtig gemacht haben, sondern die, die Sünde auf sich geladen haben.«
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Kirche am Tisch
Jesus lehrte nicht nur über Gott. Er lebte sein Leben so, wie es Gott für uns alle gedacht hatte, bevor wir uns von ihm abgewendet haben. Er zeigte ihnen Gottes Barmherzigkeit. Er offenbarte Gottes Suche nach den verlorenen und verwirrten Menschen. Er kritisierte die religiöse Elite, welche dachte, es sei mit den von Mose verordneten Opfergaben getan. Sie irrten sich. Gott sucht Menschen, die barmherzig mit anderen umgehen, besonders mit denen, die versagen.
Jesus brachte die Kirche an den Tisch von Matthäus! Er zelebrierte schon damals eine Art von Tischgemeinschaft, die wir am Ende der Zeit einmal erleben werden. Als er den Diener eines römischen Hauptmannes heilte, weil dieser als Nichtjude eine Qualität an Glauben und Vertrauen an den Tag legte, wie er im ganzen Volk Israel nicht zu finden war, sagte Jesus Folgendes:
Ich sage euch: Aus dem weit entfernten Osten und aus dem äussersten Westen werden Leute kommen, die mit eurem Stammvater Abraham und seinem Sohn Isaak und dessen Sohn Jakob beim Festessen am Tisch sitzen werden, an dem Tag, an dem Gottes gerechte und liebevolle Herrschaft die ganze Welt erfassen wird. (Mt 8,11)
Am Ende der Zeit werden all diejenigen an einem Tisch sitzen und gemeinsam mit den Glaubensvätern feiern, die ihren Glauben und ihr Vertrauen ganz auf Jesus gesetzt haben und von ihm ihr Heil und ihre Erlösung erbitten. An dieser Tischgemeinschaft werden grossartige Frauen und Männer Gottes sitzen, die Gott ihr ganzes Leben geweiht haben. Mit ihnen feiern auch all jene, die wie der eine Verbrecher, der neben Jesus gekreuzigt wurde und in den letzten Stunden vor seinem Tod sein Vertrauen auf Jesus setzte. Jesus sprach zu ihm: »Ich versichere dir: Noch heute wirst du zusammen mit mir im Paradies sein!« (Lk 23,43)
Tischgemeinschaft mit Jesus
Ich plädiere dafür, dass wir Kirche nicht in Säle und Gebäude verbannen. Die Kirche muss zurück an den Tisch. Das Abendmahl feierte Jesus nicht in der Synagoge, sondern mit seinen Aposteln am Tisch, kurz vor seiner Gefangennahme. Tische sind heutzutage alltäglich geworden. Es sind profane Möbel. Jesus machte profane Möbel zu Kirchen. Jesus macht Tischgemeinschaften von Sündern zu Orten der Barmherzigkeit und der Umkehr und Erlösung, wie bei Zachäus (Lk 19,8). Wie geht das? Es geht nur durch Jesus.
Als Jesusnachfolger sind wir gerufen, es ihm gleich zu tun. Die Kirche muss an den Tisch. Bei Speis und Trank entspannen wir uns. Herzen öffnen sich. Vertrauen wächst. Wir öffnen uns. Wir werden echt und transparent. Echte Gemeinschaft entsteht. Wir nehmen Anteil aneinander. Wir teilen Freud und Leid. Wir feiern Gott und das Leben. Wir sind dankbar für alles Gute. Wir lachen und weinen miteinander. Auf, an die Tische! Es ist reich gedeckt. Ob Wasser oder Wein spielt keine Rolle. Ob ein Stück Brot oder ein Gourmet-Schmaus, was zählt ist unsere Sicht der Tafel Christi, gezeichnet von Liebe, Annahme und Vergebung.