Am Ende der Rastlosigkeit befindet sich Ruhe und Frieden. Und danach sehnt sich wohl jeder Mensch in seinem Innersten.
Rastlosigkeit - eine Gesellschaftskrankheit unserer Zeit. Sie hindert uns im Glauben zu wachsen. Wollen wir wachsen in der Liebe, wollen wir Jesus ähnlicher werden, so Dallas Willard, müssen wir sie schonungslos aus unserem Leben verbannen. Wie das möglich ist, darüber schreibt John Mark Comer, ein Kind unserer Zeit, in seinem Buch "Das Ende der Rastlosigkeit".
Wir haben ein Suchtproblem
Kennst du solche Situationen auch? Obwohl knapp dran, noch schnell eine Sprachnachricht hören, was den Stress multipliziert und dazu führt, dass man seine Liebsten wegen einer Kleinigkeit ankeift. Ständig vom Piepton des Handys unterbrochen und abgelenkt werden und sich wundern, warum man nicht vom Fleck kommt. Unmotiviertes Durchswipen auf Instagram oder Facebook, wiederholtes Anschauen von Statusbildern auf WhatsApp, wenn grad nichts läuft oder das ständige Checken, ob nicht doch, vielleicht, jemand geschrieben hat. Ich kenne all diese Beispiele nur zu gut.
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Die Zahlen, die bei einer Umfrage zur durchschnittlichen Bildschirmzeit pro Tag auf SRF genannt wurden, zeigen mir, dass ich damit nicht allein bin. Nein, ist es nicht wegzudiskutieren, dass wir ein Smartphone-Suchtproblem haben. Mit wir meine ich meine ganze Generation. Vielleicht sogar unsere Gesellschaft. Doch die Sucht ist nicht die Wurzel des Übels, es ist lediglich ein Symptom. Eines von mehreren Symptomen unserer Rastlosigkeit. Wir suchen etwas, wissen selbst nicht was, weil wir keine Zeit haben hinzuhören, und betäuben oder beschäftigen uns in der Zwischenzeit.
Ausbrechen
War früher alles besser? Das wäre zu einfach. Und zudem bringt dieser Gedanke nichts. Denn wir leben heute und können das Rad der Zeit nicht zurückdrehen. Einen Blick zurück wollen wir dennoch wagen: Erinnerst du dich noch an die Zeit vor dem Smartphone? Erinnerst du dich, wie wir Probleme lösten, wie wir Beziehungen pflegten, wie wir uns an einem neuen Ort zurechtfanden? Wenn du dich von deinem Handy geknechtet fühlst und denkst, es gehe nicht anders, habe ich gute Neuigkeiten. Es ist möglich, den Spiess umzudrehen, so dass die Technik wieder uns dient und nicht wir ihr. Was es braucht ist eine Portion Mut und die Bereitschaft unsere Komfortzone zu verlassen. Was uns hindert? Die Angst etwas zu verpassen. Die Angst nicht mehr auf dem Laufenden zu sein. Die Angst nicht mehr so wichtig zu sein. Und vielleicht auch die Angst, die Kontrolle, beziehungsweise das Gefühl der Kontrolle, zu verlieren.
Die Wahrheit ist, ja, du wirst Dinge verpassen, aber gar nicht so viele, wie du befürchtest. Die Wahrheit ist, es erledigt sich so einiges, was du verpasst, von selbst. Und es liegt eine grosse Freiheit darin, etwas nicht zu wissen. Da wird Raum freiwerden in deinen Gedanken und in deinem Herzen. Erstaunlich viel Raum.
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John Mark Comer hat einige radikale und auch einige amüsante Tipps zur Entschleunigung in seinem Buch. Ein paar davon (aus dem Englischen frei übersetzt), die den Umgang mit dem Handy betreffen, möchte ich dir nicht vorenthalten:
- Behandle dein Smartphone wie ein Kind: Bring es vor dir selbst zu Bett und lass es ausschlafen.
- Lass dein Smartphone bis nach deiner stillen Zeit ausgeschaltet.
- Lege Zeiten und Zeitlimiten für die sozialen Medien fest.
- Schalte alle Push-Nachrichten aus, auch jene für Text-Nachrichten.
- Lösche das Emailprogramm auf deinem Handy.
- Lege Zeiten fest um deine Emails zu bearbeiten.
- Lösche deinen Webbrowser auf dem Smartphone.
- Lösche die News-Apps oder zumindest die Push-Nachrichten der News Apps.
- Lösche alle Apps, die du nicht brauchst oder die dein Leben nicht wirklich einfacher machen. Behalte all die Wunder-Apps, die das Leben so viel einfacher machen.
- Wechsle die Einstellungen des Bildschirms auf "Graustufen".
Wage einen kleinen Schritt
Mein Smartphone bleibt seit etwa einem halben Jahr still, ausser wenn ein Anruf reinkommt. Die Messages unterbrechen mich nicht länger, ich bestimme wieder selbst, wann ich sie lesen und beantworten will und kann. Es hat mich Überwindung gekostet diese Einstellungen zu ändern, da ich ja tatsächlich etwas verpassen könnte. Doch die Benefits, die diese Entscheidung mit sich brachten, übertreffen alle Nachteile bei Weitem. Ich würde sogar behaupten, es war ein Wendepunkt in meinem Leben. Das zweite, was für mich einen Unterschied machte: Ich starte mit Gebet und einer stillen Zeit in den Tag und wecke mein Handy erst nachdem ich über Gottes Grösse gestaunt habe. Bewusst habe ich lange nicht darüber gesprochen, sondern es zur Sache zwischen mir und Gott erklärt. Es im Verborgenen zu tun hat mir geholfen, denn wie schnell rühme ich mich sonst selber und verliere dabei die Essenz. Doch zur Ermutigung möchte ich nun darüber schreiben, denn seither prägt mich eine neue Ruhe und innere Gelassenheit. Und das wünsche ich von Herzen jedem Menschen. Natürlich bleibt es ein Weg und ebenfalls ein Kampf. Doch, was mich ermutigt ist, dass ich eine grundlegende Veränderung feststelle. Und ich einen Weg vor mir sehe, auf dem es noch unglaublich viel mehr zu entdecken gibt.
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Als Nachfolger von Jesus wollen wir bei Jesus sein, werden wie er und tun, was er tut. Jesus war die Ruhe selbst. Er war nie in Eile. Ja, er hatte einen vollen Terminkalender, sogar ein sehr intensives Leben, doch er war definitiv nicht rastlos. Er war fokussiert. Das ist auch möglich für dich und für mich. Zur Ruhe zu kommen ist ein erster Schritt um überhaupt wieder wahrzunehmen, wer Gott ist und was er tut. Es gibt uns unseren Fokus zurück. Das gibt mir enorm Hoffnung für die Zukunft!
Wenn auch du dich rastlos fühlst und nicht weisst, wie du daraus ausbrechen kannst, beginne mal mit einem kleinen Schritt. Probiere mal eine Woche lang einen der zitierten Tipps aus und beobachte dich selbst. Schau, was es mit dir macht.
- Buchempfehlung: John Mark Comer - Das Ende der Rastlosigkeit
- Musiktipp: Emo Johnson - Slow me down