Es sind oft die unscheinbaren Dinge, die das Leben lebenswert machen. Die Kunst besteht darin, sie wahrzunehmen.
Wenn ein Produkt eine schöne Verpackung hat, wenn es meine Aufmerksamkeit erregt, kaufe ich es eher, als wenn es unscheinbar aussieht. Das ist keine neue Erkenntnis, ich weiss, viele Produzenten investieren ja genau deshalb in gutes Marketing und Werbung. Wenn ich aber genau weiss - und mit Wissen meine ich nicht Kopfwissen, sondern ein tiefes Überzeugt sein, das daraus resultiert, dass ich gesehen, geschmeckt und erlebt habe -, dass der Wein mit der unscheinbar wirkenden Etikette super ist, werde ich mich trotz ansprechender Konkurrenz für jenen entscheiden.
Das Unscheinbare drängt sich also nicht von selbst auf, es will gefunden und erlebt werden. Und es lebt gerade davon, dass sein Wert nicht offensichtlich ist. Denn umso grösser wird das Staunen dessen sein, der es entdecken darf.
In den Erzählungen der Bibel fällt auf, dass es immer wieder das Unscheinbare ist, das Gott erwählt. Paulus formuliert es in einem seiner Briefe so:
Was in dieser Welt unbedeutend und verachtet ist und was bei den Menschen nichts gilt, das hat Gott erwählt, damit ans Licht kommt, wie nichtig das ist, was bei ihnen etwas gilt. 1. Korinther 1.28
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Gott demonstriert damit immer wieder, dass, was bei uns viel Gewicht und Bedeutung hat, bei ihm nicht zählt. Er zeigt seine Macht nicht, wie wir es tun, er offenbart seine Kraft im scheinbar Unsinnigen. In der Einfachheit. Dort, wo Menschen sich nicht auf sich selbst, sondern auf ihn verlassen.
Ein paar Beispiele: Als das Volk Israel die Stadt Jericho einnehmen soll, weist Gott sie an siebenmal schweigend um die Stadt herumzugehen und dann nochmals siebenmal und beim letzten Mal laut zu schreien. Ok, was soll das bitte für eine Kriegsstrategie sein? Oder Namann, der an Aussatz erkrankt ist, soll in einem unscheinbaren, schmutzigen Fluss baden gehen, um gesund zu werden. Wie bitte?
Und war es bei der Geburt von Jesus nicht ebenso unspektakulär? Er, der Sohn Gottes, der ultimative Held aller Zeiten, der das Grundproblem der Menschen lösen würde, kam nicht in festlichem Glanz, von Posaunen und Trommelwirbeln begleitet. Nein! Er kam als verletzlicher Mensch. Als kleines, schutzbedürftiges Baby. Nackt. Unscheinbar in einem Stall. Und nur wer genau hinschaute, wie die Weisen aus dem Morgenland oder wer dem Wort der Engel Glauben schenkte, wie Maria und Josef oder die Hirten, erlebte dieses Wunder mit. Nur wenige Menschen entdeckten den unscheinbaren Schatz, der fernab vom Trubel in Bethlehem in armseliger Umgebung gut behütet war.
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Die Geschichte ist so unglaublich, dass sie bis heute erzählt wird. Sie hat die Kraft Leben für immer zu verändern. Ja, heute ist Weihnachten ein pompöses Fest. Eine Konsumschlacht mit unzähligen Märkten, Geschenkestress, tausenden Lichtern, alles glänzt und glitzert. Überall hört man Weihnachtsmusik, Massen von Menschen beim Glühweinstand, Berge von Schokolade im Supermarkt. Die Vorbereitungen dauern gefühlt von Oktober bis Dezember. Wir sind so beschäftigt wie sonst selten das Jahr über. Es erinnert irgendwie an das rege Treiben in Betlehem vor 2022 Jahren, wo jedes Gästezimmer ausgebucht war, nicht? Doch lass dich nicht blenden. Mittendrin geschieht auch heute etwas Unscheinbares. Merkst du es? Weihnachten ist so viel mehr als, was daraus geworden ist. So viel einfacher. Du kannst es entdecken.
Werde still.
Nimm wahr, was da ist.
Lebe im Jetzt.
Halt mal an.
Denk darüber nach.
Gott lässt sich finden, wenn wir ihn mit ehrlichem Herzen suchen. Er gibt grosszügig, wo wir ihn bitten. Und er macht auf, wo wir anklopfen. Suche den verborgenen Schatz.
Komm, sieh und staune! Im Unscheinbaren sind grosse Wunder verborgen.