/ Inspiration

La Dolce Vita

Emanuel Hunziker Emanuel Hunziker

Lustvoll leben. Das Leben geniessen. Wie geht das? Was hält mich davon ab? Wie überwinde ich die Hürden und Hindernisse zum guten Leben?

Blauer Himmel, schönes Wetter. Wir schlendern durch die Gassen Roms und zelebrieren drei Tage "La Dolce Vita" – das süsse Leben. Köstliches Essen bei angenehm warmen Temperaturen. Einfach mal sein und geniessen. In solchen Zeiten schwingt sich mein Herz nicht selten in neue Höhen, entfesselte Leichtigkeit macht sich breit in meiner Seele. Zeit zum Nachdenken und Reden. Zeit zum Lesen und Träumen.

Wieder einmal kritzle ich in unserem Hotelzimmer ein paar Zeilen in mein Notizheft. Eine neue Liste bahnt sich an. Ein paar Zeilen und Merksätze, die mich bewegen und inspirieren.

1. Lebe in deinem Körper

Geht ja gar nicht anders, oder? Stimmt. Trotzdem lebe ich sehr oft in meinem Kopf, in meinen Gedanken. Lange lebte ich mit einem schlechten Körpergefühl. Ich fühlte mich irgendwie nicht wohl in meiner Haut. Bis ich erkannte: Ich bin mein Körper. Mein Leib ist ein Teil von mir. Sogar Gott wohnt in mir. Wie kann ich Gemeinschaft haben mit Christus in mir, wenn ich selber gar nicht zu Hause bin? Wie kann ich Gottes Gegenwart geniessen, wenn ich gedanklich ganz wo anders bin? Diese Erkenntnis hat meinen Umgang mit meinem Leib verändert. Ich träume immer noch gerne. Aber ich finde zunehmend Gefallen daran, in meiner Haut zu stecken. Den Körper aktiv einbeziehen im Gebet. Den Körper gut pflegen und ihm nach strenger Arbeit genügend Ruhe und Erohlung schenken. Das Leben im Jetzt ist ein Leben im Leib. War Gottes Idee. Er findet es sehr gut. Ich mittlerweile auch.

2. Lass los, was du nicht halten kannst

"Lass fahren dahin, sie haben’s kein Gewinn" dichtete Martin Luther. Loslassen finde ich einfach, wenn es mir nichts (mehr) bedeutet. Doch was einem lieb geworden ist und an Bedeutung gewann, lässt man nicht so schnell los. Ich bin auch ein Kämpfer. Trotzdem suche ich Stetigkeit und Kontinuität. Festhalten kann ich eigentlich nicht sehr viel. Vieles entgleitet einem auch ganz natürlich. Vergangene Projekte, versandete Beziehungen, Vorstellungen und Ideale. Wie schnell verkrampfe ich mich und versuche zu retten, was nicht mehr zu retten ist. Zeiten ändern sich. Ich ändere mich auch. Loslassen ist nicht gleich fallen lassen. Loslassen bedeutet, es Gott zu überlassen. Das hat mit Vertrauen zu tun. Und mit Demut. Zu wissen, dass er die Welt in seiner Hand hält. Gott ist gross, ich bin es nicht.

3.Leichter Bauch – leichtes Leben

Wie schnell überesse ich mich. Ich esse schnell. Ich esse gern viel. Das war schon seit Geburt so. Ich trank die Muttermilch als Säugling in Rekordzeiten. Ich spürte wohl intuitiv, dass mein Körper einiges an Wachstum vor sich hat und ich darum beim Essen nicht sparen sollte. Doch essen kann auch zur Flucht werden. Ungute Gefühle können mit Essen und Trinken betäubt werden. Das hat auch mit Körperwahrnehmung zu tun. Will ich meinen Bauch spüren? Ungelöste Konflikte. Unfertige Projekte. Flucht statt Konfrontation. Betäuben, statt sich der Sache stellen. Je länger ich lebe, desto mehr schätze ich einen leichten Bauch. So habe ich besseren Zugang zu meiner Befindlichkeit. Meine Intuition ist immer mal wieder sehr hilfreich. Und dafür muss mein Bauch zugänglich sein. Mit leichtem Bauch fühlt sich mein Leben leichter an. Tragbar. Machbar. Geniessbar.

4. Lobe den Herrn meine Seele

Die Seele ist etwas vom Kostbarsten, das ich besitze. Ich kann die ganze Welt gewinnen, doch das nützt mir nichts, wenn meine Seele Schaden dabei nimmt. Meine Seele wurde für die Gemeinschaft mit Gott erschaffen. Gott loben zieht nach oben. Loben gibt Fokus auf den, der für die Erlösung meiner Seele starb. Gott braucht keine Unterhaltung. Es ist nicht Gott, der sich von mir abgewendet hat. Ich habe mich von Gott abgewendet. Ohne Gott ist meine Seele rastlos und ängstlich. Getrieben vom Lauf der Zeit. Den Schöpfer des Universums loben und preisen bedeutet, in Einklang mit der Realität zu kommen. Eins werden mit der Wahrheit. Die Verhältnisse klären. Das Gute dort loben, wo es herkommt: Von oben. Lobe den Herrn, meine Seele!

5. Lieder singen im Herzen

Es gibt so viel Lärm auf dieser Welt. Ein Kampf um Aufmerksamkeit. Pro Tag werden weltweit über 20'000 neue Lieder veröffentlicht. Durch verschiedenste Medien prasseln unzähliche Informationen auf mich nieder. Werbung schreit mir in die Ohren und blendet meine Augen. Die ständige Berieselung betäubt und stumpft ab. Was ich brauche, ist ein vitales Innenleben. Eine Spiritualität, die nicht auf äussere Events fixiert ist, sondern von innen kommt. Von Herzen. Paulus schreibt: Mit Psalmen, Lobliedern und geistlichen Liedern singt Gott in euren Herzen in Gnade! Gott im Herzen zusingen, erbaut mich am inneren Menschen. Herzensgesang stärkt meine Resilienz. Meine Abwehkraft. Zu jeder Tages- und Nachtzeit kann ich im Herzen singen, beten, Psalmen rezitieren. Eine Waffe von unbändiger Schlagkraft. Paulus und Silas sangen Loblieder im Kerker. Im Herzen ein Lied, ein Lied tief in mir, ein Lied singe ich von Dir!

6. Lachen ist eine Waffe

Über mich selbst lachen, das konnte ich lange Zeit nicht. Mir fehlte die nötige Distanz. Selbstmitleid war auch im Spiel. Und Schwermütigkeit. Ich nahm das Leben schwer. Umso mehr suchte ich nach Ablenkung und Gelegenheiten mich zu amüsieren. Doch wenn ich alleine war, walzte mich das alte, düstere Gefühl der Sinnlosigkeit nieder. Ich fühlte mich wertlos. Ich befürchtete das Schlimmste. Diese innere Orientierungslosigkeit war lange ein starker Treiber für vieles in meinem Leben. Ich diente Gott, suchte Halt in Liedern und Musik. Trotzdem war ich gefangen in mir selbst. Selbstbehaftet. Selbstzentriert. Selbstfixiert. Bis ich Jesus neu als den kennen lernte, der mich von mir selbst befreit. Heute kann ich mehr über mich selbst lachen, weil ich durch Jesus eine Aussenperspektive fand. Ich muss mich selbst nicht mehr todernst nehmen. Jesus brachte eine Leichtigkeit in mein Leben, die mich von Herzen lachen lässt. Aus Freude. Aus Erleichterung. Aus Liebe. Seit mein Leben aus Jesus ausgerichtet ist, kann ich von Herzen lachen. Über mich selbst Lachen ist eine Waffe gegen den Sog von Selbstmitleid. Mit anderen Lachen befreit mich von Selbstfxiertheit. Lachen ist eine Waffe.

7. Leite dich selbst

Leiter leiten. Führer führen. Seit dem 2. Weltkrieg ein heisses Eisen, das Führen. Es gibt sie aber noch: die Bergführer, die Geschäftsführer. Oder den Führerausweis. Und die Lebensführung. Sich leiten lassen ist das Eine. Jemanden anleiten das andere. Sich selber leiten und dem eigenen Leben Führung geben, das fühlte sich für mich lange komisch an. Schwerfällig und mühsam. Ich sträubte mich regelrecht dagegen. Ich machte einfach. Und wurde nicht selten zum Diener anderer, die ihre Leben klar führten und mich in ihre Pläne einbauten. Dagegen spricht nichts, solange man es selber will. Doch schnell diktieren die Prioritäten der anderen das eigene Leben. Ich stelle mich zunehmend der Realität, finde meinen Platz in der Welt und nehme mein Leben in die Hand. Ich übernehme Verantwortung. Dazu fordert mich Jesus auf. Ich nehme mein Leben täglich aus seiner Hand und lerne unter seiner Führung mein Leben zu leiten. Andere leiten fängt mir Selbstleitung an, im Vertrauen auf die Führung des Heiligen Geistes.

8. Lernen ist Leben

Oder Leben ist Lernen. Wer nicht mehr lernt, lebt nicht mehr. Alle Menschen müssen sterben. Aber nicht alle Menschen haben gelebt. Ich lerne, also lebe ich. Eine Definition von Sünde lautet: Ich höre auf zu lernen. Ich fixiere mich auf meine Sicht der Dinge und meinen Wissensstand und stagniere. Ich bewege mich nicht mehr. Ich wachse nicht mehr. Doch alles, was lebt in der Natur, das bewegt sich und wächst und gedeiht und vermehrt sich. Wie viel durfte ich durchs Vater werden lernen. Es prägt mich unweigerlich. Es hält mich jung und dynamisch. Ich bin gefordert und herausgefordert. Ich wachse an Problemen und Hürden, die gelöst und überwunden werden wollen. Das Leben ist eine Lehre, eine Ausbildung. Ich werde zu jemandem. Tag für Tag. Durch meine Werte, Prioritäten, Entscheidungen und Taten. Begegnungen prägen mich. Fehler lehren mich. Versagen demütigt mich. Erfolge ermutigen mich. Dranbleiben und genügend Zeit zum Reflektieren einplanen. Aus Erfahrungen lerne ich nur, wenn ich sie danach richtig reflektiere, anhand eiger Werte und daraus die richtigen Schlüsse fürs Weitergehen ziehe. Aufschreiben hilft. Leben ist Lernen. Schreiben auch.

9. Liebe die Realität

Ich liebe Fiktion. Da ist alles möglich. Träumen konnte ich schon immer gut. Ich bin ein Träumer. Als Kind hatte ich immer wieder denselben Traum. Ich konnte in die Luft springen, meine Arme ausbreiten und davon fliegen. Es war mein Lieblingstraum. Alles fühlte sich leicht und schwerelos an. Ich war frei. Heute träume ich diesen Traum kaum mehr. Das ist auch voll ok. Ich durfte Freude an der Realität gewinnen. Das war ein Weg. Zuerst die Realität als solche erkennen. Anerkennen. Das ist zuerst einmal ernüchternd. In einem zweiten Schritt aber befreiend und erleichternd. Die Realität ist alles, was ich im Hier und Jetzt habe. Mit der Realität arbeiten, statt dagegen. Die Realität mitgestalten und prägen im Sinne meines Schöpfers. Hoffnungsvoll nach vorne denken, blicken und leben. Zur Einfachheit zurückfinden. Genügsam leben lernen. Grosszügig mit meinen Mitmenschen sein. Von Jesus lernen, der für seinen öffentlichen Dienst als Rabbi entschlossen ohne Besitz lebte. Er fokussierte sein Leben auf die Realität des Himmels und verband sie mit der Realität der Erde. Für Jesus gehören beide zusammen. Jesus liebt mich so, wie ich heute bin. Seine Liebe zu meiner Realität gibt mir eine Grundlage, um so zu werden wie er. Jesus ist meine Realität.

10. Lustvoll das Gute geniessen

Lust ist eine gute Eigenschaft. Lustlos leben macht meinem Schöpfer keine Ehre. Das Problem mit der Lust entsteht dann, wenn ich sie auf Dinge richte, die mir nicht gut tun. So war es schon im Garten Eden. So ist es heute noch. Lustvoll das Gute geniessen bedeutet, Gott selbst zu geniessen. Schmeckt und seht, wie freundlich der HERR ist; wohl dem, der auf ihn traut! Wohl dem, der seine Lust hat an der Weisung des HERRN und sinnt über seiner Weisung Tag und Nacht. Habe deine Lust am HERRN, so wird er dir geben, was dein Herz begehrt! Gott ist gut. Ihn zu geniessen, das bin ich am Lernen. Mich an seiner Gegenwart zu erfreuen. Mich an der Begegnung mit Gott zu freuen. Was mir dabei im Weg steht, sind meine ungeordneten Prioritäten. Ich habe Lust auf so vieles, das mich dann aber unerfüllt und leer zurücklässt. Je mehr ich die Lust am Herrn entdecke, desto gelassener geniesse ich seine guten Gaben im Wissen, dass sie mich nur kurzfristig beglücken. Mein wahres Glück finde ich darin, dass Gott mich kennt und ich ihn. Gott ist nicht an einen Ort gebunden. Gott ist allgegenwärtig. Im Bewusstsein seiner Gegenwart wird jede Tischgemeinschaft und jedes Essen zu einer Feier auf das Hochzeitsfest am Ende der Zeit hin. La Dolce Vita ist nur ein fahler Vorgeschmack auf die Freude, die auf mich wartet, wenn ich Jesus sehen werde, wie er ist. Im Hinblick darauf will ich schon jetzt seine Gegenwart lustvoll geniessen und mich an allem Guten freuen, das er mir schenkt.

La Dolce Vita
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