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Identität (Teil 5)

Emanuel Hunziker Emanuel Hunziker

Die Identität, die uns Jesus anbietet, ist weder traditionell, noch modern, sondern eine dritte, viel bessere Option!

Eine vom Evangelium geprägte Identität ist offensichtlich anders, als die moderne Identität. Die von Jesus geprägte Identität ist aber auch keine traditionelle Identität, obschon sie oft damit verwechselt wird.

Die Identität, die uns Jesus anbietet, ist weder traditionell, noch modern, sondern eine dritte, viel bessere Option! (Tim Keller, Gospel-Identity Conference 2017)

Unterschiede zur Jesus-Identität

In Lukas 15 lesen wir von einem Vater mit zwei Söhnen.

  • Der jüngere Sohn ist der Prototyp einer modernen Identität. Er sagte: Hey Dad, ich will mein Leben so leben, wie ich es mir vorstelle. Ich will den totalen Erb-Vorbezug ausbezahlt haben, damit ich so leben kann, wie ich will. Mir ist egal, was du darüber denkst.
  • Der ältere Sohn in dieser Geschichte hat eine traditionelle Identität. Er arbeitet hart. Er gehorcht seinen Eltern. Er bleibt zu Hause und hilft auf Haus und Hof. Er macht alles genauso, wie es der Vater von ihm verlangt. Er hat höchste moralische Standards und befolgt alle Regeln.

Mit diesem Gleichnis hält Jesus beide Identitäten hoch und sagt: Beide schiessen am Ziel vorbei. Beide sind auf ihre Art und Weise verloren. Keiner der beiden Söhne liebt den Vater. Beide wählen unterschiedliche Wege, um an den Besitz des Vaters zu gelangen, aber ohne Beziehung zum Vater.

  • Ein traditioneller Mensch, der sehr moralisch lebt, liebt Gott eigentlich gar nicht, sondern benutzt ihn nur, damit er ihn segnet. Er bleibt dabei sein eigener Erlöser und Herr.
  • Ein moderner Mensch sagt: "Ich will nichts mit Gott zu tun haben, weil ich so leben will, wie ich es will." Auch dieser Mensch ist sein eigener Erlöser und Herr.

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Photo by Kinga Cichewicz / Unsplash

Traditionell vs. Jesus-Identität

Jesus sagt in diesem Gleichnis: Traditionell zu sein und sehr sittlich und tugendhaft zu leben, zur Kirche zu gehen und sich gesunde Lehre von begabten Predigern anzuhören und dabei Notizen zu machen, macht dich nicht zu einem Christen. Wieso? Weil es darauf ankommt, WARUM du es machst.

So viele Menschen die sich heutzutage Christen nennen, haben traditionelle Identitäten statt eine von Jesus geprägte Identität. Sie gründen ihre Identität darauf, dass sie sagen: Ich bin eine tugendhafte Person. Ich bin ein guter Mensch. Ich glaube an Jesus und versuche wie Jesus zu leben. Und genau das ist eine traditionelle Identität, weil du es durch deine Leistung tust. Aus diesem Grund überlegen sich viele Nicht-Christen erst gar nicht, sich mit dem Evangelium auseinander zu setzen. Sie sagen sich: Das schaffe ich eh nicht.

Doch eine von Jesus geprägte Identität entfaltet Demut und Bescheidenheit. Sie bringt die Frucht des Geistes hervor: Liebe, Freude, Frieden, Geduld, Freundlichkeit, Güte, Treue, Rücksichtnahme und Selbstbeherrschung. Mit anderen Worten: Sie hat eine Offenheit für Andersartigkeit. Leider kennzeichnen sich viele Christen gerade nicht dadurch aus. Nicht, dass sie nicht gläubig wären, aber sie agieren immer noch unter einer traditionellen Identität.

Modern vs. Jesus-Identität

Es ist auch möglich zur Kirche zu gehen, und begeistert von Worship Musik zu sein, die hippen Preacher zu mögen und Geld zu spenden, aber immer noch unter einer modernen Identität zu operieren.

Du gehst in den Gottesdienst und sagst: "Ich glaube, Gott liebt mich!" Du lebst aber genau gleich weiter wie zuvor, auch wenn du merkst, dass dein Leben in einigen Punkten nicht mit dem übereinstimmt, was Jesus lehrt. Aber Hauptsache du bist glücklich und es stimmt für dich.

Wer so lebt, mag sehr wohl ein Christ sein, aber einer, der unter christlichem Deckmantel mit einer modernen Identität agiert, so wie andere unter christlichem Deckmantel mit einer traditionellen Identität agieren.

Jesus hat eine klare Botschaft im Gleichnis von Lukas 15. Der ältere Bruder kommt schlechter weg. Denn Jesus erzählt die Geschichte so, dass der jüngere seine Sünde bekennt und am Fest und der Erlösung des Vaters teilnimmt. Der ältere Bruder tut das nicht.

Damit sagt Jesus: Traditionelle Identitäten sind gefährlicher als moderne! Warum? Weil Menschen, die zur Kirche gehen und die christlichen Tugenden und Lehre übernehmen, aber weiterhin unter einer traditionellen Identität operieren, gar nicht wissen, was sie eigentlich tun. Sie merken gar nicht, dass sie das Evangelium nicht verstanden haben und fern vom Vater leben.

Was ist eine Jesus-Identität?

Die Frage lautet: Wer und Was?

  • WER bestimmt deinen Wert?
  • Auf Grund von WAS wird dein Wert gemessen und bestimmt?

Die Jesus-Identität ist die einzige Identität, die du dir nicht selber erarbeiten musst, sondern die du geschenkt bekommst.

Jeder Mensch braucht dringend die Gewissheit, dass er angenommen, geliebt und willkommen ist. Wir brauchen dringend die Sicherheit, dass wir wertgeschätzt sind, unabhängig von unseren Leistungsschwankungen.

Traditionelle wie moderne Identitäten erhältst du nur aufgrund deiner Leistung.

  • Traditionell: Du erfüllst die Ansprüche deiner Eltern oder Gesellschaft und erhältst dafür Ehre und Anerkennung.
  • Modern: Du zelebrierst deine Einzigartigkeit und versuchst möglichst herausragend zu sein (herausragend = gut), wobei dein Selbstwert schwankt, je nachdem wie du gerade performt hast.

Die Botschaft von Jesus lautet:

  • Ja, es stimmt, das Gute muss erarbeitet werden. Aber du wirst es niemals schaffen, das Gute selbst zu erarbeiten.
  • Ja, es gibt eine heilige, gute, übernatürliche Ordnung, die beachtet, erfüllt und respektiert werden muss. Aber du wirst diese Ordnung niemals einhalten können. Du kannst es zwar versuchen, aber du wirst dich dabei stets extrem unsicher fühlen.
  • Ja, es stimmt, du bist einzigartig. Aber nicht aufgrund deiner Leistungen, sondern weil du als Original erschaffen wurdest.
  • Und ja, du bist liebenswert, aber nicht weil du vollkommen bist, sondern weil Jesus dir vollkommenes Leben und himmlische Kindschaft schenkt.

Eine Jesus-Identität kannst du dir nicht ERARBEITEN, sondern nur von Gott als Geschenk ERHALTEN.

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Photo by Kinga Cichewicz / Unsplash

Wie funktioniert die Jesus-Identität?

Denn das Christentum ist anders als die anderen Identitäten, es ist einzigartig!
Wir lesen in 2.Korinther 5,21:

Den, der ohne jede Sünde war, hat Gott für uns zur Sünde gemacht, damit wir durch die Verbindung mit ihm die Gerechtigkeit bekommen, mit der wir vor Gott bestehen können.

Was bedeutet das? Erstens heisst es hier: Gott hat Jesus für uns zur Sünde gemacht. Das bedeutet nicht, das Jesus sündig wurde. Es bedeutet, Gott hat Jesus am Kreuz so behandelt, als WENN er jede einzelne Sünde getan hätte, die wir taten.

Was genau passiert, wenn du aufhörst, deine Identität auf deine moralischen Leistungen zu bauen und Gott bittest: «Vater, nimm mich an, aufgrund dessen, was Jesus tat und nicht wegen dem, was ich vorzuweisen habe, oder tun kann oder tun werde!»? In dem Moment, in dem du dein Vertrauen auf Jesus setzt, wirst du mit ihm die Gerechtigkeit bekommen, mit der du vor Gott bestehen kannst.

WER?

WER bestimmt deinen Wert? GOTT bestimmt deinen Wert! Es gibt es diese unfassbare Aussage in Johannes 17,23:

...damit die Welt erkennt, dass du mich gesandt hast und sie ebenso geliebt hast, wie du mich geliebt hast.

EBENSO! Nicht «ungefähr so», oder «in etwa so», oder «im ähnlichen Stil wie». Nein. Ebenso! Gott liebt dich ebenso, wie seinen Sohn Jesus. Ebenso, wie der Mensch, der alles richtig machte und mit seinem Leben und Sterben nicht weniger bewirkte, als die Erlösung der Welt.

EBENSO bedeutet: Gott ist nun der massgebende Validierer deines Lebens! Er bestimmt und anerkennt deinen Wert. Nicht mehr deine Familie, dein Umfeld, die Gesellschaft oder die Zunft der Krieger. Und schon gar nicht du selbst.

WAS?

Auf Grund von WAS wird dein Wert gemessen und bestimmt? Die Grundlage einer Jesus-Identität ist nicht deine Leistung, sondern das Erlösungswerk von Jesus. Diese Identität kannst du nur EMPFANGEN nicht ERARBEITEN. Keine andere Kultur kann dir das geben.

Das bedeutet auch, du darfst dieses Recht NIEMAND ANDEREM geben! Und genau das realisieren ja viele moderne Menschen:

"Wenn ich dieses Recht – das Recht, meinen Wert zu bestimmen und zu validieren – irgendeinem anderen Menschen gebe, ...welchem Menschen kann ich wirklich vertrauen?"

Es stimmt, wenn du einem Menschen das Recht gibst, über deinen Wert zu bestimmen, wird er dieses Recht früher oder später bewusst oder unbewusst missbrauchen. Oder dieser Mensch wird dich eines Tages verlassen, spätestens wenn er stirbt.

“sensitive souls don’t have it easy in this cruel world. they feel like their souls are getting trampled on in so many ways… that’s why you see their eyes light up when they can caress a face or an animal, or breathe in the scent of a flower… and be..”Sereno Sky, author of the Hippie novel “Lonely Traveller”
Photo by Kinga Cichewicz / Unsplash

Rissige Zisternen

Wir Menschen sehnen uns nach einer absolut sicheren Grundlage für unseren Selbstwert, etwas das unerschütterlich ist und stabiler als alles andere, was wir kennen. Wir wollen keine Grundlage, die einmal so und dann wieder ganz anders ist. Jeremia spricht in diesem Zusammenhang über rissige Zisternen in Jeremia 2,13:

Denn mein Volk tut eine zwiefache Sünde: Mich, die lebendige Quelle, verlassen sie und machen sich Zisternen, die doch rissig sind und das Wasser nicht halten.

Gott ist die lebendige Quelle. Ihn zu verlassen ist die eine Sache, Lösungen zu suchen die nicht helfen können, die andere. Wir versuchen unsere Identität zu festigen und graben unsere eigenen Zisternen (Brunnen), die das Wasser jedoch nicht halten können. Diese Lösungen sind nur kurzfristige Schnell-Lösungen. Jede Person und jede Sache neben Gott, von der du Selbstwert und Bestätigung erwartest – dich miteinbezogen – ist eine rissige Zisterne, die dich enttäuschen wird.

Wertschätzung von oben

Ein weiterer Aspekt, der ins Gewicht fällt, ist folgender: Je höher du die Person achtest, die dir Wert zuspricht, desto grösser wird dein Selbstwertgefühl. Wenn dir jemand ein Kompliment macht, den du auf Augenhöhe respektierst, dann fühlt sich das gut an. Wenn dir aber jemand ein Kompliment macht, den du sehr hochachtest, dann wirst du dich für den Rest deines Lebens daran erinnern.

Bespiel: Du stehst als Musiker auf einer Bühne und spielst ein Konzert. Im Publikum ist ein Musiker, der dich sehr inspiriert hat und den du hoch achtest. Nach dem Konzert kommt er zu dir und macht dir ein Kompliment. Dieses Kompliment ist mehr wert, als der Applaus von tausend anderen Leuten.

Mit anderen Worten: Du hast keinen Selbstwert, es sei denn, jemand, den du wertschätzt, wertschätzt dich! Wenn dich jemand verehrt, den du verehrst, dann ist das der Himmel auf Erden! Warum? Weil es nur so funktioniert! Wenn dich jemand anschaut, den du wortwörtlich verehrst, und du merkst, dass diese Person deine Schönheit sieht und sich an dir freut, was gibt es Grösseres?

Zu wissen, dass Gottes Augen auf dir ruhen und er sich an dir freut aufgrund dessen, was Jesus für dich tat, ist die stabilste, tiefste und kraftvollste Identität, die es gibt! (Tim Keller)

Diese Gewissheit wird zunehmend eine Realität in deinem Herzen, indem du dich regelmässig und bewusst Gott zuwendest durch geistliche Übungen wie Lesen in der Bibel, Gebet, Anbetung, Rechenschaftsbeziehung mit anderen Christen.


Fortsetzung

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