Wie Gott denkt unterschiedet sich grundlegend von unserer menschlichen Sicht. Kannst du dich darauf einlassen und die darin liegende Hoffnung ergreifen?
So vieles, was wir als negativ beurteilen, sieht Gott aus einer ganz anderen Perspektive. So vieles, was wir anstreben und unbedingt brauchen um glücklich zu sein, hat bei Gott keine Bedeutung. So vieles, was uns zu unscheinbar, zu klein und zu unspektakulär erscheint, hat unschätzbaren Wert im Himmel.
Der Referenzpunkt
Anfang dieses Jahres begann ich mit einer neuen täglichen Routine: Psalmen beten. Ich lese einen Psalm oder Abschnitt davon und bete anschliessend entsprechend. Etwas sehr Unspektakuläres. Ich vergleiche es mal mit dem morgendlichen Blick in den Spiegel: Wir tun das jeden Tag und adjustieren, was nicht ist, wie es sein sollte. Etwa so fühlt es sich an. Ich schaue ins Wort Gottes und spiegle mein Leben, meine Gedanken, Motive, Gefühle daran. Das, was Gott sagt, wird zu meinem Referenzpunkt. Und dabei wird mir klarer denn je, wie anders Gott ist und denkt, als der Zeitgeist, als die Strömungen unserer Zeit, als meine menschliche Natur.
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Jesus hat zu Lebzeiten viel darüber gesprochen, wie Gott - sein Vater im Himmel - die Dinge sieht und beurteilt. Ein bekanntes Beispiel dazu sind folgende Worte:
»Glücklich zu preisen sind die, die arm sind vor Gott; denn ihnen gehört das Himmelreich.
Glücklich zu preisen sind die, die trauern; denn sie werden getröstet werden.
Glücklich zu preisen sind die Sanftmütigen; denn sie werden die Erde als Besitz erhalten.
Glücklich zu preisen sind die, die nach der Gerechtigkeit hungern und dürsten; denn sie werden satt werden.
Glücklich zu preisen sind die Barmherzigen; denn sie werden Erbarmen finden.
Glücklich zu preisen sind die, die ein reines Herz haben; denn sie werden Gott sehen.
Glücklich zu preisen sind die, die Frieden stiften; denn sie werden Söhne Gottes genannt werden.
Glücklich zu preisen sind die, die um der Gerechtigkeit willen verfolgt werden; denn ihnen gehört das Himmelreich.
Glücklich zu preisen seid ihr, wenn man euch um meinetwillen beschimpft und verfolgt und euch zu Unrecht die schlimmsten Dinge nachsagt. Freut euch und jubelt! Denn im Himmel wartet eine große Belohnung auf euch.
Matthäus 5.3-12
Wie bitte? Wer trauert, arm ist im Geist, nach Gerechtigkeit hungert, zu Unrecht verleumdet, verfolgt und beschimpft wird, soll ein Glückspilz sein? Warum sagt Jesus sowas? Ist das Sarkasmus und nicht ernst zu nehmen? Aus menschlicher, vielleicht auch aus europäischer Sicht sind das doch Zustände, aus denen man so schnell wie möglich heraus zu kommen versucht. Es sind Dinge, die man niemanden wünscht und vor denen wir einander gerne bewahren würden. Doch Jesus sagt, dass darin ein Geheimnis verborgen ist. Dass bei ihm andere Gesetzmässigkeiten gelten: Nicht, wer von allem Leid verschont bleibt, ist glücklich, sondern wer von Leid erlöst wird. Nicht, wer keine Verluste erleidet, sondern wer Trost findet. Nicht, wer keine Schuld hat, sondern wer Vergebung empfängt. Nicht, wer alles hat, sondern wer bereit ist, alles zu verlieren, um Jesu willen.
Ewigkeitsperspektive
Bei den Worten von Jesus wird klar: Das JETZT ist nicht das Ende. Es gibt auch ein MORGEN. Es gibt eine Welt, ein Leben, eine Zukunft, die auf uns warten, von der wir kaum einen Schimmer haben, wie positiv, erfüllend und überwältigend sie sein wird: Das Leben nach dem Tod. Die Ewigkeit. Sie hält für alle, die Jesus annehmen und glauben, so vieles bereit, worauf wir jetzt vielleicht verzichten müssen, nur in einer viel besseren Version als wir es hier je erleben könnten.
Es bedingt nur, dass ich Jesus glaube. Dass er der Weg zu diesem ewigen Leben ist. Dass er sein Versprechen halten wird. Dass ich mich hinein nehmen lasse in seine Perspektive, die von der Ewigkeit her auf mein Leben blickt. Doch, ich stelle immer wieder fest, wie schwer mir das fällt, wenn ich mit meiner jetzigen Realität konfrontiert bin. Wie schnell ich das wunderbare MORGEN aus den Augen verliere. Wie schnell mein mühsames, aber auch schönes, bequemes JETZT viel mehr Gewicht und Bedeutung hat als die Zukunft.
Helena Kreis brachte in der Livestream-Predigt "Innovation Liebe" das aufrüttelnde Beispiel von einem jungen Mann, der Jesus fragte, was er tun müsse um ewiges Leben zu erhalten. Er führte ein vorbildliches Leben, hielt sich seit seiner Jugend an alle Gebote. Doch als Jesus ihn aufforderte sein Vermögen zu verkaufen und den Erlös den Armen zu schenken, weil er dadurch im Himmel einen Schatz haben wird, entschied er sich dagegen. Wie mein Sohn, wenn ich ihn frage, ob er lieber jetzt ein Gummibärchen haben möchte oder morgen etwas Besseres, wählt er das, was er kennt und jetzt haben kann.
Wenn wir nur glauben könnten, was das MORGEN für uns bereithält. Wenn wir uns nur auf dieses Wagnis einlassen könnten, es auszuprobieren...
Ein Satz, den ich kürzlich gelesen habe, hat mich aufgewühlt:
Sünde besteht im Wesen nicht darin, dass man nicht glaubt, dass es Gott gibt; sie besteht darin, dass man nicht glaubt, dass er von Belang ist.
Timothy Keller
Die Frage klingt jetzt banal, aber ich hab sie mir gestellt: Glaube ich wirklich, dass Gott DEN Unterschied in meinem Leben macht? Dass seine Realitäten erfüllender, stärker, grösser sind als das, was mein Leben hier und jetzt ausmacht? Warte ich auf seine Führung, als ob er der Einzige ist, der weiss, was das Beste für mich ist? Reagiere ich auf seine Stimme, als ob sie jene meines guten Hirten wäre? Lebe ich, als ob das MORGEN entscheidender wäre als das JETZT? Glaube ich, dass Gott von Belang ist?
In mir wächst ein Hunger, Gott wirklich ernst zu nehmen. Ihn beim Wort zu nehmen. Ich möchte alles auf die eine Karte setzen: Auf sein Wort. Obwohl diese Welt mir viele andere vielversprechende Optionen schmackhaft machen will. Und ich vertraue voller Hoffnung, dass Gott allen Mangel, allen Verlust, alle Schwachheit, die ich in diesem Leben durchlaufe, ausfüllen wird. Ja, dass eine Fülle auf uns wartet, die alles übersteigt, was wir jetzt bereits mit Gott erleben.
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