Wir sind alle unterwegs. Auf unserem Lebensweg. Mal langsamer, mal schneller. Es ist egal, wie weit wir schon sind, Hauptsache unterwegs. Und Hauptsache unterwegs mit Gott. Doch, wohin sind wir unterwegs? Welches Ziel verfolgen wir?
Unser Leben ist eine Reise
Als ich kürzlich die vielen Trauerkarten las, die wir als Familie zum Tod meiner lieben Schwiegermutter bekommen hatten, traf mich ein Satz besonders. Da schrieb jemand, den ich nicht kenne, dass meine Schwiegermutter uns vorausgegangen sei auf der Reise, auf der wir alle unterwegs sind. So hätte ich das nie formuliert, denn momentan ist sie vor allem nicht mehr da und fehlt uns. Doch der Satz blieb in meinen Gedanken haften und ich dachte darüber nach. Was für ein schönes Bild: Unser Leben als eine Reise. Mit verschiedenen Aussichtspunkten, Ruheplätzen, Hindernissen, Abenteuern, Weggefährten. Es ist keine touristische Konsumreise mit Luxus und Komfort. Eher eine Wanderung. Eine Pilgerreise. Mit dem eigenen Gepäck auf dem Rücken, ohne fixen Wohnsitz. Als Fremde unterwegs in die ewige Gemeinschaft mit Gott.
Ein Pilger zu sein bedeutet,
sich langsam vorwärtszubewegen,
zu spüren, wie dein Gepäck immer leichter wird,
nach Schätzen mit Ewigkeitswert zu suchen,
die Fragen deines Herzens zuzulassen,
unterwegs zu sein in Richtung des heiligen Bodens deiner ewigen Heimat
mit leeren Händen und nackten Füssen.Aus dem Gedicht "Tourist or Pilgrim" von Macrina Wiederkehr
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Das Reiseziel
Meine Schwiegermutter war sich ihres Reiseziels sehr bewusst: Sie freute sich darauf, bald Jesus in seiner ganzen Herrlichkeit zu sehen. Mit ihrem Tod hat sie dieses Ziel erreicht. Und ihr Tod ändert meine Perspektive auf das Leben. Dieses Bild der Reise hat mich neu aufgewühlt: Ich bin unterwegs in die ewige Gemeinschaft mit Jesus. Die fantastischste, gewaltigste Hochzeit zwischen Jesus, dem Bräutigam und der Kirche, seiner Braut, wartet auf uns. Ist mir das bewusst, während ich unterwegs bin? Während ich mit den Herausforderungen des Weges kämpfe oder mich an der wunderschönen, saftigen Auenlandschaft freue, durch die mein Weg gerade führt?
In der letzten Livestreampredigt sprach David Gasser darüber, dass wir in Gefahr stehen der Kirche zu folgen, anstatt Jesus. Wir leben dann für eine Idee, für das Gute, wollen Menschen gewinnen, wir setzen uns ein für die Kirche. Das alles ist nicht falsch, aber was treibt mich wirklich an? Ist es die Liebe Gottes für mich persönlich? Folge ich Jesus nach? Oder möchte ich gut sein? Besser als andere? Erfüllen? Dazugehören? Wenn ich nicht Jesus nachfolge, nicht nah bei ihm bin, nicht Gemeinschaft mit ihm pflege, auf seine Stimme höre und ihr folge, warum will ich dann nach meinem Tod für immer mit Jesus zusammensein? Würde ich jemand heiraten wollen, den ich nicht gut kenne?
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Ruhe als Quellort
Ich habe in den vergangenen Wochen etwas ganz neu entdeckt: Die Stille. Von meiner Persönlichkeit her bin ich ein Mensch, der nicht gerne allein ist. Besser fühle ich mich, wenn ich mit Menschen zusammen bin, mit jemand reden kann, irgendwo dabei sein kann. In den vergangenen Wochen war das wenig möglich. So machte ich mich öfters allein auf um zu spazieren, irgendwo auf eine Bank zu sitzen. Draussen in der Natur, ohne Ablenkung, kam ich ins Gespräch mit Jesus, hatte ich intensive Begegnungen mit ihm. Da kamen Dinge in meinem Herzen hoch, die ich lange vergraben hatte, die keinen Raum hatten. Da konnte ich Jesus mein Herz weiter öffnen.
Ich hab realisiert, dass ich schlussendlich allein auf meiner Reise unterwegs bin. Klar, da sind immer auch andere Menschen, die mich ermutigen, ein Stück weit tragen, mir den Weg zeigen. Da sind Menschen, denen ich weiterhelfen kann, denen ich vorangehen kann, die ich mitnehmen und begleiten kann. Doch ich muss meinen Weg gehn. Nicht einen individualistischen, egoistischen Weg, sondern den Weg, auf den Jesus mich ruft. Ob ich seinem Ruf folge, ist in meiner Verantwortung. Es ist meine Entscheidung. Und weil ich mich hinter niemand verstecken kann, ist die Stille ein wundervoller Ort, wo ich mir dessen immer wieder bewusst werden kann.
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Der treuste Weggefährte
David aus der Bibel hat viel Zeit in der Stille verbracht, während er mit seinen Schafen unterwegs war. Auch er beschreibt im Psalm 23 unser Leben als eine Reise: Er spricht von saftigen Wiesen, von Ruheplätzen am stillem Wasser, von irreführenden Pfaden und von finsteren Schluchten, die beängstigend sein können. Aber David hat das Wesentliche verstanden: Ob der Abschnitt seiner Reise schön & leicht, anstrengend oder gar bedrohlich ist, er ist nie allein. Jesus ist immer mit ihm. Er führt, tröstet, stärkt, heilt, ermutigt, trägt, versorgt jeden Einzelnen, der ihn sucht, auf dieser Reise.
Auf welchem Abschnitt der Reise befindest du dich gerade? Jesus ist da und führt dich auf seinem Pfad. Folge ihm voller Vertrauen und Mut. Es lohnt sich.