/ Ethik

Was darf es kosten?

Joanna Hunziker-Merk Joanna Hunziker-Merk

Lockdown, Gesundheitskosten und wirtschaftlicher Verlust. Wie lässt es sich rechnen und was darf es kosten?

Immer wieder werden Stimmen laut, wie sich das alles berechnen lässt, wieviel ein Leben kosten darf, wie sich das Verhältnis von Lockdown, Leben retten und wirtschaftlichen Folgen verhält. Diese Stimmen werden immer lauter und finden nicht überall Anklang. Ein harscher Vergleich, die Millionen Verluste gegenüber den Zahlen, der an Covid-19 erkrankten Menschen. Ist er berechtigt? Verwerflich? Unethisch? Oder doch nötig?

Zuhause bleiben und Leben retten. Das war die Parole der letzten Wochen. Sehr viele haben sich daran gehalten, viele aus Solidarität, andere aus Pflichtgefühl und wieder andere, weil sie gar keine andere Wahl hatten, da ihre Arbeitsstelle geschlossen war. Kurzarbeit, Zwangsferien, Kredite des Bundes an Unternehmen und selbständig Erwerbende wurden gesprochen. Spitäler liefen im "Notfallbetrieb", die Stationen wurden geleert, keine geplanten Operationen oder Untersuchungen durchgeführt, Gebärende schnell wieder nach Hause geschickt.

We were on a medical mission for spine surgery in Monterrey, México. Our team took care of more than 60 patients all over Mexico with a group of volunteers including doctors, nurses, admin team, and more…
Photo by Luis Melendez / Unsplash

Ein Tag auf der Intensivstation kostet mehr als 1000 CHF. Covid-19 Patienten sind schwerkranke Menschen, die zum Teil mehrere Wochen auf der Intensivstation verbracht haben und nicht nur an der Lunge erkrankt waren. Laut Statistik haben Patienten, die beatmet werden mussten eine Überlebenschance von 50%. Die Spitäler waren bereit für die Welle, zusätzliche Beatmungsgeräte der Armee standen bereit, Vorräte an Schlafmittel waren angeschafft.

Zahlen. Wir versuchen, alles in Zahlen zu messen. Statistiken, Defizite, Verluste, Arbeitslosenquote, Infizierte, Genesene und Verstorbene. Und einige versuchen das in ein Verhältnis zu bringen: Patientenzahlen und wirtschaftliche Verluste. Pointierte Aussagen sorgten in den letzten Tagen für Empörung: «In der Schweiz gehen Milliarden von Franken verloren, damit es einige Hundert Tote weniger gibt», sagte der Investor Samih Sawiris in einem Interview mit der SonntagsZeitung.

Data reporting dashboard on a laptop screen.
Photo by Stephen Dawson / Unsplash

Ich bin nicht so der Zahlenmensch, von wirtschaftlichen Entwicklungen verstehe ich wenig, ich sehe und pflege die kranken Menschen und bin daher eher Mitverursacher der hohen Kosten. Ich sehe den Menschen, telefoniere mit Angehörigen, die ihre Liebsten nicht besuchen dürfen. Sie fragen mich, ob wir denn lebensverlängernde Massnahmen durchführen und ob der Partner nicht sterben könne, weil sie nicht zu Besuch kommen kann? Lebensverlängernde Massnahmen werden auf der Intensivstation durchgeführt. Ob jemand nicht sterben kann wegen dem Besuchsverbot? Nein. Das sind Fragen, die Angehörige beschäftigen.

Ich kann sehr wohl nachvollziehen, dass die Stimmen der Wirtschaft laut werden. Die Verluste sind immens. Die Arbeitslosigkeit steigt, die Folgen des Lockdowns werden sich erst noch zeigen.

Es ist ein Dilemma, das sich nicht mit Parolen und Artikeln auflösen lässt. Es geht um Wert, Wertevorstellungen, Existenz und Geld. Das liebe Geld. Wieviel ist ein Leben wert? Wieviel darf es kosten? Wer bezahlt dafür?

A twenty-four year old woman counting dollar bills.
Photo by Sharon McCutcheon / Unsplash

Geld. Die Schweiz als reiches Land hat Geld, Wohlstand, ein ausgezeichnetes Gesundheitssystem, Krankenversicherungen, die sehr viele Leistungen zahlen. Wir sind ein Volk von tüchtigen Arbeitern, haben die höchste Arbeitsstundenwoche im Vergleich zu anderen Ländern und wir sind gut im Sparen, Vorsorge treffen und Haushalten.

Was darf da ein Leben kosten? Wo ziehen wir die Grenze und wer setzt die Grenze? Der Kontostand des Bundes? Die Volkswirtschaft? Unsere Ethik?


Photo by Micheile Henderson / Unsplash

Wert. Wer gibt dir Wert? Wer sagt, wann ein Leben wertvoll ist und wann nicht mehr? Die Bibel gibt Antworten. Sie sagt, jeder Mensch ist von Gott geliebt und wertvoll. Sie sagt auch, wir sollen Schätze im Himmel sammeln und unser Dasein auf der Erde ist begrenzt, doch es gibt ein Leben nach dem Tod und wir können mit Gott zusammen in Herrlichkeit leben, von Ewigkeit zu Ewigkeit, ohne Schmerzen und Krankheit, ohne Sorgen. Mitnehmen können wir nichts, Polo Hofer sang schon: "S letschte Hemmli het keni Seck". Bezahlen können wir auch nicht mit unserem Geld.

Es ist aus Gnade, dass Jesus Mensch wurde, für unsere Schuld und Verfehlungen gestorben ist und wenn wir seinen Namen anrufen, öffnet er uns den Zugang zum Himmel. Gerettet aus Gnade, ein Geschenk, das ich annehmen darf.

The Bible at church was open on this famous passage: for God so loved the world that he gave his only son so that whoever believes in him should not perish but have eternal life.
Photo by James Coleman / Unsplash

Die Bibel hat eine Weltanschauung und diese passt immer weniger zur heutigen Zeit. Eine Zeit, wo der Mensch seine eigenen Massstäbe setzt und sich nicht mehr von einem Gott und seinen Massstäben prägen lässt. Eine Zeit, wo der Mensch denkt, er könne sich alles aus eigener Leistung zurechtbiegen, fast ewig auf dieser Erde leben und in erster Linie für sich selber denken, schauen und handeln.

Das Leben von Jesus war da anders. Er hat gut zu sich geschaut, um für andere da zu sein, seinen Auftrag von Gott ausführen zu können: Menschen zu zeigen, wer dieser Gott ist, was er über die Menschen denkt und was er für einen Plan hat mit ihren Leben.

In Gottes Augen ist jedes Leben lebenswert und ewig leben wir erst nach dem Tod. Krankheit und Sterben gehören zum Leben wie arbeiten und geniessen. Wir können nicht das eine gegen das andere ausspielen. Es braucht eine grosse Schau und die hat Gott. Er möchte sie dir zeigen!

Sich über Krankheit, lebensverlängernde Massnahmen und den Tod Gedanken zu machen, das ist unschön und abschreckend. Covid-19 führt uns dies vor Augen, dass es zum Leben gehört, auch wenn wir das lieber anders hätten, ich inklusive. Was darf dein Leben kosten? Hast du eine Antwort?

Wilderness
Photo by Ravi Roshan / Unsplash

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