Ein paar Gedanken zu Angst, Risikogruppen, Kontrolle und was Jesus zu Frieden sagt.
Immer wieder werde ich gefragt, ob ich denn keine Angst hätte vor dem Virus, vor Covid-19, Corona, da ich auf der Intensivstation Patienten betreue, die an diesem Virus erkrankt sind. Meine Antwort: Nein. Doch es macht mich nachdenklich, dass ich eben so oft gefragt werde und ich frage mich dann selbst auch, ob ich es unterschätze? Falsch einschätze? Zu gutgläubig bin? Die Gefahr nicht erkenne? Betriebsblind bin?
Laut Experten leidet jeder siebte Schweizer an einer Angststörung. Diese Zahl hat mir sehr erschüttert. Ich kenne selbst Angstzustände, totale Überforderung, Angst, nach der Narkose nicht mehr zu erwachen, die Angst, ein Flugzeug zu betreten. Während der Risiko-Schwangerschaft mit unserem dritten Kind hatte ich solche Angstattackten. Ich, als medizinisches Fachpersonal, ich, als jemand, der so gerne fliegt und über mehrere Jahre berufsbedingt mit der Rega um die Welt geflogen ist. Mich hatte die Angst gepackt. Nicht ständig und dauernd, Gott sei Dank! Es waren Momente, einzelne, wenige und doch in Erinnerung bleibende Momente der Angst. Die meiste Zeit war ich getragen, zuversichtlich und ruhig im Vertrauen auf Gott, dass er über dem ungeborenen Kind wacht, ich hatte diese tiefe Überzeugung, dass Er ein Wunder tun kann und wir reale Chancen auf ein gesundes Kind haben werden. Doch gab es diese Angstmomente und völlige emotionale Instabilität. Rückblickend waren es die Hormone, die enorme Anspannung, die Belastung und Überforderung, einzig Gott vertrauen zu können und das Aushalten müssen der Situation. Es gab kein Zurück, nur ein Warten auf die Geburt.
Als Gesellschaft sind wir auch am warten. Warten, bis es vorbei bist, bis die Massnahmen gelockert werden, die Kinder wieder in die Schule dürfen, alle Läden wieder geöffnet sind. So gerne wäre ich an meinem Geburtstag am Abend in ein Restaurant gegangen! Bald, bald. Oder auch nicht so bald. Was passiert mit der Angst? Ist die dann auch weg? Experten warnen vor massiven Folgeschäden.
Die schwerkranken Patienten, die ich auf der Intensivstation betreue, werden mit dem Ende der Massnahmen nicht einfach gesund sein, einige werden möglicherweise verstorben sein. Das ist meine berufliche Realität. In einem Instagram Post hat jemand die Zahlen von Covid-19-Toten mit den Zahlen von Suiziden, Abtreibungen und Menschen, die täglich an Hunger sterben in Verbindung gebracht. Unser Fokus als Welt liegt nur auf einer dieser Zahlen, der kleinsten im Vergleich. Hunger, Suizid und Abtreibungen gibt es schon so viel länger und es ist so viel weiter weg, als das kleine Virus, dass nun alle Länder und jeden einzelnen persönlich betrifft. So funktioniert unsere Gesellschaft. Die persönliche Angst ist da mitten drin, wenn auch nicht bei allen gleich.
Wieso ich keine Angst vor dem Virus habe? Ich weiss es auch nicht. Ich fühle mich getragen und sicher und es ist grad schwer erklärbar. Es ist nicht nur wegen den Schutzkleidern, die ich konsequent anziehe im Umgang mit diesen Patienten. Es ist auch nicht nur, weil wir sonst auch infektiöse und schwerkranke Menschen betreuen. Vielleicht auch.
Nur weil ich keine Angst habe, beschäftigt es mich trotzdem, dass Angst so ein grosses Thema ist. Angst um die Arbeitsstelle, die Gesundheit, die Existenz, die Freiheit. Sommerferien ade? Gut möglich, Balkonien und eigener Garten statt Strand und Hotel.
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Es kursieren Videos von Predigern, die sagen, als Christen dürften wir keine Angst haben! Nun dürfen und haben sind zwei Paar Schuhe. In der FCTchurch Livestream Predigt vor ein paar Wochen war es mir wichtig zu sagen, dass Angst real ist und wir diese nicht unterdrücken dürfen oder wegdenken können. Emanuel Hunziker hat über Angst gepredigt letzten Sonntag, über Kontrolle und die Frage, ob Gott das Weltgeschehen noch unter Kontrolle hat.
Wer hat es noch unter Kontrolle? Daniel Koch, unser Held der Nation? Für mich eine Inspiration, Gott sei Dank wurde er nicht schon pensioniert und ist sein Einsatz unermüdlich. Herr Berset macht das echt auch sehr professionell und so viel Deutsch wie er sprechen muss? Da käme ich mit meinem Französisch echt an meine Grenzen. Chapeau! Die Forschung tüftelt am Impfstoff und die Schweiz ist vorne mit dabei. Wann kommt er? Das sind alles Sicherheiten, Eckpfeiler und Hoffnungsträger. Sind es genug?
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Kurz bevor er starb, sagte Jesus zu seinen Nachfolgern:
Dies habe ich mit euch geredet, damit ihr in mir Frieden habt. In der Welt habt ihr Angst; aber seid getrost, ich habe die Welt überwunden. Johannes 16,33
Frieden als Antwort auf die Angst. Nach Frieden sehnen wir uns alle, gesucht wird er an verschiedensten Orten. Wo suchst du? Ich durfte die letzten Tage mit verschiedenen Senioren aus unserer Gemeinde telefonieren. Alle sind isoliert, gehören zur Risikogruppe, haben kaum Aussenkontakt und alle sind sie getragen in ihrem Glauben. "Ich habe ja den Herrn! Wir haben es gut." "Wir sind getragen.", waren die Aussagen. Eine andere Seniorin erzählte, dass sie oft angerufen werde und wie sie dann die Leute ermutigen müsse. "Die brauchen das! Und ich habe solch eine Freude im Herrn, ich kann das nicht verstecken!" Das sind so gute und positive Nachrichten in dieser Zeit der Unsicherheit und Angst. Vorbilder sind sie!
Auch Jesus möchte dir nah sein, denn er weiss, was Angst bedeutet, er hat es durchlebt und Er möchte dir Frieden geben. Frieden, der deinen Verstand übersteigt, der weit mehr ist als alle Sicherheiten, die uns die Regierung bietet, weit mehr, als jede Schutzmaske und weit tiefer reicht, als deine dunkelsten Gedanken.
Stell dich deiner Angst und streckt dich aus nach diesem Frieden vom Himmel! Gott hat es unter Kontrolle, er wacht über dir.