Da sitz ich nun, im zweiten Anlauf. Mein Post soll fröhlich sein, witzig und leicht, wie die Brise und das schöne Sommerwetter. Doch beim ersten Schreibversuch gelang mir nur Schwere und Stirnrunzeln.
Mein Mann sagt ja, dass ich "Girly Posts" schreibe! Boah, was sind denn das für Anmassungen! Und doch bin ich ein Girl, ein Mädchen, eine Frau und vielleicht hat er ja doch ein bisschen Recht. Nun möchte ich nicht nur einen "Girly Post" schreiben, sondern etwas Humorvolles und Lustiges und Leichtes, so leicht verdaulich wie die sommerliche Küche. Doch beim ersten Schreibversuch gelang mir das Gegenteil. Schwere, Trauer, Not für Menschen, die mir lieb sind und ihre schwierigen Situationen waren Inhalt meiner Gedanken. Und der Zustand, dass ich keine Lösungen habe, ihnen nicht helfen kann, plagte mich. Mein Zyklus hat diesen Zustand noch verstärkt (eben doch "Girly Post" - ein Hoch auf die weiblich-zyklischen Hormonschwankungen!). Schlechtes Timing. Nun lag ich in der Zwischenzeit in der Sonne, tankte die Wärme, Vitamin D und versuche es noch einmal. Denn nur wer selbst zu sich schaut, kann anderen helfen.
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Letzte Woche waren mein Mann und ich in einem kurzen "Timeout à deux" - zwei Nächte campen am Zürichsee, ohne Kinder, ohne Verpflichtung, wir und unsere Soulboxx. Zeit, die Seele baumeln zu lassen, Zeit zum Baden, mal durchatmen, schlafen unter dem Baum (mein Mann), lesen auf dem Liegestuhl an der Sonne (ich). Mein Mann las auch, ein Buch über Ehe und ein Buch über Co-Abhängigkeit und immer wieder erzählte er mir vom Gelesenen. Ihm gingen Kronleuchter auf! Beziehungen sind etwas vom wertvollsten, dass es gibt! Gleichzeitig etwas vom kompliziertesten und komplexesten, das es zu verstehen gibt. In meinen Büchern geht es auch um Beziehungen, doch ich lese Romane mit Happy End! Da kann ich in die Geschichte eintauchen und mich aufs glückliche Ende freuen. Und wenn es dann am Schluss noch einen "Epilog" hat, dann ist meine kleine Fantasiewelt auf dem Liegestuhl in Ordnung.
Im Alltag ist das nicht immer so. Und solche Situationen haben mich so bedrückt am Wochenende, als ich eigentlich diesen Post hätte schreiben sollen. Situationen von Menschen, die mir wichtig sind und davon gibt es viele! Ich darf mich glücklich schätzen. Meinen Umgang damit, den muss ich immer wieder lernen. Aber nicht nur der Umgang mit den Situationen meiner Nächsten und Lieben, auch mit mir selbst.
Unser behinderter Sohn ist gut gestartet auf der Entlastungswohngruppe, die er seit zwei Monaten jeden Mittwochnachmittag besucht. Der Ort ist toll, die Leute so einfühlsam und kompetent. Er geht sehr gern und fühlt sich wohl. Er lernt neues, wird umsorgt, es wird auf ihn eingegangen und sein persönliches Highlight: Der Besuch des Clowns! Alles nur positiv. Das, was ich nicht positiv finde, ist der Name: Entlastungs-Wohngruppe. Da sträubt sich alles in mir... Doch es sind nur die Worte, die mich stören und nicht der Ort und schon gar nicht, dass unser Sohn gerne dort ist. Es stört mich, dass ich mir eingestehen muss, dass ich, dass wir Entlastung brauchen. Wir als Ehepaar, als Eltern und die Geschwister. Entlastung bedeutet, seine Lasten zu teilen, andere tragen mit und es wird leichter. Das erleben wir in kleinen Schritten. Das tut wohl. Es wird leichter.
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Es ist nichts vorgefallen, wir meistern unseren Alltag und wir lieben all unsere drei so verschiedenen und einzigartigen Kinder! Wir machen keinen Unterschied zwischen "gesund" und "behindert" und alle drei geben uns so viel zurück. Wir hadern nicht mit dem Schicksal, wir leben wie eine gewöhnliche Familie: Skiferien, Reka-Ferien und bald gehen wir ans Meer. Wir stehen weder kurz vor einem Burnout noch streiten wir uns die ganze Zeit. Und doch nehmen wir dieses Angebot an, im Wissen, dass es richtig, wichtig und gut ist für alle - das sagen andere betroffene Eltern und Fachpersonen. Es ist ein Investieren in unsere Familie und unsere Zukunft. Ein Investieren in unsere Ehe, denn die Scheidungsrate bei Eltern mit behinderten Kindern ist noch höher als die bekannten fünfzig Prozent. Es ist keine Schande und auch kein Zeichen von Schwäche, Hilfe anzunehmen, es ist Ehrlichkeit und Stärke. Es wird leichter im Alltag, wir schonen Kräfte und wir alle finden einen Weg, den wir als Familie gehen möchten. Ein Weg, der geh bar ist, oder eben rollstuhlgängig ist! Das macht Mut und gibt Leichtigkeit. Diesen Weg zu finden, ist gar nicht so leicht, doch wer suchet, der findet! Suchst du schon?
Sich Hilfe holen ist zwar modern und gesellschaftstauglich - in den meisten Gesellschaften auf jeden Fall. Unter Christen? Da bin ich mir nicht immer so sicher. Probieren wir es selbst, bis es nicht mehr geht? Oder warten wir auf das "Wort des Herrn", der mit sagt, ich solle nun doch mal bitte Hilfe holen? Oder bete ich und wenn es dann doch nicht besser wird, hole ich mir dann erst Hilfe? Fragen, auf die ich nur für mich persönlich eine Antwort habe. Kannst du sie für dich beantworten?
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Zurück zur Leichtigkeit! Sonne, Licht und Wärme tun unserem Gemüt gut, das ist lebensnotwendig und wir sind geschaffen, um im Licht zu leben, nicht in Dunkelheit. Wolken ziehen immer wieder auf, manchmal auch ein Gewitter und Kräfte und Energie entladen sich. Die Natur hat da ihren Weg und ihre Gesetze. Immer wieder spielen diese verrückt und brechen alle Rekorde! Klimaerwärmung ist nichts Gutes und doch lässt sich die Natur nicht wirklich kontrollieren. Ich muss schmunzeln über die Bauernregeln und höre mir die Rekorde und Messwerte in den Nachrichten ebenfalls an. An meiner Situation ändert sich deswegen nichts. Keine Bauernregel kann mir da weiterhelfen, keine noch so tolle Weisheit und Erfahrung die Lösung servieren. Es gibt nur einen, der das kann, weil er uns kennt, sieht und liebt. Einer, der uns tragen möchte, der uns heilen und wiederherstellen möchte. Einer, der noch so viel mehr bereit hält, als wir uns erdenken oder erbitten können. Einer, der unser Leben leichter macht. Kennst du ihn?
Ich kenne ihn und lerne ihn immer besser kennen. Jesus neu entdecken, das ist der Traum von FCTchurch und da ich Teil dieser Kirche bin, ist es auch zu meinem Traum geworden. Als Person bin ich keine Träumerin, ich möchte, dass Träume Realität werden! Wovon träumst du?
Leichtigkeit, Meer, Sonne - da geht es hin! Mit vollgepacktem Auto: Sonnencreme, Bücher, Rollstuhl, Epi-Medis und Handwaschmittel. Das und noch so manch anderes, alles dabei. Oh ja genau, nicht im Gepäck ist mein Liegestuhl - es hat einen vor Ort, das hat mein Mann für mich abgeklärt!
Einen schönen Sommer wünsch ich dir! Zeit, nach Leichtigkeit zu suchen und manchmal findet Mann und Frau sie dort, wo Hilfe angeboten und angenommen wird. Oder wenn Träume wahr werden. Nicht in der Einsamkeit, sondern mitten unter Menschen, mitten im Leben.