Jedes Jahr bewirkt der Frühling einen Neuanfang in der Natur. Ich mag den Zauber dieses Neuanfangs. Doch nicht nur in der Natur gibt es Neuanfänge.
Frühlingsduft. Das erste Schneeglöckchen. Der Baum vor unserer Wohnung blüht bereits. Wenn ich nach draussen trete und die sanfte Frühlingsluft einatme, höre ich das Summen unzähliger Bienen. Die kalte Bise des Winters ist einem warmen Lufthauch gewichen. Es verschlägt mir nicht mehr den Atem, wenn ich tief einatme.
Ein Neuanfang liegt in der Luft.
Jedem Anfang wohnt ein Zauber inne. (Hermann Hesse)
Etwas Neues machen, geschäftig sein, neue Dinge in Angriff nehmen, das entspricht meiner Persönlichkeit. Wenn ich etwas tun kann, fühle ich mich gut, wertvoll, wertgeschätzt. Wenn ich etwas Neues tun kann – dann umso mehr. Etwas, das noch nie jemand getan hat. Das tönt spannend. Dinge gelingen mir. Ich kann viel leisten, ich erhalte Bestätigung. Ich erhalte Anerkennung.
Doch ich spüre auch einen Neuanfang im Herzen und das ist etwas ganz anderes. Nichts, was ich leisten kann. Nichts, was ich kontrollieren kann. Dafür gibt es keine Bestätigung, keine Anerkennung. Es ist etwas, das aufkeimt und mich überrascht. Ein kleiner, grüner Halm bricht durch die Erde hindurch. Er ist so zart und ich frage mich, woher er die Kraft nimmt, die feste Erdoberfläche zu durchbrechen. So wie die Schneeglöckchen.
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Ich glaube schon seit vielen Jahren an den einen ewigen Gott der Bibel, den Schöpfer des Himmels und der Erde. Ich glaube, dass wir als Menschen von unserem Schöpfer getrennt sind und dass Jesus, Gottes Sohn, diese Trennung aufgehoben hat durch seinen Tod am Kreuz. Das ist Erlösung. Doch was bedeutet es wirklich, erlöst zu sein? Wie fühlt es sich im Alltag an?
Die Bibel spricht von Götzen. Ein veraltetes Wort, finde ich. Was sind Götzen? Ein Götze war früher ein Objekt, das angebetet wurde. Die Menschen erwarteten von einem Götzen Schutz, Wegweisung, Hilfe – eben Erlösung. Sie erwarteten einen Neuanfang. Einen Ausweg aus ihrer jetzigen Situation. «Wenn dieser Götze mir hilft, dann geht es mir gut», dachten sie sich.
Gibt es auch heute noch Götzen?
Wie überrascht war ich, einen in meiner Wohnung zu finden! Er ist nicht aus Holz oder Stein. Er steht nicht an prominenter Stelle auf meinem Büchergestell.
Er wohnt in meinem Herzen.
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«Wenn ich Anerkennung erhalte für das, was ich getan habe, dann geht es mir gut.»
Eigentlich ja etwas ganz Normales und ich glaube, dass wir alle immer wieder Anerkennung brauchen für das, was wir tun. Problematisch ist der zweite Teil des Satzes: «... Dann geht es mir gut.»
Denn das bedeutet, dass es mir nicht gut geht, wenn ich keine Anerkennung erhalte. Es bedeutet, dass ich Anerkennung brauche, damit es mir gut geht. Es bedeutet, dass ich leisten muss, immer mehr, konstant, um diese Anerkennung zu erhalten.
Ich bin in einer Familie aufgewachsen, in der Leistung viel zählte. Wir leben in einer Gesellschaft, in der Leistung viel zählt – ja vielleicht alles ist? Das wage ich zu behaupten.
Leistung zeichnet aus, sie wertet, sie macht Menschen zu «Etwas». Position, Macht, Ehre, Geld! Das eine folgt auf das andere.
Doch was geschieht, wenn plötzlich nichts mehr davon da ist, und ich nicht mehr leisten kann? Dann stehe ich resigniert vor meinem Götzen und merke: Er kann mir nicht helfen. So lange ich Anerkennung bekomme, fühle ich mich gut. Wenn nicht, geht es mir schlecht und ich will alles daran setzen, diesen Zustand zu ändern.
Doch es gibt einen Neuanfang. Es gibt diese Erlösung. Jesus sagt, dass er uns von unseren Götzen befreien will. Ist das möglich? Eine hochtrabende Behauptung!
Doch, es ist möglich. Ich spüre, wie es gerade jetzt in meinem Herzen geschieht. Wie es aufkeimt. Jesus möchte den Platz des Götzen in meinem Herzen einnehmen. Gebe ich ihm diesen Platz? Bin ich bereit, loszulassen? Es fühlt sich nicht gut an. Anerkennung und Leistung gibt Sicherheit. Ich kann es kontrollieren.
Jesus kann ich nicht kontrollieren. Er ist eine Person, die mit mir in Beziehung tritt. Er hat Kraft, übernatürliche Kraft. Und sie ist es, die jetzt in meinem Herzen wirkt. Ich suche die Beziehung zu Jesus, ich bete. Ich schütte mein Herz vor ihm aus. Ich bitte ihn, mich zu erlösen, neu mit mir in Beziehung zu treten. Zu mir zu sprechen. Und während ich bete, erfüllt Ruhe mein Herz. Wo ich vorher Leere spürte, fühle ich mich jetzt erfüllt. Ich fühle mich komplett. Wo ich vorher auf der Jagd nach Anerkennung war, fühle ich mich frei. Wie ist das möglich?
Ich möchte dich ermutigen, es auszuprobieren. Jesus möchte dich befreien. Er ist nur ein Gebet entfernt.
Was ist dein Götze?