"Wir alle haben einen Hunger" – dieses dumpfe, leere Gefühl in uns, diese Einsamkeit, diese Schwere mit der unser Kopf abends ins Kissen fällt, wenn niemand es sieht.
Dieser Artikel wurde im Original von Luke Greenwood, dem Director von Steiger Mission Europe in englischer Sprache verfasst und von Emanuel Hunziker auf Deutsch übersetzt.
Irgendwie gehört es zum Menschsein: Dieses Grundgefühl, das uns von Geburt an etwas fehlt. Eine diffuse Sehnsucht nach etwas, das ausserhalb von uns selbst und ausserhalb dieser Welt existiert. Hie und da bringen aufrichtiger Künstler den Mut auf, diese Sehnsucht in Worte zu fassen und in ihrer Kunst auszudrücken.
Genau das wagte Florence Welch auf ihrem neuen Album High as Hope, das im Juni 2018 erschien. Florence + the Machine ist eine erfolgreiche britische Indie Rockband, gegründet im Jahr 2007.
Im Gespräch über "High as Hope" beschreibt Florence, wie sie ihren Hunger nach Liebe zu stillen versuchte. Sie kam zum Schluss: "Etwas ausserhalb von mir muss das beheben. Ich dachte, ich könnte die Lösung daten... ich könnte die Lösung trinken oder einnehmen. Dieses Album entstand aus der Feststellung: Nein, kannst du nicht!"
Ich dachte, Liebe sei in den Drogen
Doch je mehr ich nahm, desto mehr nahmen sie von mir
Und ich bekam nie genug
Ich dachte, Liebe sei auf der Bühne
Du verschenkst dich an Fremde
Du brauchst keine Angst zu haben
Und dann versucht es ein Zuhause mit Menschen zu finden
Oh, und ich bin alleine
Seh' alles nur noch negativ und starre auf mein Mobiltelefon
Wir alle haben einen Hunger
Wir alle haben einen Hunger
Wir alle haben einen Hunger
Wir alle haben einen Hunger
(Aus “Hunger” von Florence + the Machine, Deutsche Übersetzung)
Auf dieses Lied angesprochen erklärt Florence: "Ich dachte an etwas das grösser ist als romantische Liebe. Ich suchte Liebe in Dingen, die keine Liebe waren. Dieses Lied entstand aus der Frage: Was ist es denn, das ich ausserhalb von mir suchte?"
Das ist die entscheidende Frage, die wir uns alle stellen sollten. Die zur Zeit vorherrschende Denkweise in der westlichen Gesellschaft geht stark davon aus, dass nichts Übernatürliches existiert und dass wir Menschen darum auch nichts brauchen, das von ausserhalb von uns selbst kommt. Doch wenn wir ehrlich sind, müssen wir Florence recht geben: Wir brauchen etwas Grösseres.
Wie eine Fortsetzung von "Hunger" widmet sich das Lied "Big God" (Grosser Gott) derselben Thematik. In einem anderen Interview erklärt Florence, dieses Lied habe sie "über dieses Gefühl geschrieben, wenn dir jemand nicht auf deine SMS antwortet. Dieses moderne Phenomen, das man 'ghosten' nennt, was eines meiner Lieblingsworte ist, aber eindeutig nicht zu meinen Lieblingsgefühlen gehört. Ich beschrieb es jemandem und erhielt die verblüffende Antwort: 'Du brauchst einen grossen Gott!' – als ob die Bedürftigkeit in mir so riesig wäre, dass es etwas immens Grosses bräuchte, um sie zu stillen."
Manchmal denke ich, es wird besser
Und dann wird es noch viel schlimmer
Ist es einfach Teil des Prozesses?
Nun, Jesus Christus, es schmerzt
Du brauchst einen großen Gott
Groß genug um sich deiner Liebe anzunehmen
Du brauchst einen großen Gott
Groß genug um dich auszufüllen
(Aus “Big God” von Florence + the Machine, Übersetzung auf Deutsch)
Ich habe grossen Respekt vor der Echtheit und den rohen Emotionen, die Florence in diesen Liedern ausdrückt. Sie geht aber noch weiter und traut sich, die tiefste Sehnsucht unserer säkularen, materialistischen Kultur treffend zu artikulieren. Ich glaube, wir sollten es Florence gleich tun und uns auf eine ehrliche Suche nach Wahrheit und Bedeutung begeben.
Das zentrale Thema für Florence ist Liebe und das innige menschliche Bedürfnis, geliebt zu werden. Die wahr Tragödie liegt tragischerweise in unserer Unfähigkeit diese Liebe zu finden, geschweige sie zu definieren. Unsere Konsumkultur sucht sofortige Befriedigung und hat unsere Beziehungen in Mitleidenschaft gezogen. Wir verpflichten uns, so lange eine Beziehung unsere Bedürfnisse befriedigt und erfüllt. Doch mit der Zeit flachen die Gefühle wieder ab und wir ziehen weiter.
Tief im Inneren bleibt diese dumpfe Leere zurück, hervorgerufen durch eine Weltanschauung, die davon ausgeht, dass da draussen zwar so etwas wie Wahrheit und Bedeutung existiert, aber niemand mit Sicherheit wissen kann, was das genau ist und wo man es findet. Wir bleiben alleine zurück und suchen weiter nach diesem Etwas, ohne Hoffnung darauf, jemals fündig zu werden.
Doch an diesem Punkt liegen wir falsch. Unsere tiefe innere Sehnsucht nach etwas, die über unser Sein hinaus geht, weist darauf hin, dass es mehr geben muss.
Der Author C.S. Lewis beschreibt es so:
Wenn wir in uns selbst ein Bedürfnis entdecken, das durch nichts in dieser Welt gestillt werden kann, dann können wir daraus schließen, dass wir für eine andere Welt erschaffen sind.
Diese innere Leere die Florence beschreibt, weist in dieselbe Richtung. Ich glaube dieses Etwas, nach dem wir suchen, ist Gott. Ich glaube wir wurden erschaffen und sind nicht aus Zufall hier, sondern die Welt um uns herum weist auf ein intelligentes Design und einen Schöpfer hin.
Augustinus betete einst:
Unruhig ist unser Herz, bis es ruht in dir. Denn auf dich hin hast du uns geschaffen.
Wenn das stimmt, dann gibt es Hoffnung. Unser Hunger nach Liebe und die tief in uns sitzende Bedürftigkeit können gestillt werden. Jesus sagte einmal: Niemand liebt seine Freunde mehr als der, der sein Leben für sie hergibt. Und genau das tat Jesus: Er gab sein Leben für uns. Das ist genau die Art von Liebe, nach der wir uns sehen.
Florence hat recht: Diese Liebe kommt von aussen. Diese Liebe ist göttlich. Sie ist nichts Vages oder Undefiniertes, und auch nicht etwas, nach dem wir suchen müssen ohne Hoffnung es jemals zu finden. Diese Liebe ist einzigartig und klar definiert. Sie ist vollkommen und gibt sich zu erkennen: in der Natur, in der Bibel und in der Person von Jesus. Wir können ihn finden, weil es genau das ist, was er will.
Autor dieses Blog-Artikels: Luke Greenwood, Director von Steiger Europe
Original Artikel: Florence + The Machine's “Hunger” for a “Big God”
Deutsche Übersetzung: Emanuel Hunziker
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