"Nur das Beste - keine Reste", so lautete der Titel der Predigt vom vergangenen Sonntag. Sie hat mich zum Denken angeregt.
"Gott will nur das Beste!" Mit diesem Satz begann Josua Hunziker am vergangenen Sonntag seine Predigt.
In meinen Ohren tönte das so: "Gott will, dass ich noch mehr leiste!" Sofort scannte ich innerlich alles, was ich so tue. Ob ich wohl das Beste gebe? In jedem Bereich? Ob es wohl genügt? Oder ob es da einen Bereich gibt, wo ich mehr tun sollte? Die Fragen schossen mir unweigerlich durch den Kopf.
Doch halt - war es denn auch so gemeint?
Nur Höchstleistung ist gut genug
Je länger ich zuhörte, desto klarer wurde mir, dass diese eine kurze Aussage in einem einzigen Moment viel mehr über mich offenbart hatte, als mir lieb war. Dieser Satz, "Gott will nur das Beste", sagte eigentlich mehr aus über mich als über Gott. Er konfrontierte mich mit meinem Gottesbild und mit meiner Prägung.
Wir leben in einer leistungsorientierten Gesellschaft. Von klein auf habe ich gelernt, dass es immer ein "gut" und ein "schlecht" gibt. Mit jeder Note, die ich in der Schule erhielt, fühlte ich mich gestempelt - gut oder schlecht. Es wurde mir aufgedrückt, ob mir das passte oder nicht, ob es die tatsächliche Situation erfasste oder nicht.
Ich habe gemerkt, dass ich durch Leistung in meinem Leben viel erreichen kann. Vielleicht bin ich nicht überall besonders begabt, aber wenn ich überdurchschnittlich viel leiste, kann ich auch das wettmachen. Ich habe gelernt, dass ich mit Leistung Bestätigung erhalte. Die Gewissheit, dass ich gut bin. Genüge.
Krampfen ohne Anerkennung
Doch wie lange geht das gut? So lange, bis die Kräfte am Ende sind. Als Mutter von bald zwei Kindern weiss ich, wie es sich anfühlt, einen ganzen Tag zu meistern mit nur ein paar vereinzelten Stunden Schlaf. Ich weiss, was es bedeutet, Tag für Tag ein Mittagessen auf den Tisch zu zaubern, Berge von Wäsche zu bewältigen und kreativ einen Trotzanfall meines Dreijährigen zu umschiffen.
Gesehen wird das eigentlich von niemandem. Anerkennung gibt es von meinem Mann, aber nicht von dieser Gesellschaft. Niemand applaudiert mir, niemand schreibt nach einem langen, kräftezehrenden Tag die "Note 6" auf mein Blatt.
Das Beste von mir oder für mich?
Woher also die Bestätigung nehmen? Die Gewissheit, dass ich mein Bestes getan habe und dass es reicht?
"Gott will nur das Beste FÜR MICH!" Die Umdeutung des Satzes während der Predigt öffnete mir die Augen. Gott sieht meinen Einsatz für meine Kinder und mein Zuhause, und er ist stolz auf mich. Er weiss, was es bedeutet, Kinder aufzuziehen, denn er selbst ist unser Vater.
Gott will nicht, dass ich über meine Grenzen hinausgehe. Er will nicht, dass ich mehr gebe als ich habe, mich selbst ins Burnout treibe, meinen Körper ausraube, nur weil ich denke, es sei nie genug. Nur um die Anerkennung einer Gesellschaft mit hohen Massstäben zu erhalten, oder meinen eigenen Ansprüchen zu genügen. Er will, dass ich seine Ruhe finde.
Echte Anerkennung
Göttliche Ruhe ist mehr als einfach ein bisschen Entspannung und Wellness zwischendurch. Es ist mehr, als einen Morgen für mich ganz allein zu haben, auch wenn ich merke, dass ich das immer wieder brauche und mir herausnehmen muss.
Göttliche Ruhe ist ein Ort des Friedens, wo ich all meine Anerkennung und Bestätigung von dem einen Gott erhalte, der mich geschaffen hat. Eine Sicherheit, dass das genügt, was ich habe und gebe.
Das ist es, was Gott mir geben will - SEIN Bestes! Wenn ich immer wieder an diesen Ort der Ruhe zurückkehre, im Gebet, im Reden mit Gott, merke ich, wie tiefer Friede in mein Herz einkehrt. Wie sich mein Fokus ändert. Ich kann wegschauen von meiner eigenen Leistung, von allem, was nicht perfekt ist, hin zu dem Gott, der mir echte Erfüllung und Anerkennung gibt.