Webstühle sind rar geworden — nicht so in Rickenbach TG. Magdalena Hvalic ist Handweberin und zeigt, wie sich Menschen und Kulturen auf kreative Art und Weise verbinden können.
Das Fest der Kulturen hat die Multikulturalität in Rickenbach gewürdigt. Auch die Kunsthandwerker des Dorfes haben in der Turnhalle der Primarschule ausgestellt. Mittendrin: Magdalena Hvalic, Mitglied von FCTchurch. Die Handweberin hat federführend die Künstler des Dorfes für diesen Grossanlass versammelt und präsentierte ebenfalls ihr selten gewordenes Handwerk. Ein grosser Webstuhl mit aufgespannter Webarbeit lässt die Besucher staunen. Den Interessierten erklärt Magdalena die teilweise komplexen Abläufe zur Realisierung eines Webmusters.
Nähen als Sprache ohne kulturelle Grenzen
Viele lokale Besucher kennen Magdalena persönlich. Sie ist in der örtlichen Schulbehörde und hat vor eineinhalb Jahren im Dorfkern Rickenbach ein Atelier eröffnet, das auch für andere Leute offensteht. An zwei Tagen in der Woche können Menschen umsonst vorbeikommen, sich kreativ ausleben und neue Kontakte knüpfen. Wer auch immer möchte, kann seine persönlichen Arbeiten mitbringen oder einfach im Atelier sein. An den anderen Wochentagen arbeitet Magdalena gewerblich mit Aufträgen. „Nähen und Handarbeiten ist eine Sprache, die Menschen aus der ganzen Welt verstehen“, sagt sie, die selber in verschiedenen Kulturen gelebt hat.
Jeden einzelnen so annehmen, wie er ist
Seit der Eröffnung hat es schon viele interessante Begegnungen gegeben. „Eine Frau, die sich nach dem Tod ihres Mannes stark zurückgezogen hat, ist immer wieder zu mir gekommen und hat mir Webgarn geschenkt“, erzählt Magdalena. „Durch die Begegnungen im Atelier hat sie neue Kontakte und schliesslich auch neuen Mut bekommen, herauszutreten und als langjährige Gipsbildnerin an unserer Ausstellung teilzunehmen.“ Dieses Erlebnis hat Magdalena besonders gefreut, denn es ist ihr Anliegen, der heutigen Vereinsamung entgegenzuwirken. Ihr Ziel, dass Menschen aus verschiedenen Kulturkreisen und verschiedenen Alters sich im Atelier ganz ungezwungen kennenlernen und begegnen können, hat sie ebenfalls schon erreicht: „Die Ateliergäste sind so durchmischt, wie ich es mir gewünscht habe.“ Es kommen Frauen mit Kindern, andere suchen die Gelegenheit, Deutsch zu lernen. „Oder sie kommen auch einfach nur, um zu plaudern. So konnten schon viele Freundschaften geknüpft werden.“
Ihr Rezept für den Umgang mit so unterschiedlichen Menschen: „Ich möchte jeden Einzelnen so annehmen, wie er ist.“