Woher kommst du? Wohin gehst du? Ist das Leben, das du lebst, auch das Leben, das du leben willst?
Bist du zufrieden? Ich meine wirklich zufrieden?
Nicht einfach so im Stil von 'Ja ich muss ja dankbar sein, es geht mir ja gut, ich hab ja alles. Ich will ja nicht klagen. Ich kann ja zufrieden sein...' Musst du? Willst du? Kannst du? Resultiert Zufriedenheit daraus, dass du alles hast, was du brauchst? Ja, was brauchst du denn wirklich? Wieviel brauchst du? Wieviel genügt? Wieviel ist ungenügend?
Da war dieser junge Mann namens Petrus. Ein dynamischer, leidenschaftlicher Kerl. Er ging sehr entschlossen durchs Leben. Er tat, was er für richtig hielt. Er ging dahin, wo er wollte. Sein Wille und seine Entschlossenheit brachten ihn weit. Seine Redebegabung verschaffte ihm Respekt und Anerkennung. Er wurde in den engsten Kreis der Jungs von Jesus befördert. Dieser setzte sehr auf Petrus und betete für ihn, dass er nicht vom guten Weg abkommt. So weit so gut.
Begabung und Entschlossenheit
Mit menschlicher Entschlossenheit und Begabung kommst du sehr weit. Petrus kam weit. Er drang im entscheidenden Moment bis in den Innenhof des Hohepriesterlichen Palastes vor. Petrus hatte Beziehungen. Er kannte die richtigen Leute. Er brachte es weit mit dem, was ihm gegeben war. Er konnte gut reden. Er war ein Draufgänger. Doch als Petrus gefragt wurde, ob er nicht auch zu diesem Jesus von Nazareth gehöre, redete er sich lautstark heraus und verneinte dreimal vehement. Kurz darauf bereute er sein Verhalten sehr und weinte bitterlich. Warum? Weil er so weit gekommen war und seinem grossen Vorbild Jesus doch beweisen wollte, wie loyal er zu ihm stand. Aber im entscheidenden Moment kriegte er kalte Füsse. Oder war alles einfach ein Tick zuviel verlangt? Hatte er sich selbst zu sehr unter Druck gesetzt?
Anders gefragt: Wo war Petrus in diesem Moment? Physisch nah bei Jesus. Sie hatten sogar Blickkontakt. Er war zur richtigen Zeit am richtigen Ort. Wo war sein Herz? Es rutschte ihm wortwörtlich in die Hose, gefangen in den unerbittlichen Krallen der Angst. Angst, nicht genügend respektiert und anerkannt zu sein. Angst vor Ablehnung. Angst um sein eigenes Leben.
Wenn es dich auffrisst
Du möchtest zu den Guten gehören. Du strengst dich an. Du willst mit dabei sein und gehst darum vielleicht weiter als andere. Auch weil dir Gaben gegeben sind, die andere so nicht haben. Doch obwohl du nah dran bist und zum erlauchten Kreis gehörst, bleibt dein Herz gefangen. Gefangen in Fesseln der Angst. Angst vor der Bedeutungslosigkeit. Du versuchst, diese Angst zu unterdrücken. Oder zu betäuben. Über weite Strecken mag das auch erfolgreich gelingen. Doch mit der Zeit zerstört es dich innerlich. Es frisst dich inwendig auf.
Dieser Aspekt kommt erschütternd, so wie auch wachrüttelnd in der Biographie des kürzlich verstorbenen DJ Avicii zum Tragen. Songs wie 'Wake Me Up' machten ihn weltbekannt. Doch sein Erfolg machte ihn nicht glücklich, sondern krank.
Was wir von Aviciis Tod lernen können – und müssen
Unter diesem Titel schrieb Ilona Kriesl, Redakteurin für Wissenschaft und Gesundheit, im deutschen Wochenmagazin Stern einen Artikel. Hier ein paar Auszüge daraus:
Tim Bergling, so sein bürgerlicher Name, starb am 20. April im Alter von 28 Jahren im Oman. Seitdem kursieren Spekulationen um die Todesursache, die offiziell nicht genannt wird und auch nicht genannt werden muss. Warum? Weil das Wissen um die Art und Weise eines Todes nichts mehr an der Tatsache ändert, dass es so weit gekommen ist. Klar ist: Avicii war krank. Seelisch wie körperlich.
Avicii entwickelte eine Angst- und Panikstörung, die ihn vor jedem Auftritt quälte. Er arbeitete bis zum Exzess, tourte um den ganzen Globus, schlief wenig. Um den Stress zu vergessen, ließ er sich volllaufen. Dabei hatte sein Körper längst kapituliert.
Stress macht nicht automatisch krank. Problematisch wird es aber, wenn Leistungsdruck und Ängste nicht mehr abreißen. Nicht selten führen sie dann in eine Abwärtsspirale, an deren Ende seelische und körperliche Leiden stehen. Die gute Nachricht: Hilfe ist an jedem einzelnen Punkt dieser Spirale möglich. Und dafür braucht es wenig: lediglich den Mut, für sich und andere einzustehen.
Was bleibt von Avicii, dem Ausnahmekünstler? Seine Musik, sicher. Noch besser, wenn es diese Botschaft wäre: hinschauen statt wegschauen. Nachfragen statt schweigen.
Ist es erlaubt, bei dir nachzufragen? Und wenn jemand fragt, bist du dann ehrlich? Wer hat das Recht, in dein Leben hinein zu sprechen? Gibt es jemanden, dem du vertraust und bei dem du dir sicher bist, dass er dich aufrichtig liebt und darum echt und ehrlich zu dir ist? Wer stoppt dich, wenn du aufs falsche Gleis gerätst und deine Bremsen versagen? Wer darf dich auf den Boden der Realität zurück holen und dir zu jeder Zeit und in jeder Lebenslage auf Augenhöhe begegnen?
Gottes Selfie
In der Bibel steht, dass jeder Mensch von Gott als sein Ebenbild erschaffen wurde – ihm ähnlich. Sein Selfie sozusagen. Gott ist gut, ja er ist sogar pure Liebe. Wenn das stimmt, dann ist es irgendwie nachvollziehbar, dass jeder Mensch den Wunsch in sich trägt, das Gute zu tun. Du willst zu den Guten gehören. Du willst mit dabei sein. Bei den Guten. Bei den Gewinnern. Bei den Siegern. Bei den Innovativen. Bei den Schlauen. Du willst dich zugehörig fühlen. Du willst dich gleichwertig fühlen.
Dazu gehören
Alfred Adler, Begründer der Individualpsychologie, formulierte es so: Gelingt es einem Menschen in seiner privaten Logik nicht, sich dazugehörig zu fühlen, wird er (Fehl-)Ziele anstreben, um sich seinen Wert zu sichern. Je tiefer der Minderwert eines Menschen, desto höhere Fehlziele wird er benötigen, um seinen Minderwert zu überwinden. Er nennt beim erwachsenen Menschen fünf Fehlziele:
- Entschuldigung eigener Mängel
- Überhöhte Aufmerksamkeit
- Streben nach Macht, Geltung, (moralischer) Überlegenheit
- Streben nach Rache und Vergeltung
- Rückzug
Kommt dir ein Fehlziel bekannt vor? Das Gefühl der Zugehörigkeit geht einher mit Gleichwertigkeit. Gleich viel wert sein wie die anderen. Darum geht es, sagt Adler. Doch wenn du eines oder mehrere dieser Fehlziele anstrebst, um deinen Minderwert zu besiegen, wirst du ziemlich sicher übers Ziel hinausschiessen und dich wertvoller fühlen als andere. Das führt wiederum dazu, dass du auf sie herabschaust. Nun fühlst du dich zwar wertvoll, sogar wertvoller als andere, was dich wiederum einsam macht. Sprich, das Gefühl der Zugehörigkeit, nach dem du dich sehnst, bleibt aus. Und das wiederum will kompensiert werden. Und so weiter und so fort...
Petrus wollte dazugehören. Er strebte nach Überlegenheit. Er wollte Jesus beweisen, dass er weiter geht als alle anderen Jungs. Doch am Ende versagte auch er. Er überschätzte sich. Jesus hat das kommen sehen, hörte aber trotzdem nicht auf, Petrus zu lieben und an ihn zu glauben. Petrus erkannte durch sein Versagen, dass sein Geltungsdrang keine stabile Grundlage ist, um erfolgreich zu leben. Jesus half ihm auf die richtige Spur, als er ihn nach seiner Auferstehung drei Mal fragte: Petrus, liebst du mich? Da realisierte Petrus, dass der allerbeste Antrieb im Leben die echte, ehrlich und aufrichtige Liebe zu Jesus ist.
Fünf Antreiber
Der amerikanische Transaktionsanalytiker Taibi Kahler hat fünf Antreiber definiert, die als typisch für die Selbststeuerung von Menschen gelten:
- Gefalle.
- Sei Stark.
- Beeil Dich.
- Sei perfekt.
- Streng Dich an.
Diese Antreiber müssen nicht zwangsläufig negativ sein. Sie können dir auch als Teil deiner Persönlichkeit gute Dienste erweisen. Die Frage stellt sich, wie weit du damit kommst. Und es wird spätestens dann problematisch, wenn diese Antreiber zu Sklaventreibern werden.
Was treibt dich an?
Sind es diese Antreiber? Oder ist es echte, ehrliche und aufrichtige Liebe? Gott wurde Mensch, um dich von deinen Fehlzielen und knechtenden Antreibern zu befreien. Er kam, damit du dich tief in deinem tiefen Innern zugehörig fühlen kannst. Zugehörig zu Gott, weil er durch seinen Sohn Jesus mit dir Frieden schliessen will. Zugehörig zu dir selbst, wo du dir fremd geworden bist. Und zugehörig zu deinen Mitmenschen im Sinne von gleichwertig. Auf gleicher Augenhöhe. Von Mensch zu Mensch. Von Herz zu Herz. Das ist die Art von Zufriedenheit, die Petrus finden durfte. Auch du kannst sie finden.
Bist du zufrieden?
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